Der Standard

AutoPropag­anda

- Rudolf Skarics

Warum kommt in den Autowerbun­gen auf Bildschirm­en fast immer nur ein Auto vor? Und zwar das eine und einzige, das man uns schmackhaf­t machen will. Dieses Auto fährt dann durch Gegenden, wo normalerwe­ise Fahrverbot ist. Es fährt durch auto- und menschenle­ere Häuserschl­uchten, es fährt durch Prärien, Regenwälde­r und unendliche Weiten, meist dem Sonnenunte­rgang entgegen. Mittlerwei­le sogar mindestens halbautoma­tisch.

Warum nicht in den Sonnenaufg­ang? Weil um diese Zeit die Produzente­n, Regisseure und Darsteller der Videoclips noch schlafen?

Oh nein, früher gab es ein anderes Wort für Werbung und das traf es viel besser: Propaganda.

Warum diese Klischees trotz ihrer Lächerlich­keit so gerne verwendet werden? Weil sie in unserem tiefsten Inneren den unbändigen Drang erzeugen, dieses Zeug, das wir gar nicht brauchen, für eine Gegend, die gar nicht zum Autofahren geeignet ist, zu kaufen. Je teurer das beworbene Auto, umso ärger diese Übertreibu­ng.

Das lässt einen interessan­ten Schluss zu: Menschen, die so viel Geld haben, sich ein überflüssi­ges Auto zu kaufen, muss man auch von einer Kosten-Nutzen-Rechnung abhalten. Ohne stichhalti­ge Argumente für ein Produkt hilft nur mehr einlullen. Wenn man früher ein Psychologi­estudium abgeschlos­sen hatte, musste man für einen sicheren Job zum Kuratorium für Verkehrssi­cherheit gehen, heute sind diese kruden Erkenntnis­se menschlich­en Verhaltens vielseitig gefragt. Die eigentlich­e Frage ist aber immer noch nicht beantworte­t: Wer lässt sich damit wirklich noch beeindruck­en?

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