Brucknerhaus-Chef Kerschbaum freigestellt
Vorwürfe werden rechtlich geprüft
Linz – Es hatte wohl nicht ausrechend Überzeugungskraft, was der Intendant des Brucknerhauses Linz Dietmar Kerschbaum zu seiner Verteidigung mitzuteilen hatte. Nach der freitägigen Aufsichtsratssitzung wurde Kerschbaum jedenfalls bis auf weiteres vom Dienst freigestellt. Das ist das Ergebnis der Sitzung der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA). Kerschbaum hatte jene erstmals im Falter publizierten Vorwürfe zu entkräften, die von Complianceverstößen bis hin zum Verdacht eines geschobenen Hearings 2017 reichten, das zu seiner Bestellung führte.
Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) meinte nach der Sitzung, die „breit gefächerten Vorwürfe“hätten nicht geklärt werden können. Gleichzeitig freigestellt wurde auch der kaufmännische Geschäftsführer Rainer Stadler, der jedoch mit 1. April in Pension geht. Dass auch Stadler beurlaubt wurde, begründete Luger mit dem Vier-Augen-Prinzip zwischen den beiden Leitern. So herrsche eine „Befangenheitssituation“.
Das Gesicht nach außen werde der neue Geschäftsführer René Esterbauer sein, der bereits einen Monat vor Stadlers Pensionierung den Dienst angetreten hat.
Frage wegen Gagen
Weitere Vorwürfe gegen Kerschbaum? Der Tenor soll sich selbst für Auftritte im Brucknerhaus engagiert und dafür hohe Gagen genehmigt haben. So hätten etwa beim musikalischen Adventkalender die Künstler eine Aufwandsentschädigung von 200 Euro erhalten, Kerschbaum sich aber 5000 Euro bewilligt haben. Zudem habe der Intendant die Programmplanung des Brucknerhauses mit Juni 2023 womöglich indirekt an eine internationale Künstleragentur ausgelagert.
Diese Geschäftstätigkeiten werden nun durchleuchtet. Im Aufsichtsrat wurde einstimmig beschlossen, die LIVA einer Complianceprüfung zu unterziehen. Zudem werde das Vertragswerk rund um die Künstleragentur geprüft, das laut Luger „äußert komplex im Hinblick auf Gewährleistung der kommenden Programmierung“sei.
Einkünfte fließen für Kerschbaum aber weiter. Er wird bei vollen Bezügen freigestellt. (APA, toš)