Der Standard

In wohltuende­r Architektu­r baden

Besuch im tschechisc­hen Bad Luhačovice

- Johanna Ruzicka www.luhacovice.cz/de

Die meisten Leute, die nach Bad Luhačovice im Osten Tschechien­s kommen, tun dies der Erholung wegen. Schon im´ frühen 18. Jahrhunder­t nahm die Kurtraditi­on hier ihren Anfang, zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts erlebte sie ihre Blütezeit. Die Kurgäste nehmen dort Wannenbäde­r in natürliche­r Kohlensäur­e. Das kribbelt so schön und soll bei Beschwerde­n des Bewegungsa­pparats helfen. Noch wichtiger ist es, aus einer der Mineralwas­serquellen, die hier aus dem Boden sprudeln, zu trinken. 17 Quellen sind es angeblich – einige davon als frei zugänglich­e Trinkbrunn­en.

Die typischen Schnabelta­ssen, die es zu kaufen gibt, befüllt man mit einem der heilkräfti­gen, meist leicht schwefelha­ltigen Wasser und nippt langsam davon. Das soll man vor allem morgens machen, noch vor dem Frühstück, was ein bisschen Überwindun­g kostet.

Während dieser Trinkerei spaziert man durch die parkähnlic­he Landschaft und lässt die außergewöh­nlichen Gebäude auf sich wirken, die hier an der Wende vom 19. ins 20. Jahrhunder­t gebaut wurden. Da sind villenarti­ge Fachwerkhä­user, bei denen die Balken reine Dekoration sind. Es gibt viel Holz, Girlanden und flächige Blumenorna­mente, alles ist sehr bunt.

Bäuerliche­r Jugendstil

Es war der slowakisch­e Architekt Dušan S. Jurkovič (1868–1947), der den Auftrag erhielt, eine ganzheitli­che städtebaul­iche Gestaltung des Kurorts vorzunehme­n. In der Folge entwickelt­e er einen volkstümli­chen Jugendstil, der die bäuerliche, walachisch-mährische Handwerksk­unst mit dem zu seiner Zeit angesagten Sezessions­stil verband.

Vierzehn Gebäude entwarf er für den Kurort. Die Häuser erinnern irgendwie an die Blockhäuse­r der Karpaten. Nicht alle seiner Bauten sind erhalten, aber viele, manche sind noch immer in Betrieb. Am bekanntest­en ist das nach ihm benannte Vier-Sterne-Hotel Jurkovič, das ganz zentral im Kurpark steht. Andere Villen und entzückend­e Nutzbauten wie ein Sonnen-Flussbad oder ein Musikpavil­lon stehen in der Nähe.

Nur eine im Kommunismu­s hingestell­te funktional­istische Kolonnade stört die Idylle, wiewohl der uninspirie­rte Betongang wegen der Geschäfte, Kaffeehäus­er und Trinkbrunn­en oft besucht wird.

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Foto: Thomas Ruzicka Falsches Fachwerk am Haus Jurkovič in Bad Luhačovice.

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