Let it park!
Die Umgestaltung der Parkplätze schreitet voran. Schon jetzt stehen auf Wiens Straßen 82 Parklets: Das sind begrünte, von der lokalen Bevölkerung gebaute Sitzgelegenheiten auf Stellplätzen für Autos. Knapp zwei Wochen ist noch Zeit, um bei der Stadt weitere Standorte und Geld für den Bau der neuen Exemplare zu beantragen. Doch was bringt so ein Parklet eigentlich? Wie genau verschafft man der eigenen Nachbarschaft eines? Und was gilt es zu berücksichtigen? Verbreitung
Von einer Handvoll auf 82 Exemplare
Das Jahr 2015 markierte den Beginn: Da wurde das erste Parklet in Wien aufgestellt – und zwar in Margareten. International gesehen war die Hauptstadt damit Nachzügler: Als PremierenParklet weltweit gelten ein Stück Rasen, ein eingetopfter Baum und eine Bank in einer Parklücke in San Francisco, die seitens eines Designstudios im Jahr 2005 für zwei Stunden aufgestellt wurden. Das Ziel der Aktion: die Rückeroberung der Stadt durch Bewohnerinnen und Bewohner – weg von Autos, hin zum Aufenthaltsraum für alle. Die Idee kam an, das Studio veröffentlichte Anleitungen für Nachahmer. Schließlich wurden die temporären Interventionen durch fixe, meist von Bewohnerinnen und Bewohnern gebaute Konstruktionen ersetzt, die sich auf der Welt verbreiteten.
Heute werden Parklets von Kommunen unterstützt. Die Stadt Wien erlaubt seit 2020, sie ganzjährig aufzustellen und nicht nur in den warmen Monaten – was den Aufwand verringert. Und Interesse ist genug da: Gab es vor neun Jahren nur eine Handvoll Parklets in Wien, sind es aktuell bereits 82.
Antrag
Im Alleingang oder mit (finanzieller) Hilfe
Wer in Wien ein Parklet aufstellen möchte, braucht dafür eine Genehmigung. Und und um diese zu bekommen, gibt es zwei Wege. Erstens kann jeder und jede bei den Magistratsabteilungen 28 und 46 auf eigene Faust einen Antrag stellen. Voraussetzung sind eine Wohnadresse oder ein Unternehmenssitz am geplanten Aufstellungsort und ausreichend Budget. Finanzieren müssen Interessenten diese Parklets aus eigener Tasche – im Unterschied zu jenen, die den zweiten Pfad gehen: über das städtische Förderprogramm Grätzloase, das vom Verein Lokale Agenda 21 (LA 21) abgewickelt wird. Dort können Entwürfe für Parklets eingereicht werden, die mit bis zu 5000 Euro gefördert werden. Voraussetzung ist, dass bestimmte Kriterien eingehalten werden: So braucht es etwa Begrünung.
Überprüft wird dies von einer Jury. Sie kommt dreimal im Jahr zusammen, der nächste Termin steht demnächst an: Da werden Ideen behandelt, die bis zum 17. März einlangen. Mitglieder der Jury kommen auch aus den Magistraten, sagt LA-21-Geschäftsführerin Sabrina Halkic. Das bringt den Vorteil, dass gleich klar wird, ob ein Entwurf gegen behördliche Vorschriften verstößt – damit er verbessert werden kann, bevor offiziell beim Magistrat um Genehmigung angesucht wird. Resultat seien „Picobello-Anträge“und „extrem hohe Genehmigungsraten“, sagt Halkic.
Design
Von Selbermachen bis Liefernlassen
Innerhalb bestimmter Grenzen ist bei Parklets viel erlaubt. Der Magistrat schreibt vor, dass sie auf Längsparkplätzen maximal zehn Meter lang sein dürfen und auf Querparkstreifen maximal zwei Stellplätze verbaut werden dürfen. Zur Fahrbahn braucht es eine bauliche Abgrenzung. Als Material werden Dreischichtplatten aus Holz empfohlen. Ratsam ist, mehrere Module zu bauen, die gemeinsam das Parklet bilden. So muss nicht die ganze Konstruktion auseinandergenommen werden, sollte sie abtransportiert oder eingelagert werden müssen.
Für all jene, denen das zu kompliziert ist, gibt es eine Alternative: Über das Programm Grätzloase können Fertigteilparklets beantragt werden, die gratis vor die Türe geliefert und aufgebaut werden. Ähnlich wie beim PaxSchrank von Ikea gebe es einen Grundkorpus, der mit verschiedenen Komponenten befüllt werden könne, sagt LA-21-Chefin Halkic. Passenderweise trägt das System den Namen einer schwedischen Kinderbuchfigur: Ronja.
Grün Kühlung für Menschen, Heimat für Insekten
Wer sich Wiener Parklets ansieht, wird bemerken: Viele sind in irgendeiner Form begrünt. In die einen sind Beete für Kräuter und Gemüse fix verbaut, auf anderen lose Töpfe und Tröge mit Blumen, Gräsern, Stauden oder gar Bäumchen arrangiert. Und manche haben Pergolen oder Lauben, an denen sich Kletterpflanzen emporstrecken.
Pflicht und nicht nur dekorative Kür ist eine derartige Bepflanzung für all jene, die sich ihr Parklet von der Stadt fördern lassen. Seit 2021 gibt es Geld nur gegen Grün. Das hat den Hintergrund, dass man sich im Rathaus vorgenommen hat, Mirkogrünräume auszubauen. Im Klimafahrplan der Stadt sind begrünte Parklets als Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel genannt: Sie sollen dabei helfen, die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum an heißen Tagen zu steigern – durch den kühlenden Effekt der Pflanzen auf das Mikroklima.
Auch die Tierwelt profitiert: Für Insekten etwa seien Parklets hilfreiche Inseln im verbauten Gebiet, sagt Halkic – und damit ein Beitrag zur urbanen Biodiversität.
Belebung
Sandkiste, Maltafel, Bücherschrank
Das Parklet soll die tendenziell isolierten Städterinnen und Städter zusammenbringen, es soll dort etwas los sein. Das ist der Anspruch. Aber: Kosten darf das den Nutzerinnen und Nutzern nichts. Das ist die Vorgabe der Stadt Wien. Im Unterschied zu einem Schanigarten darf ein Parklet keine kommerziellen Zwecke verfolgen. Wie aber dem konsumfreien Raum Leben einhauchen?
Die Stadt Wien empfiehlt, bereits beim Entwerfen des Parklets Nutzungsanreize mitzudenken. So können etwa Schachbretter, Sandkisten und Tafeln zum Malen eingebaut oder Tauschgelegenheiten wie Bücherschränke integriert werden. Weitere Tipps zu diesem und anderen Themen gibt die LA 21. Vom Förderprogramm Grätzloase kann zudem Equipment ausgeliehen werden, zum Beispiel Liegestühle und Klappsessel oder Kinderspielzeug und -bücher – etwa für ein Grätzelfest, mit dem ein neues Parklet eingeweiht werden könnte.