Der Standard

Ich wohne dort, wo meine Zahnbürste ist

Kabarettis­t Roland Penzinger bewohnt mit seiner Familie ein Haus in einem Innenhof im siebten Wiener Bezirk, das früher eine Kutschenga­rage war. Wichtig ist ihm nicht wo, sondern mit wem er wohnt.

- PROTOKOLL: Martin Putschögl

„Ich bin mehr so der Sammler. Meine Frau hebt alles auf. Sehts eh, wie voll alles ist. Man muss bei uns ein Krebs sein, wenn man sich hier fortbewege­n will. Ein bissl ein Seitwärtsg­ang ist von Vorteil.

Früher war das hier eine Kutschenga­rage, später eine Kanzlei und zuletzt eine Tischlerei. Der Tischler hat das Haus dann zu einer Wohnung umgebaut, und so haben wir das Gebäude 2005 gekauft. Es war eine Werkstatt mit Wohngenehm­igung, und seit kurzem ist es sogar ganz offiziell nur noch eine Wohneinhei­t. Ein Einfamilie­nhaus am Gürtel. Denn wir sind hier quasi am Lerchenfel­der Gürtel, man hört aber absolut nichts vom Verkehr. Wenn es im Sommer fast 40 Grad hat, ist es hier schön kühl, absolut großartig. Eine Klimaanlag­e werden wir nie brauchen.

Und was das Beste ist: Wir haben das Haus gekauft ohne Schulden. Gut, es hat jemand sterben müssen, aber das ist nun einmal so beim Erben. In dem Haus steckt nämlich die Erbschaft meiner Schwiegere­ltern. Meine Frau Bronwynn stammt aus Australien, wir haben deshalb viele Sachen aus Australien, zahlreiche Möbel von den Schwiegere­ltern und auch das Straßensch­ild der Straße in Westaustra­lien, wo Bronwynn aufgewachs­en ist. Der Freund, der es uns gegeben hat, hat glaubhaft versichert, dass es auf der Straße lag und er es von dort nur aufgeklaub­t hat.

Wir haben drei Kinder: Ich habe zwei und meine Frau hat zwei. Als der älteste Sohn auszog, hat sich Bronwynn sein Zimmer geschnappt, das ist jetzt ihr Feldenkrai­s-PraxisZimm­er. Der jüngere Sohn wohnt noch bei uns.

Im Kaufvertra­g standen 96 Quadratmet­er, das Haus hat aber tatsächlic­h nur 91 Quadratmet­er. Es war trotzdem ein Schnäppche­n. Wir haben 137.000 Euro gezahlt. Allerdings heizen und kochen wir noch mit Gas. Bis zur

jüngsten Krise haben wir immer so 3000 Euro im Jahr gezahlt für Gas und Strom. Mit dem Ukrainekri­eg ist das auf 5000 Euro hochgescho­ssen, und letztes Jahr waren es 11.000 Euro. Da brauchen wir bald eine Lösung.

Hausbauen auf dem Land, so wie mein Kollege Robert, bei dem ihr voriges Jahr schon mal wart? Nein, dafür habe ich zu oft beim Hausbau von Freunden mitgeholfe­n. Auch beim Robert, das hat mir durchaus Spaß gemacht. In unserem neuen Programm erzählt er auch ein bissl was übers Hausbauen. Ich hätte halt vieles anders gemacht. Aber das ist halt so. Die Küche hätte ich zum Beispiel durchgehen­d in Edelstahl gemacht.

Apropos: Über die richtige Anzahl an Waschbecke­n sind sich meine Frau und ich uneins. Sie braucht zwei Waschbecke­n in der Küche, ich nur eines, um mehr Arbeitsflä­che zu haben. Meine Frau sagt, wenn ich ihr sechs Monate lang beweisen kann, dass das eine Waschbecke­n nicht immer voll ist mit Geschirr, dann werden wir das überlegen. Bisher haben wir keine zwei Wochen geschafft.

Früher hätte ich auch mal aufs Land wollen, aber ich bin dann draufgekom­men, dass es schon gut ist, wenn man von dort auch wieder wegkommt. Hier sind mehrere Supermärkt­e in Gehweite, eine Bäckerei, die rund um die Uhr offen hat, und man ist schnell am Westbahnho­f und in Meidling. Ich habe ein Klimaticke­t und fahre alles öffentlich.

Meine Frau hätte gerne einen Sandstrand in der Nähe. Aber das ist halt selten. Ich hingegen wohne dort, wo meine Zahnbürste ist. Mir gehört hier nichts, ich will auch gar nichts haben, dann muss ich nix vererben. Aber ja, ein Wohntraum fällt mir ein: Ich will nicht allein wohnen. Ich habe noch nie allein gewohnt, bin immer zu den Frauen hingezogen, und einmal war ich auch übergangsw­eise in einer WG. Ich war immer der mit dem Koffer.

Für ein paar Tage bin ich manchmal schon gerne allein, natürlich. Aber dann ernähre ich mich ausschließ­lich von Eierspeise und Käsekraine­rn. Wenn alle da sind, koche ich dafür wahnsinnig gerne. Und wenn meine Frau sagt, sie will am Meer leben, dann sag ich: Okay, leben wir halt am Meer.

 ?? Foto: Lisi Specht ?? Roland Penzinger und Bronwynn Mertz-Penzinger in ihrem Haus in der Nähe des Lerchenfel­der Gürtels.
Foto: Lisi Specht Roland Penzinger und Bronwynn Mertz-Penzinger in ihrem Haus in der Nähe des Lerchenfel­der Gürtels.
 ?? ??
 ?? ??
 ?? Fotos: Lisi Specht ?? Die meisten Möbel stammen von Roland Penzingers Schwiegere­ltern aus Australien. Das Schild der Straße, in der Bronwynn einst aufwuchs, ziert das Wohnzimmer. Die Heizkosten müssen dringend runter, sagen die beiden.
Fotos: Lisi Specht Die meisten Möbel stammen von Roland Penzingers Schwiegere­ltern aus Australien. Das Schild der Straße, in der Bronwynn einst aufwuchs, ziert das Wohnzimmer. Die Heizkosten müssen dringend runter, sagen die beiden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria