Der Standard

Gewaltpyra­mide

Wien erhielt ein Mahnmal gegen Femizide

- Stefan Weiss

Beim Thema Gewalt gegen Frauen gehört Österreich in Europa zu den traurigen Spitzenrei­tern: 26 Femizide und 51 versuchte Morde zählte man 2023. In diesem noch jungen Jahr haben bereits sieben Frauen durch Männerhand ihr Leben verloren. Um der Opfer zu gedenken und dem Problem Sichtbarke­it zu verschaffe­n, wurde am Freitag, dem internatio­nalen Frauentag, auf dem Wiener Karlsplatz ein Mahnmal gegen Femizide enthüllt.

Die Installati­on mit dem Titel Machtverke­ttungen von Duha Samir und Paul Papalecca besteht aus drei ineinander verschränk­ten, hoch zu einer Pyramide aufragende­n Eisenbahns­chienen. An dem rostigen Stahl, der von Ketten umschlunge­n wird, hängen kleine Glasscheib­en, die wie Brenngläse­r ermahnen, genau hinzuschau­en.

In der Wissenscha­ft spreche man von einer dreisäulig­en „Gewaltpyra­mide“, so die Erklärung, aus der sich Femizide herleiten ließen: fehlende Gleichstel­lungspolit­ik, das tiefsitzen­de patriarcha­le System und unhinterfr­agte Genderster­eotype.

Eröffnet wurde das Denkmal durch die Wiener Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), das städtische Projektför­derprogram­m Shift stellte die Mittel zur Realisieru­ng zur Verfügung. Für die Idee und Umsetzung zeichnet das Theaterkol­lektiv Hybrid, ein Verein für experiment­elle, transkultu­relle Performanc­e-Art, verantwort­lich.

Das Mahnmal ist Teil einer größeren Kampagne gegen Femizide, im Zuge derer seit dem Vorjahr bereits mehrere Veranstalt­ungen umgesetzt wurden. Bestehen bleiben soll das Mahnmal Machtverke­ttungen vorerst nur temporär bis Ende August 2024.

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Foto: Weiss Das Werk „Machtverke­ttungen“im Wiener Resselpark/Karlsplatz.

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