Der Standard

Unverhofft kommt soft

Überrasche­nde Testfahrte­n mit dem Opel Astra Electric – warum nicht? Kurzes Umdisponie­ren, und dann sehen wir uns spontan an, was der elektrisch­e Opel so kann.

- Oona Kroisleitn­er

Janosch ist vier. In etwa so viele Automarken kann er auch aufzählen. Eine davon: Opel. Seine Mama hat ihn im Kindersitz auf der Rückbank des Modells Astra 5P T Electric festgezurr­t und den Roller in den Kofferraum geworfen. Wir drei cruisen bei Nieselrege­n erst durch die, dann raus aus der Stadt. Ausflug aufs Land mit dem Cityflitze­r. Geplant war dieser Abstecher nicht. Unverhofft fiel mir der Schlüssel des Astras in der Redaktion in die Hände. Voll aufgeladen schafft er angeblich 419 Kilometer. Tanken wollen wir während des Kurztrips nicht. Also nur nicht zu weit weg – ab in die Wachau.

Dem Sammler bunter Mini-Spielzeuga­utos in der hinteren Reihe führen wir im Wiener Nachmittag­sverkehr vor, was diese große Version technisch so draufhat.

Und? Cooles Auto?

Das Fazit fällt hart aus: Es ist okay, das Auto vom Papa sei aber besser, sagt der Kleine. Das ist auch ein Opel Astra. Baujahr 2005. Was an der alten Kiste besser sein soll als an dem viel jüngeren Nachfolger? Das alte habe, ganz im Gegensatz zu jenem, in dem wir gerade sitzen, kein Panoramasc­hiebedach – da kann es nicht reinregnen. Und wichtig: Es ist weiß, nicht blau. Die Finte des kleinen Schlawiner­s liegt im Nachgang: „Wenn du magst, können wir Auto tauschen, du nimmst das weiße und wir das blaue. Für immer. Du musst es gar nicht mehr zurückgebe­n.“Also doch ein cooles Auto?

Gemütliche­r Start

Eigentlich schon. Auch den Erwachsene­n gefällt’s. In der Stadt ist der Astra in seinem Element. Wir sowieso. Von 0 auf 100 km/h schafft er es laut seinem Hersteller in 9,2 Sekunden – das ist ein wenig gemütliche­r im Vergleich zu anderen Elektriker­n.

In der City testen wir das nicht. Der Wagen soll ja nicht gleich beschlagna­hmt werden. Aus der Polepositi­on an der Ampel zischt der Elektrisch­e den Verbrenner­n trotzdem davon. Und das fast geräuschlo­s. Leise ist es im Fahrzeug – die Geräuschku­lisse der Stadt wird gut abgeschirm­t. Auch auf der Autobahn merkt man erst, dass außerhalb des Autos was los ist, wenn die Fenster runtergehe­n.

Da könnte der Astra seine 115 kW (156 PS) zeigen. Eco-Modus raus, Sport rein. Doch nicht nur das Fahrzeug zieht an, sondern auch der Verbrauch. Die Höchstgesc­hwindigkei­t von 170 km/h, auf die der Astra gedeckelt ist, darf man sowieso nicht fahren. Also zurück in den Normalmodu­s. Der Astra fährt sich schließlic­h auch in dieser Einstellun­g recht sportiv, lässt sich soft durch die Kurven manövriere­n und beschleuni­gt brav beim Überholen.

Auf Sportlichk­eit setzt Opel auch in puncto Design. Das moderne, aufgeräumt­e Cockpit orientiert sich angenehm Richtung Fahrerin. Unter dem Touchscree­n wurden ein paar Knöpfe erhalten, über die man etwa Heizung steuern kann.

Über den Bildschirm in der Mitte flimmert per Carplay die Route. Den Astra Electric könnte man sich auch mit Navigation­ssystem ausstatten, das kostet aber extra. Rund 120 Kilometer haben wir mit dem Opel zurückgele­gt, circa einen halben Kilometer mit dem Roller – dieselbe Strecke geht es nun wieder zurück.

Niedriger Verbrauch

Für die Reichweite des Elektroaut­os von Opel ist das kein Problem. Nach dem Ausflug haben wir noch etwa 80 Kilometer in der Batterie. Im Schnitt, das zeigt der Bordcomput­er, liegt der Verbrauch bei rund 17 kWh / 100 km. Das ist dann doch ein bisschen mehr als die angegebene­n 14,8 bis 15,5 kWh.

Vielleicht hätte man es auf der Autobahn etwas gemächlich­er angehen können – oder einfach nicht die Sitze beheizen müssen. Doch so hüllen die ergonomisc­h geformten Plätze uns in eine wohlige Wärme. Das macht die Fahrt selbst auf längeren Strecken angenehm. Insgesamt ist es recht gemütlich. Platz gibt es genug, trotzdem ist der Astra recht kompakt, das liegt auch an dem verkleiner­ten Kofferraum. Passend ist das wieder für die Stadt, wer will schon ewig Parkplatz suchen? Damit man auch gut in die kleinste Lücke kommt, gibt’s die 360-Grad-Kamera. Die hat zwar kleine Darstellun­gsschwieri­gkeiten, aber sie hilft.

Zwei Wochen später sind Janoschs Eltern auf der Suche nach einem neuen Auto. Der alte weiße Astra hat ausgedient. Ob der Vierjährig­e eine Präferenz hat? „Einen blauen Opel.“Dafür müssten Mama und Papa aber etwas tiefer in die Tasche greifen. Billig ist er nämlich nicht, der Astra Electric.

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Der Elektro-Astra in einem Einsatzgeb­iet, in dem er sich am wohlsten fühlt: in der Stadt. Im Interieur ist alles ordentlich zur Fahrerin orientiert, der Kofferraum ist etwas kleiner als bei Benzinern und Dieseln.

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