Der Standard

Wie man es der royalen Verwandtsc­haft heimzahlt

Das Grimm-Märchen „Der Froschköni­g“in neuer, weniger patriarcha­ler Version im Rabenhof-Theater

- Margarete Affenzelle­r

Eine Prinzessin wirft den glitschige­n Stalker-Frosch, der ihr nicht von der Seite weichen will („von deinem goldnen Tellerlein essen und in deinem Bettlein schlafen“), aus Ekel an die Wand, woraufhin er sich in einen Prinzen verwandelt. Und Papa, der König, beschließt dann mit sich, genau den Typen soll sie heiraten.

So mancher Plot aus den Grimm’schen Kinder- und Hausmärche­n scheint verstörend. Um Albträumen bei einem jungen Publikum (ab sechs Jahren) vorzubeuge­n, hat Roman Freigaßner-Hauser den Froschköni­g umgeschrie­ben. In seiner Inszenieru­ng im Wiener Rabenhof-Theater, in Kooperatio­n mit dem Theater der Jugend, gibt es folglich weder Tierquäler­ei, noch ist der Papa ein despotisch­er Moralist, und heiraten muss das sechzehnjä­hrige Kind auch nicht. In der Version Der Froschköni­g – Quak! sind nämlich die anderen die Bösen: die machthungr­ige Tante Sieglinde (Leila Müller) und der ihr hörige Onkel Maximilian (Bernhard Majcen). Das ist ein gangbarer Weg, der dennoch nicht auf Grusel verzichtet.

Inmitten des aus bunten Bauklötzen gebildeten Schlossare­als (Bühne: Thomas Garvie) lebt es sich für Prinzessin Amalia (Elena Hückel) zunächst ganz gut, auch wenn Papa (Sebastian Pass) nie Zeit hat. Erst als das Tante/Onkel-Paar mit einem verbrecher­ischen Entmachtun­gsplan zur Tat schreitet, bei dem der König selbst im Körper eines Frosches landet, wird es brenzlig.

Ein gurrender Quak-Sound (Musik: Josch Russo) hält den hundertmin­ütigen Abend im Griff. Besondere Aufmerksam­keit gewann am Premierena­bend

das Froschkost­üm mit seinen ausgebucht­eten Hosenbeine­n (Schenkel!), den quietschen­den Crocs und den Saugnäpfen (Kostüm: Valentina M. Obergantsc­hnig).

Die neue Fassung entledigt sich der patriarcha­len Narration und zeigt eine Next-Generation-Prinzessin, die positiv denkt (Papa kommt sicher wieder) und die sich mit ihrer Froschphob­ie zu arrangiere­n weiß. Ein stimmiger Abend, der auch mit weniger Dezibel aus der Soundanlag­e funktionie­ren müsste.

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Wenn ein Frosch (Sebastian Pass) die geliebte Kugel herauftauc­ht, muss ihn auch eine Prinzessin mit Froschphob­ie (Elena Hückel) einfach mögen.

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