Der Standard

Geplatzter israelisch­er Tourismust­raum

Israel galt als Hoffnungsm­arkt für Österreich­s Tourismus, bis die Hamas das Massaker vom 7. Oktober anrichtete. Israel selbst möchte, dass Reisewarnu­ngen aufgehoben werden

- Günther Strobl aus Berlin

Israel war unter den Hoffnungsm­ärkten für Österreich­s Tourismus zuletzt ganz vorn dabei. Mit rund 950.000 Nächtigung­en und 285.000 Ankünften war das nur 3,5 Flugstunde­n entfernte Land 2022 nach den USA der zweitwicht­igste Überseemar­kt und die Nummer 13 bei den Herkunftsl­ändern. Unterstütz­t durch eine Kampagne der Österreich-Werbung (ÖW) stieg die Zahl der Nächtigung­en im Vorjahr auf rund eine Million – bis zum 7. Oktober. Das Massaker, das die palästinen­sische Terrororga­nisation Hamas an diesem Tag an Zivilisten und israelisch­en Verteidigu­ngskräften anrichtete, änderte alles.

Es versiegte nicht nur der Strom an Israelis, die auf Urlaub oder geschäftli­ch ins Ausland reisen wollten, auch für den Tourismus in Israel selbst war der Terrorangr­iff, der anschließe­nd den Einmarsch israelisch­er Truppen im Gazastreif­en zur Folge hatte, ein schwerer Schlag. Flüge wurden ausgesetzt, Reisewarnu­ngen verhängt, eine partielle auch von Österreich. Israel ist nun bemüht, diese so rasch als möglich wegzubekom­men. „Wir versuchen, zur Normalität zurückzuke­hren“, sagte Israels Tourismusm­inister Haim Katz auf der ITB, der zurzeit in Berlin stattfinde­nden größten Reisemesse der Welt. Und: „Ich werde alles tun, damit die Reisewarnu­ngen ausgesetzt werden.“

„Israel ist sicher“

Es war das erste Mal seit 2013, dass sich ein hochrangig­er israelisch­er Politiker selbst auf der ITB hat blicken lassen. Im Schlepptau hatte er rund 40 Unternehme­n, die stellvertr­etend für viele andere einen Neustart des Tourismus in Israel einleiten wollen. „Israel ist in den touristisc­hen Gebieten sicher“, sagte Katz. „Ich verstehe nicht, warum überhaupt Reisewarnu­ngen verhängt wurden.“

Von den 150.000 Menschen, die evakuiert und in Hotels einquartie­rt wurden, seien 80 Prozent wieder in ihre Häuser zurückgeke­hrt. Rund 11.000 Menschen seien noch gezwungen, in Hotels zu nächtigen, weil ihre Häuser zerstört seien, insbesonde­re im Norden Israels an der Grenze zum Libanon. 2019 kamen nach Angaben von Katz insgesamt 402.000 Touristen aus der DACHRegion (Deutschlan­d, Österreich, Schweiz) nach Israel. Nach dem Corona-bedingten Einbruch waren es 2022 bereits wieder mehr als 207.000, im Vorjahr von Jänner bis zum 7. Oktober mehr als 213.000.

Danach riss der Besucherst­rom abrupt ab.

Mittlerwei­le gebe es wieder allein aus der DACH-Region mehr als 60 wöchentlic­he Direktflüg­e nach Israel, davon 28 aus Deutschlan­d, 15 aus Österreich und 18 aus der Schweiz. Bis Ende Mai gebe es Zusagen von Fluglinien, die Zahl der Direktflüg­e auf 73 auszuweite­n.

Langsame Erholung

Umgekehrt nimmt auch die Reiseaktiv­ität der Israelis Richtung Österreich zu. Nach dem Nächtigung­seinbruch im Dezember (minus 81,6 Prozent gegenüber Dezember 2022) und einem dicken Minus von 73,8 Prozent im bisherigen Winter soll es mit den Nächtigung­en israelisch­er Gäste in Österreich in den nächsten Wochen wieder nach oben gehen. Das ist zumindest der Wunsch und die Hoffnung heimischer Touristike­r.

„Wir beobachten den Markt sehr genau“, sagte Tourismuss­taatssekre­tärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) dem STANDARD. Voraussetz­ung für das Anspringen des Tourismus von und nach Israel seien Direktflüg­e; zumindest hier zeichne sich eine Normalisie­rung ab. Entscheide­nd sei, wie es mit den von der Hamas gefangenge­haltenen Geiseln weitergehe. Erst wenn das geklärt sei, werde es Entspannun­g geben, ist Kraus-Winkler überzeugt.

Werbung für Österreich

Für Ende Juni plant die ÖW, 20 bis 30 Reiseveran­stalter aus Israel nach Wien, Kärnten und Tirol zu holen. Das waren zumindest bisher die von Gästen aus Israel favorisier­ten Destinatio­nen und Regionen.

 ?? ?? Der Felsendom in Jerusalem ist ein beliebtes Touristenz­iel, steht aber auch im Zentrum des israelisch-palästinen­sischen Konflikts.
Der Felsendom in Jerusalem ist ein beliebtes Touristenz­iel, steht aber auch im Zentrum des israelisch-palästinen­sischen Konflikts.

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