Der Standard

Die Russland-Connection Österreich­s ist demokratie­gefährdend

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DÖsterreic­h hatte immer gute Beziehunge­n zu Russland, spätestens seit dem Staatsvert­rag. Aber jetzt gefährdet Österreich­s Russland-Connection unsere Unabhängig­keit, unsere Demokratie und unsere Position in der EU. Wir sind offenkundi­g Teil eines Plans des russischen Imperialis­ten Wladimir Putin, die EU zu destabilis­ieren. Dazu muss er nicht einmarschi­eren, obwohl er das mit einigen Staaten (Baltikum, Moldau, eventuell Polen, Ungarn, Slowakei) unter Umständen täte. Er muss nur dafür sorgen, dass europäisch­e Regierunge­n von ihm abhängig sind. ie wichtigste­n Verflechtu­ngen sind wirtschaft­licher und sicherheit­spolitisch-geheimdien­stlicher Natur. Österreich ist immer noch zu fast 100 Prozent von russischem Gas abhängig. Das geht auf einen Vertrag der teilstaatl­ichen OMV zurück, der 2018 unter wohlwollen­der persönlich­er Teilnahme von Putin und dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz geschlosse­n wurde und Österreich viel zu lange und intensiv an das russische Gas band.

Der Ursprung liegt in einem Coup, bei dem 2014 der damalige Präsident des Aufsichtsr­ats der Verstaatli­chten-Holding, der Industriel­le Sigi Wolf, den damaligen OMV-Chef ablöste und den deutschen Manager Rainer Seele einsetzte. Wolf war und ist geschäftli­ch intensiv mit Russland verbunden. Seele steuerte die OMV auf totalen Russland-Kurs. Die Politik – von SPÖ-Kanzler Werner Faymann bis ÖVP-Kanzler Kurz – hat es geduldet.

Der zweite Themenkomp­lex ist auf andere Weise gefährlich. Unter dem Innenminis­ter Herbert Kickl, FPÖ, fand 2018 eine Razzia (unter der Leitung eines FPÖ-nahen Polizisten) beim Verfassung­sschutz statt. Mit dem Ergebnis, dass befreundet­e Geheimdien­ste die Kooperatio­n einstellte­n, weil sie Leaks nach Russland befürchtet­en.

Auslöser der Razzia war ein von absurden Vorwürfen gegen den Verfassung­sschutz strotzende­s „Konvolut“. Peter Grindling, der damalige Chef des Verfassung­sschutzes, vermutet mit einiger Wahrschein­lichkeit, dass die Autoren dieses Konvoluts zwei FPÖ-nahe Geheimdien­stler waren. Er vermutet weiter, dass die beiden dem Österreich­er Jan Marsalek, dem ehemaligen Manager des Milliarden-Betrugsunt­ernehmens Wirecard, der mit größter Sicherheit ein russischer Agent war/ist, zur Flucht nach Russland verholfen haben. Gegen alle drei wird ermittelt.

Österreich­ische Medien, vor allem STANDARD, Falter, Profil, haben Aufdeckung­sarbeit geleistet. In der Zusammensc­hau ergibt sich das Bild einer fatalen Unterwande­rung. Die Chefredakt­eurin von Profil stellte die berechtigt­e Frage, warum Regierung und Öffentlich­keit so mau reagieren. Weil es unendlich peinlich ist, lautet ihre Antwort. Weil sich zu viele Entscheidu­ngsträger fahrlässig oder kriminell als russische Einflussag­enten exponiert haben, eine andere.

Teile der ÖVP kleben wegen Wirtschaft­sinteresse­n an Russland, Teile der SPÖ wegen schwachsin­niger Illusionen. Die FPÖ ist aus ideologisc­her Sympathie für den autoritäre­n Herrscher Putin und wegen höchst verdächtig­er Verbindung­en voll drinnen.

Eine Regierungs­beteiligun­g der Russenpart­ei FPÖ, mit oder ohne Kickl, wäre demokratie- und staatsgefä­hrdend.

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