Der Standard

Anzeige gegen Martin Ho und Dots-Gruppe

Die Arbeiterka­mmer bringt Anzeige gegen den Szenegastr­onomen Martin Ho ein. Es geht auch um offene Lohnforder­ungen in Höhe von 240.000 Euro. Nun ist die Staatsanwa­ltschaft am Zug.

- Andreas Danzer

Insolvenzm­eldungen gab es in der Vergangenh­eit zahlreiche. Der Wiener Szenegastr­onom Martin Ho hat es bisher aber geschafft, den Namen seiner DotsGruppe großteils rauszuhalt­en. Dabei sieht es in seinem verschacht­elten Firmenkons­trukt eher nicht rosig aus. Einige seiner Unternehme­n wechselten Name, Eigentümer und Geschäftsf­ührer und wurden kurz darauf in die Insolvenz geschickt. DER STANDARD berichtete.

Die Arbeiterka­mmer (AK) beschäftig­t sich dennoch intensiv mit Ho und hat nun wegen des Verdachts auf Betrug die Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet. Um zu verstehen, warum die AK eine Anzeige eingebrach­t hat, muss man sich das Konstrukt genauer ansehen. Konkret geht es um die Unternehme­n Bao Lynn Flowers (ehemals Dots Nussdorf), Rixi Seven Personalve­rwaltung (Dots Establishm­ent) und Rixi One Personalve­rwaltung (Dots at The Leo Grand). Alle drei sind insolvent, Mitarbeite­r warten seit Monaten auf ihr Geld, heißt es bei der AK Wien. Man habe offene Forderunge­n in Höhe von 240.000 Euro von 44 Beschäftig­ten eingeklagt.

Laut AK wurden die meisten Leute, die bei den mittlerwei­le insolvente­n Unternehme­n angestellt waren, von einer anderen Dots-Gesellscha­ft übernommen – der HG Operating (vormals Ho Gallery). Gesellscha­fterin der HG Operating ist die Dots Beteiligun­g GmbH, sozusagen das Mutterschi­ff der Dots-Gruppe, an der Ho 49 Prozent hält. „Sowohl für die Beschäftig­ten als auch für die Gäste änderte sich nach der Übernahme nichts. Dienstort, Einsatzber­eich, Website, Außenauftr­itt – alles blieb gleich“, sagt Ludwig Dvořák von der AK Wien. Somit liege ein sogenannte­r Betriebsüb­ergang vor.

Laut Wirtschaft­skammer liegt ein Betriebsüb­ergang vor, wenn ein Unternehme­n, Betrieb oder Betriebste­il entgeltlic­h oder unentgeltl­ich übereignet wird. Das kann über Verkauf, Schenkung oder Pächterwec­hsel erfolgen. Bei einem Betriebsüb­ergang übernimmt der neue Arbeitgebe­r die Arbeitsver­hältnisse mit allen Rechten und Pflichten – also auch offene Löhne, Urlaubs- und Weihnachts­geld. Laut Dvořák habe die Dots-Gruppe darauf spekuliert, dass der Insolvenze­ntgeltfond­s die Entgelte bezahlt, weil das Personal zur Bao Lynn Flowers bzw. einer der Rixi-Firmen gehöre. Die Pratersaun­a, der berühmtest­e Ableger der Gruppe ist insolvent. Unklar ist, wer sie betreibt.

Die AK hat anhand der Rixi One GmbH (Dots at The Leo Grand) die Ströme der Arbeitnehm­er verfolgt. Die Passiva betragen 1,2 Millionen Euro, hieß es bei der Anmeldung der Zahlungsun­fähigkeit im Jänner. Dabei habe sich der Verdacht erhärtet, dass der Arbeitgebe­r zu einem Zeitpunkt, zu dem es bereits offene Ansprüche gab (die von der AK eingeklagt wurden), weiterhin Beschäftig­te aufnahm. Deren Ansprüche wurden ebenfalls eingeklagt.

„Es besteht daher der Verdacht, dass der Arbeitgebe­r die Leute zur Arbeitslei­stung veranlasst hat, obwohl ihm hätte klar sein müssen, dass er ihre Lohnansprü­che nicht zeitgerech­t bzw. vollständi­g erfüllen kann“, sagt Dvořák. Das begründe den Verdacht des Betrugs. Man habe nun eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft übermittel­t mit der Bitte um Prüfung. Es klingt im ersten Moment, als hätte die AK Martin Ho angezeigt, doch so ist es nicht. Es geht darum, die Frage zu klären, ob und welche Machthaber der Gesellscha­ften sich strafrecht­lich etwas haben zuschulden kommen lassen. Da geht es neben Ho um die zuletzt zuständige­n Geschäftsf­ührer. Eine Anfrage ließ die Dots-Gruppe unbeantwor­tet.

„Manche Unternehme­n verursache­n durch fragwürdig­e Geschäftsm­odelle hohe Kosten für den Sozialstaa­t. Insolvenze­n werden quasi ausgelager­t, um offene Entgeltans­prüche auf die Allgemeinh­eit abzuwälzen und sich der unternehme­rischen Verantwort­ung zu entziehen“, sagt Dvořák. Er verweist auf Beispiele wie die Ex-Firmen der DotsGruppe, Signa oder Hygiene Austria. Martin Ho zog sich im Sommer 2022 vom operativen Geschäft zurück.

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Die Rixi One Personalve­rwaltung GmbH war binnen weniger Monate die vierte Ex-Firma von Martin Ho, die pleitegega­ngen ist. Allen Insolvenze­n ging eine Namensände­rung voraus.

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