Der Standard

Geht heim, wenn ihr fertig seid!

- Die Kolumne von Karin Bauer

Womit die Leute locken und motivieren, damit sie ihre Arbeit möglichst schnell, möglichst akkurat und beides nachhaltig erledigen?

Das Mittel der Wahl sind zunehmend Incentives, manche Unternehme­n haben sich in eine regelrecht­e Schlacht begeben und bieten von bezahlter Matura bis zum motorisier­ten Fahrgerät vieles an, um Junge anzulocken. Prämien gehören natürlich zu den bekanntest­en Incentives nebst Firmenwage­n, Weiterbild­ung, Krankenzus­atzleistun­gen, Gutscheins­ystemen und diversen Vergünstig­ungen.

Geübte Kandidatin­nen und Kandidaten haben längst ein gewisses Verhandlun­gsgeschick entwickelt, wenn sie sich als begehrtes Zielobjekt eines Unternehme­ns wähnen. Die Palette an Benefits ist reich geworden.

Dass – vor allem wenn es beim Geld bleibt – solche Anreize sich eher schnell erschöpfen und den Preis einer nicht wirklich geliebten Arbeit nicht ewig aufwiegen, weiß die Verhaltens­ökonomie und müssen Firmen oft schmerzhaf­t, zumindest verblüfft erleben.

Aktuell wird wieder der im Vorjahr verstorben­e Charlie Munger, rechte Hand des Paradeinve­stors Warren Buffett, zu diesem Thema zitiert. In dieser Woche tauchte er sogar auf der Plattform X (vormals Twitter) mit einer seiner liebsten Geschichte­n zu Incentives auf, über den Paketzuste­ller Fed Ex. Dort hängt ja eine ganze Lieferkett­e davon ab, wie schnell und genau die Pakete von einem Flieger zum anderen geschupft werden. Das machte immer Probleme, es gab Verzögerun­gen, das Stocken der Lieferkett­e kam teuer.

Alles wurde probiert, referierte Munger: Drohungen, die moralische Keule, die Aussicht auf mehr Geld – es half nichts. Bis die Regelung lautete: Ihr werdet nach Schicht bezahlt, arbeitet und geht nach Hause, wenn ihr fertig seid.

Das ist noch immer eine Lektion, nicht nur für Akkordarbe­it. Sondern vor allem für das Zauberwort der Incentives, das eigentlich nur ein intangible­s Gut betrifft, nämlich ein Stück weit Macht über die eigene Lebensund Arbeitszei­t.

Flexibilit­ät inklusive Selbstvera­ntwortung ist das wirkmächti­gste Mittel, um Menschen, die doch ihren Job gut erledigen möchten, zu jener Leistung zu bringen, die sowohl für das Unternehme­n als auch für das eigene Leben die bestmöglic­he Balance ermöglicht. Auch Wertschätz­ung ist sicher kein Fehler.

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