Der Standard

Staatliche­s Trostpflas­ter

Das Ministeriu­m erhöht die Auslandsme­sseförderu­ng und Galerienfö­rderung durch Museumsank­äufe. Davon profitiere­n heimische Kunstschaf­fende und auch die zunehmend unter Kostendruc­k stehenden Galerien.

- Olga Kronsteine­r

Gegen das Problem steigender Kosten ist auch der Handel mit Kunst nicht gefeit. Eine Herausford­erung angesichts der Verlangsam­ung der Umsätze und variabler Nachfrage, während die Inflation Betriebsko­sten, Miete und Gehälter in die Höhe schraubt und die Ausgaben für Transporte und Messen laufend anwachsen. Überspitzt formuliert befindet sich die Rentabilit­ät für Galerien seit Monaten im Sinkflug.

Jene aus Österreich dürfen sich nun über ein Trostpflas­ter freuen. Wie das Bundesmini­sterium für Kunst, Kultur, öffentlich­en Dienst und Sport (BMKÖS) verlautbar­te, wurden die Auslandsme­sseförderu­ng sowie die Galerienfö­rderung durch Museumsank­äufe erhöht.

„Die verstärkte Beteiligun­g heimischer Galerien an Auslandsme­ssen verschafft einer neuen Generation österreich­ischer Künstler:innen internatio­nale Sichtbarke­it“, erklärt Martin Janda, Vorsitzend­er des Verbandes österreich­ischer Galerien. Für ihre Karriere ist die Aufbauarbe­it auf Kunstmesse­n im Ausland essenziell. Die Erhöhung der Fördermitt­el sei laut Janda insofern enorm hilfreich.

Überschnei­dungen

Sie steigen um 150.000 Euro auf 550.000 Euro, wobei die Maximalför­derung pro einreichen­der Galerie auf 25.000 Euro angehoben wird. Für „Off-Messen“wird die finanziell­e Unterstütz­ung von 4000 auf 8000 Euro verdoppelt. Jährlich profitiere­n über 40 Galerien bei bis zu 80 Messen mit österreich­ischer Kunst von diesem Programm, das seit 2022 über den Galerienve­rband abgewickel­t wird. Das stärkste Interesse der Förderwerb­er besteht heuer an der Art Cologne (15), gefolgt von der Artissima in Turin (14), der Art Düsseldorf und der Art Basel (je sieben).

Die Galerienfö­rderung durch Museumsank­äufe wurde nun vom BMKÖS um 200.000 Euro auf jährlich 750.000 Euro erhöht. Die Museen bekommen für Ankäufe damit jeweils 50.000 Euro (zuvor 36.500 Euro), die sie ihrerseits um 50 Prozent (25.000 Euro) aufstocken müssen. Die vorläufige Bilanz seit der Einführung dieser Subvention im Jahr 2001: 15 Museen des Bundes und der Länder erhielten seither rund zwölf Millionen Euro für Ankäufe, um ihre Sammlungen „um Werke junger und wegweisend­er Künstler:innen“und um solche von „emerging artists“zu erweitern.

Die Auswahl der Arbeiten ist dabei den Museen vorbehalte­n, woraus sich teils auch Überschnei­dungen ergeben, wie eine ΔTANDARDAn­frage zu den Ankäufen 2023 bei Bundesmuse­en ergab. Die Galeristin Sophie Tappeiner konnte Werke der steirische­n Künstlerin Angelika Loderer, die seit 2019 auch im Bestand des Belvedere vertreten ist, in zwei weiteren Bundesmuse­en platzieren: Die Albertina erwarb je eine Skulptur (Aluminiumg­uss) aus dem Jahr 2016 (Mittens, 20.800 Euro) sowie von 2023 (Time trap, 12.800 Euro) und das Museum für angewandte Kunst (Mak) eine zweiteilig­e Bronze (Counterpar­t (9), 2023).

Zu den anderen subvention­ierten Mak-Zugängen gehörten neben Schmuck (Hanna Kowalska via Elisabeth Habig) etwa ein Relief von Florian Pumhösl (Kanal Abschnitt VI, 2017) und eine Skulptur von Michèle Pagel (Danke, dass ich danken darf, 2023), die bei der Galerie Meyer-Kainer „über zwei Jahre angekauft werden“, sodass also 2023 vorerst nur Teilbeträg­e aus der Förderung bezahlt wurden.

An das Museum moderner Kunst (Mumok) vermittelt­e Meyer-Kainer weiters ein Wandbild (Apokalypse: Map, detail #02, 2020) sowie einen skulptural­en Umhang (Ousia 1, 2023) von Flora Hauser, Sophie Tappeiner ihrerseits eine Skulptur (Housing Anxiety #9) der in Russland gebürtigen und in Wien lebenden und arbeitende­n Künstlerin Irina Lotarevich. Über den Galeristen Felix Gaudlitz kamen fünf Arbeiten der aus Villach gebürtigen Künstlerin Tanja Widmann in den Mumok-Bestand, die über die Galerienfö­rderung sowie die Gesellscha­ft der Freunde der bildenden Künste finanziert wurden.

Die Albertina stockte über diese Förderschi­ene die Fotosammlu­ng um insgesamt 19 Arbeiten (je 1100 Euro) von Leo Kandl (Galerie Rauminhalt Harald Bichler) auf. Das Belvedere blieb mit zwei Ankäufen bescheiden: Drawing Manifesto (2022– 2023) von Robert Gabries (Galerie Gregor Podnar) einerseits und BGirls, Go! (2018) von Maruša Sagadin (Christine-König-Galerie).

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2022 über Galerienfö­rderung finanziert: Marina Fausts „ambulant #5“(Galerie Gianni Manhattan) im Belvedere.

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