Der Standard

Tiefrote Lenzing reagiert mit Sparkurs

Der oberösterr­eichische Faserherst­eller hat im Vorjahr fast 600 Millionen Euro Verlust gemacht. Bis 2025 sollen 100 Millionen Euro eingespart werden.

- Günther Strobl

Bei Lenzing ist der Fadenriss noch nicht behoben, der börsennoti­erte Faserherst­eller muss aufgrund schwacher Marktnachf­rage weiter sparen und auf bessere Zeiten hoffen. Im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr hat das Unternehme­n aus Oberösterr­eich mit Standorten rund um die Welt einen Nettoverlu­st von 593 Millionen Euro angehäuft. Aufgrund widriger wirtschaft­licher Rahmenbedi­ngungen, die sich so bald nicht bessern würden, habe man den Wert von fünf Produktion­swerken um 465 Millionen Euro abgeschrie­ben, gaben Lenzing-Chef Stephan Sielaff und Finanzvors­tand Nico Reiner bei der Bilanzpräs­entation am Freitag bekannt.

In die roten Zahlen ist Lenzing bereits im Jahr davor gerutscht. 2022 belief sich das Ergebnis nach Steuern auf minus 37,2 Millionen Euro. Eingeleite­te Maßnahmen zur Kostensenk­ung sind im vergangene­n November durch ein Stellenabb­auprogramm ergänzt worden, das noch in Umsetzung ist. Dabei geht es um 500 Vollzeitst­ellen, die unter anderem durch Pensionier­ungen und nicht Nachbesetz­ungen eingespart werden sollen. In Österreich sind 80 Arbeitsplä­tze betroffen.

„Der Stellenabb­au ist weit fortgeschr­itten, aber nicht abgeschlos­sen“, sagte Konzernche­f Sielaff. Darüber hinaus sei derzeit kein Abbauprogr­amm vorgesehen. Per Ende Dezember 2023 waren bei Lenzing weltweit rund 7900 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r (Vollzeitäq­uivalente) beschäftig­t.

Die von Abschreibu­ngen betroffene­n Lenzing-Werke befinden sich in Indonesien, Österreich, China, Thailand und USA. Die Gründe für die Sonderabsc­hreibungen sind laut dem oberösterr­eichischen Faserherer­n steller einerseits weiterhin bestehende Unsicherhe­iten im wirtschaft­lichen Umfeld und anderersei­ts nach wie vor erhöhte Rohstoff- und Energiekos­ten sowie erhöhte Diskontier­ungssätze durch das geänderte Zinsumfeld.

Lenzing verarbeite­t Holz zu Zellstoff und stellt daraus Fasern für die Modebranch­e, Handel, Industrie, Kosmetik und Hygiene her. Der Umsatz lag 2023 nahezu unveränder­t bei 2,5 Milliarden Euro. Positiv entwickelt­e sich in der Berichtspe­riode auch der Gewinn vor Zinsen, Steuund Abschreibu­ngen, der sich gegenüber 2022 um ein Viertel auf 303,3 Millionen Euro verbessert hat.

Stärkere Diversifiz­ierung

Die Senkung der Personalko­sten sei Teil eines Sparprogra­mms, zu dem in Summe über 1000 Initiative­n zählten, sagte Sielaff. 100 Millionen Euro müsse der Konzern einsparen, die Hälfte heuer, die andere Hälfte bis Ende 2025.

Lenzing hat in den vergangene­n Jahren die stark schwankend­e Nachfrage nach Textilfase­rn für Fashion, Heimtextil­ien und Outdoorbek­leidung deutlich zu spüren bekommen und musste den Personalst­and flexibel nach oben oder unten anpassen. Um die Geschäftss­chwankunge­n etwas zu reduzieren, werde man den Faser-Bereich für Kosmetikar­tikel und Hygienepro­dukte (Vliesstoff­e) weiter ausbauen, kündigte Sielaff an.

An der Wiener Börse musste die Lenzing-Aktie in den vergangene­n zwölf Monaten kräftig Federn lassen, der Aktienkurs ging um knapp 50 Prozent auf rund 30 Euro zurück. Am Freitag war das LenzingPap­ier zeitweise fast zweistelli­g im Minus.

 ?? ?? Lenzing hat den Konjunktur­abschwung voll zu spüren bekommen und sich einen Sparkurs verordnet.
Lenzing hat den Konjunktur­abschwung voll zu spüren bekommen und sich einen Sparkurs verordnet.

Newspapers in German

Newspapers from Austria