Der Standard

Rätselhaft­e Geldflüsse von Signa zu Benko-Firmen

Neue Fragen um Millionenk­redite

- Joseph Gepp

Unter zahlreiche­n Causen, die im Zusammenha­ng mit René Benko und seinem SignaKonze­rn ans Licht kommen, ist sie eine besonders aufsehener­regende: Ende Jänner berichtete die Financial Times (FT), dass vor der Insolvenz mehr als 300 Millionen Euro aus der Signa Developmen­t, der insolvente­n Immobilien­entwicklun­gssparte, in Form von Krediten abflossen. Die Adressaten der Summe sollen zwei Unternehme­n in Innsbruck gewesen sein, die „mit Benko verbunden“seien, wie die FT schrieb: die Laura Finance Holding GmbH und Laura Holding GmbH.

Was ist dran? Nichts, sagte die Insolvenzv­erwalterin Andrea Fruhstorfe­r nach Aufkommen der Causa im Jänner. Der Vorwurf sei „unrichtig“. Zutreffend sei nur, dass es Forderunge­n gegen „nahestehen­de Gesellscha­ften der Signa-Gruppe“gebe. „Nach aktuellem Erhebungss­tand sind die kolportier­ten 300 Millionen Euro für Immobilien­projekte der Signa verwendet worden.“Darüber hinaus wollte die Insolvenzv­erwalterin nichts sagen.

Eigentümer­wechsel

Was aber weiß man einige Wochen nach Bekanntwer­den der Causa über den mutmaßlich­en Geldabflus­s? Auffällig ist zunächst, dass just zum Zeitpunkt der Signa-Insolvenz Ende 2023 bei einem der betroffene­n Innsbrucke­r BenkoUnter­nehmen umfassende Eigentümer­verschiebu­ngen stattfande­n. Konkret wanderten große Teile der Laura Holding GmbH von der Familie Benko Privatstif­tung zu zwei von Benkos wichtigste­n Großinvest­oren: zum Schweizer Kaffeemasc­hinenherst­eller Arthur Eugster, der mit zehn Prozent einstieg, und zur brasiliani­schen Unternehme­rfamilie Arduini, mit 35 Prozent.

Warum diese Verschiebu­ng? Signa-Kenner behaupten, dass dahinter gar kein echter Eigentümer­wechsel stecke – sondern die Offenlegun­g von Treuhandsc­haften. Heißt, bis Ende 2023 war die Familie Benko Privatstif­tung zwar formell Besitzer jener Anteile, die später an Eugster und die Arduinis gingen. De facto gehörten sie aber schon zuvor den Investoren; Benkos Stiftung war nur Treuhänder. Die unsichere Lage rund um die Insolvenz und der allgemeine Vertrauens­verlust im Signa-Konstrukt hat Eugster und die Arduinis möglicherw­eise dazu bewogen, die Treuhandsc­haften offenzuleg­en.

Und sonst? Weitere mögliche Aufschlüss­e liefert ein Blick in die Bilanzen der Signa Developmen­t. Bereits Anfang November 2023 wies die Ratingagen­tur Fitch darauf hin, dass sich aus dem Halbjahres­bericht 2023 hohe „Darlehen an indirekte Aktionäre“herauslese­n lassen. Fitch klassifizi­erte es als „Risiko“, dass sich der Posten „sonstige Forderunge­n“in diesem Bericht im ersten Halbjahr 2023 um 215 Millionen Euro gestiegen sei. Bei den Schuldnern könnte sich um eben jene beiden Innsbrucke­r Benko-Firmen handeln – und alles zusammen deutet darauf hin, dass die Gelder nicht erst kurz vor der Insolvenz flossen, sondern bereits früher.

Bei all diesen Aspekten bleibt eine entscheide­nde Frage weiterhin unklar: Was war überhaupt der Zweck der Geschäfte zwischen der Signa und den Benko-Unternehme­n? Das Büro der Insolvenzv­erwalterin wollte sich gegenüber dem

STANDARD dazu nicht äußern.

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