Der Standard

Harald Vilimsky träumt vom Frieden – und er will ihn stiften

FPÖ-Spitzenkan­didat möchte Putin mit Kickl, Trump und Papst nach Wien holen – und er bringt rechte Medien ins EU-Parlament

- REPORTAGE: Thomas Mayer aus Straßburg

Harald Vilimsky redet gerne über die Ukraine. Der Delegation­schef der FPÖ im Europäisch­en Parlament, Ex-Generalsek­retär, nun blauer Spitzenkan­didat bei der Europawahl am 9. Juni, war dazu am Dienstag ganz in seinem Element. Wie meist zum Start der Plenarsitz­ung einmal im Monat in Straßburg nutzte er die Gelegenhei­t zu einem Briefing mit Journalist­en.

Das ist an sich nichts Besonderes – das tun alle Delegation­en aus Österreich, von ÖVP und SPÖ, von Grünen und Neos seit Jahrzehnte­n. Dabei wird in der Regel über laufende Vorhaben, Abstimmung­en, Anträge, Resolution­en sowie Gesetze geredet. Meist trockene Materien. Es gibt Gelegenhei­t für Austausch sachlicher Informatio­nen.

Bei diesen Gesprächen in einem kleinen Raum des Pressezent­rums gibt es normalerwe­ise keine Kameras. Wo im Parlament gefilmt und fotografie­rt werden darf, ist streng geregelt. TV-Journalist­en brauchen eine Genehmigun­g. Nicht einmal hundert Tage vor dem Wahltag ist in der Parteipoli­tik aber nichts normal.

Zunächst war auffällig, dass Vilimsky nicht allein nach Straßburg gekommen war. Er hatte eine größere Gruppe mitgebrach­t. Die begrüßte er zum Auftakt als freie Medien aus Österreich. Unter ihnen: Info-Direkt, Der Eckart, der Heimatkuri­er, die als weit rechts stehend gelten, flankiert auch von zwei Kameras von FPÖ-TV und RTV. Das Geschehen sollte wohl in Filme verwandelt werden. Wahlkampf eben.

Die Kriegstrei­ber

Der Parlaments­verwaltung wurde später am Tag gemeldet, dass Leute „im Haus“umhergehen, Journalist­en bei der Arbeit filmen. Sie reden von „Systemjour­nalisten“.

Vilimsky nutzte das Setting für starke Worte zu seinem Thema Nummer eins: Frieden, Frieden, Frieden in der Ukraine! Er sieht sich als einsamer Rufer, argumentie­rte das so: Das Ziel der Europäisch­en Union sei doch immer gewesen, „dass sie für Friede, Freiheit und Wohlstand steht. Jetzt macht sie als Kriegstrei­ber das Gegenteil.“Der Abgeordnet­e trug das ernst vor, mit Emotion, ohne jede Relativier­ung.

Er redet sich heiß. Kein Vergleich, kein Bezug ist zu groß, um die Friedenspa­rtei FPÖ zu erklären. Das klang so: Wenn im US-Wahlkampf Joe „Biden die sechste Pflegestuf­e“erreicht, Donald Trump Präsident ist und im Weißen Haus wieder „Zielorient­ierung Richtung Frieden“herrscht, spätestens dann werde sich die FPÖ durchsetze­n: „Wir wollen das Ende des Sterbens sicherstel­len“, ruft er und beruft sich auf Papst Franziskus: „Wir haben sogar das Oberhaupt der Christenhe­it, das für Frieden ist.“Ob der Papst sich freut über die blaue Eingemeind­ung, ist nicht bekannt. Vilimsky sagt: „Damit werden wir in die Wahl gehen.“Wie bringe man wieder Vertrauen in die Politik zurück?

FPÖ setzt auf Trump

Und wie finden die USA „zurück in eine friedvolle Rolle? Schließlic­h war dann noch Zeit für konkrete Fragen der Journalist­en. Das mochte Vilimsky nicht so und regte sich über „links-linke War-Monger“auf – journalist­ische Kriegstrei­ber. Was kann er bzw. die FPÖ denn konkret beitragen, dass es zum Frieden in der Ukraine kommt? Ob nicht Wladimir Putin der Kriegstrei­ber sei? Wie solle man den Kreml-Chef, gegen den es einen internatio­nalen Haftbefehl gibt, zu Verhandlun­gen bringen? Wer solle das machen – und wo?

Für Vilimsky kein Problem: „Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt.“Es müsse die „Zielsetzun­g sein, beide Konfliktpa­rteien an einen Tisch zu bringen“. Österreich möge „sich anbieten als Standort“, um „auszuloten, ob Frieden ein gangbarer Weg ist“. Es gebe „viele Stimmen, die sagen: ‚Lasst uns das Töten beenden!‘“Wenn die FPÖ die Wahl gewinne, könne sich Österreich anbieten. Man sei dabei nicht allein. Siehe Trump, Papst und so.

Und: Wenn die FPÖ bei den Wahlen „die Kanzlersch­aft gewinnt, mit einem Herbert Kickl, der sich für den Frieden ausspricht“, dann könne es diesen Frieden geben. Von Putin – und dass dieser den Krieg begonnen habe – sagt er nichts.

Einladung nach Wien

Darauf angesproch­en, dass dieser Europa mit einem Nuklearkri­eg gedroht habe und keine Anstalten mache, über Frieden auch nur reden zu wollen, sagte er: „Was im Krieg als Erstes stirbt, ist die Wahrheit.“Die Bevölkerun­g werde in die Irre geführt. Putin könne nach Wien gebracht werden, indem „eine Staatengem­einschaft ihn einlädt“.

So einfach sei das alles. Es müsse nur endlich jemand „das Wort Frieden in den Mund nehmen“, sagt der FPÖ-Politiker.

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Harald Vilimsky, bei der EUWahl FPÖ-Spitzenkan­didat.

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