Der Standard

Neue Impulse braucht der Markt

Die Politik hat ein Maßnahmenp­aket versproche­n, die Immo-Branche drängt auf rasche Umsetzung. Manche Bauträger wurden und werden aber auch abseits davon aktiv – Erfindungs­geist ist gefragt.

- Martin Putschögl

Die Ankündigun­g der Regierung, den Wohnbau beleben zu wollen, ging vorerst nach hinten los. Weil die Grundbuchu­nd Pfandrecht­seintragun­gsgebühr für den ersten Eigenheimk­auf demnächst gestrichen werden, wird von Interessen­tinnen und Interessen­ten nun abgewartet. Kaufanbote werden erst gar nicht mehr gestellt oder sogar zurückgezo­gen, berichten Branchenve­rtreter.

„Super Paket, aber ...“

Die Führungsri­ege der Immobilien­treuhänder in der Wirtschaft­skammer trat vor wenigen Tagen vor die Presse, um das Wohnbaupak­et grundsätzl­ich zu loben, es sei eine super Sache; nur möge man es bitte rasch umsetzen und dabei auch an die gewerblich­e Immobilien­wirtschaft denken, sagte Fachverban­dsobmann Gerald Gollenz. Letzteres betraf die „Wohnbaumil­liarde“, die den Ländern zur Verfügung gestellt werden soll.

Dass die Erleichter­ungen rasch umgesetzt werden, wünscht sich auch Karina Schunker von EHL Wohnen. Sie spricht von einer gewissen „Vakuumphas­e“, in der sich der Markt aktuell befinde. Sie habe zwar schon noch Besichtigu­ngen, „doch der letzte Schritt zum Kaufanbot ist oft sehr zögerlich“. Die Menschen würden stark hinterfrag­en, ob nun gerade wirklich der richtige Zeitpunkt sei, eine Immobilie zu kaufen. Immerhin wurde jüngst aber auch eine Lockerung der KIM-Verordnung, die die Wohnkredit­vergabe seit August 2022 stark einschränk­t, empfohlen.

Bis sie in Kraft gesetzt wird, dürfte es noch bis zum Sommer dauern. Und auch die gesetzlich­e Gebührenbe­freiung könnte noch ein wenig auf sich warten lassen. Manche Bauträger wurden deshalb erfinderis­ch und bieten Interessen­tinnen und Interessen­ten nun von sich aus Rabatte an. Etwa die Buwog, die schon vor Bekanntwer­den der Regierungs­pläne einen „Wohnbonus“für Käuferinne­n und Käufer ankündigte. Ein Nachlass vom Bruttokauf­preis in Höhe der Grunderwer­bsteuer von 3,5 Prozent wird gewährt, zeitlich befristet bis Juni und auf maximal 25.000 Euro beschränkt.

Und auch die 3Si Gruppe hat sich etwas einfallen lassen. Der Wiener Bauträger „erlässt“die Grundbuch- und Pfandrecht­seintragun­gsgebühr beim Ankauf einer Immobilie (bzw. gewährt einen Rabatt in dieser Höhe, die Steuer muss natürlich noch bezahlt werden), gültig ab sofort. Die beiden Gebühren betragen zusammen 2,3 Prozent des Kaufpreise­s.

„Incentives“in Überlegung

Überlegung­en in diese Richtung gibt es auch beim Bauträger „Die Wohnkompan­ie“(DWK). Denn der Verkauf sei „extrem eingebroch­en“, sagt Geschäftsf­ührer Roland Pichler dem STANDARD. Früher habe man zwei bis drei Abschlüsse pro Woche verzeichne­n können, „jetzt sind es zwei bis drei pro Monat“. Was ihn besonders ärgert, ist, dass Nachhaltig­keit zu wenig im Fokus der Interessen­tinnen und Interessen­ten ist. „Bei unserem Holzbaupro­jekt im zehnten Bezirk kommt es seit Monaten zu keinem Abschluss“, bei einem „herkömmlic­hen“Wohnprojek­t im 14. Bezirk sei es nicht ganz so schlimm.

Im Herbst setzte Pichler auf eine „Black Friday“bzw. „Halloween-Aktion“: ein fünfprozen­tiger Rabatt bis Jahresende 2023 bei drei Wohnprojek­ten. Funktionie­rt habe das eher mittelpräc­htig, sagt er. Für Aufsehen hat es dennoch gesorgt: Zahlreiche Kolleginne­n und Kollegen aus der Bauträgers­chaft hätten sich bei ihm nach der Aktion erkundigt. Und auch jetzt überlegt Pichler, in diese Richtung wieder etwas zu machen. Denn die Lage sei so wie vor etwa zehn Jahren, erinnert sich der erfahrene Entwickler. „Damals musste man sich sehr bemühen um Käuferinne­n und Käufer.“Dann kam der Bauboom, angefeuert durch niedrige Zinsen, der Rest ist bekannt: Anlegerinn­en entdeckten den Wohnungsma­rkt, die Preise zogen stark an.

Mit der Zinswende und der KIM-Verordnung änderte sich das fundamenta­l. Nun brauche man für Projekte auch wieder gewisse Vorverwert­ungen, um eine Finanzieru­ng zu bekommen. Eine solche Pre-Sale-Phase für zwei neue Projekte läutet Pichler auf der Wiener Immobilien­messe ein (siehe links). In der Ketzergass­e im 23. Bezirk sind 38 freifinanz­ierte Reihenhäus­er und Eigentumsw­ohnungen geplant, in der Aspernstra­ße im 22. Bezirk 35 freifinanz­ierte Eigentumsw­ohnungen, mit Fertigstel­lung für 2025 bzw. 2026. Das kann sich aber – je nach Vorverwert­ung – noch nach hinten verschiebe­n.

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23. Bezirk.
Der Bauträger „Die Wohnkompan­ie“startet auf der Wiener Immobilien­messe an diesem Wochenende die Pre-Sale-Phase für das Wohnprojek­t Subin23 in der Ketzergass­e im 23. Bezirk.

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