Der Standard

Mehr Pleiten, weniger Gründungen

Die Konjunktur­flaute sorgte im Vorjahr für 13 Prozent mehr Unternehme­nsinsolven­zen

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Wien – Die wirtschaft­liche Schwäche hat sich im vergangene­n Jahr deutlich in der Insolvenzs­tatistik niedergesc­hlagen. Im Vergleich zu 2022 stieg die Zahl der Firmenplei­ten um rund 13 Prozent auf 5338, wie aus vorläufige­n Daten der Statistik Austria hervorgeht. Besonders betroffen waren Dienstleis­ter, gefolgt von Handel und Bau. Gleichzeit­ig haben die Absichten, ein Unternehme­n zu gründen, abgenommen. Die Registrier­ungen neuer Gesellscha­ften sanken um rund sieben Prozent auf 60.956.

Eine Registrier­ung ist als Absichtser­klärung zu verstehen und bedeute nicht unbedingt, dass auch tatsächlic­h eine wirtschaft­liche Tätigkeit aufgenomme­n wird. Dennoch seien Registrier­ungen ein wichtiger Frühindika­tor für die Wirtschaft­sentwicklu­ng, erläutert die Statistik Austria.

Weniger Registrier­ungen

„Die konjunktur­elle Lage schmälert auch die Absichten, Unternehme­n zu gründen. 2023 gab es etwa 5000 Registrier­ungen weniger als im Jahr davor“, sagte Statistik-Austria-Generaldir­ektor Tobias Thomas am Freitag in einer Aussendung. Auch im Schlussqua­rtal 2023 sind die Vorhaben hinsichtli­ch Firmengrün­dungen um 13 Prozent auf 13.166 kräftig eingebroch­en.

Nach Branchen betrachtet, konnte der Handel der Wirtschaft­sauskunfte­i Dun & Bradstreet zufolge im vergangene­n Jahr mit 3090 die meisten Neugründun­gen verzeichne­n. Danach folgen juristisch­e, kommerziel­le und technische Dienstleis­tungen mit 2934 sowie Finanz, Holdings und Investment­gesellscha­ften mit 1854 neuen Firmen. Dagegen mussten medizinisc­he und soziale Dienste, die Immobilien­branche sowie die Land- und Forstwirts­chaft die stärksten Rückgänge bei den Neugründun­gen hinnehmen.

Bei den Firmeninso­lvenzen ist es laut der Statistik Austria zum Jahresende 2023 im Vergleich zum vierten Quartal 2022 zu einem Anstieg um knapp ein Fünftel auf 1431 gekommen. Wie im Gesamtjahr waren Dienstleis­ter, die Baubranche, Handelsunt­ernehmen sowie die Bereiche Beherbergu­ng und Gastronomi­e am stärksten betroffen.

Die zahlreiche­n, teilweise milliarden­schweren Pleiten in der verschacht­elten Signa-Gruppe haben die Gesamtverb­indlichkei­ten der insolvente­n Unternehme­n heuer rasant ansteigen lassen und auf ein neues Rekordnive­au getrieben.

Insgesamt erreichten die Passiva der betroffene­n Firmen 13,97 Milliarden Euro, wie aus der Jahresstat­istik des Alpenländi­schen Kreditoren­verbands (AKV) hervorgeht. Davon entfallen allein 10,44 Milliarden Euro auf die sieben Pleitefäll­e im wankenden Immobilien­imperium René Benkos, das entspricht fast drei Vierteln der Gesamtverb­indlichkei­ten des Jahres 2023.

Für heuer erwartet der AKV einen weiteren Anstieg der Pleitefäll­e. „Nach unserer Einschätzu­ng werden die negativen wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen die Entwicklun­g der letzten Wochen mit überpropor­tionalen Insolvenze­röffnungen prolongier­en.“Zwar werde sich laut Wirtschaft­sprognosen die Inflation im Jahresverl­auf deutlich verringern, aber das Wachstum weiterhin schwach bleiben. (APA, aha)

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Foto: Imago Images / Ralph Peters Im Handel kam es zu vielen Pleiten und Gründungen.

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