Neue Impulse braucht der Markt
Die Politik hat ein Maßnahmenpaket versprochen, die Immo-Branche drängt auf rasche Umsetzung. Manche Bauträger wurden und werden aber auch abseits davon aktiv – Erfindungsgeist ist gefragt.
Die Ankündigung der Regierung, den Wohnbau beleben zu wollen, ging vorerst nach hinten los. Weil die Grundbuchund Pfandrechtseintragungsgebühr für den ersten Eigenheimkauf demnächst gestrichen werden, wird von Interessentinnen und Interessenten nun abgewartet. Kaufanbote werden erst gar nicht mehr gestellt oder sogar zurückgezogen, berichten Branchenvertreter.
„Super Paket, aber ...“
Die Führungsriege der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer trat vor wenigen Tagen vor die Presse, um das Wohnbaupaket grundsätzlich zu loben, es sei eine super Sache; nur möge man es bitte rasch umsetzen und dabei auch an die gewerbliche Immobilienwirtschaft denken, sagte Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. Letzteres betraf die „Wohnbaumilliarde“, die den Ländern zur Verfügung gestellt werden soll.
Dass die Erleichterungen rasch umgesetzt werden, wünscht sich auch Karina Schunker von EHL Wohnen. Sie spricht von einer gewissen „Vakuumphase“, in der sich der Markt aktuell befinde. Sie habe zwar schon noch Besichtigungen, „doch der letzte Schritt zum Kaufanbot ist oft sehr zögerlich“. Die Menschen würden stark hinterfragen, ob nun gerade wirklich der richtige Zeitpunkt sei, eine Immobilie zu kaufen. Immerhin wurde jüngst aber auch eine Lockerung der KIM-Verordnung, die die Wohnkreditvergabe seit August 2022 stark einschränkt, empfohlen.
Bis sie in Kraft gesetzt wird, dürfte es noch bis zum Sommer dauern. Und auch die gesetzliche Gebührenbefreiung könnte noch ein wenig auf sich warten lassen. Manche Bauträger wurden deshalb erfinderisch und bieten Interessentinnen und Interessenten nun von sich aus Rabatte an. Etwa die Buwog, die schon vor Bekanntwerden der Regierungspläne einen „Wohnbonus“für Käuferinnen und Käufer ankündigte. Ein Nachlass vom Bruttokaufpreis in Höhe der Grunderwerbsteuer von 3,5 Prozent wird gewährt, zeitlich befristet bis Juni und auf maximal 25.000 Euro beschränkt.
Und auch die 3Si Gruppe hat sich etwas einfallen lassen. Der Wiener Bauträger „erlässt“die Grundbuch- und Pfandrechtseintragungsgebühr beim Ankauf einer Immobilie (bzw. gewährt einen Rabatt in dieser Höhe, die Steuer muss natürlich noch bezahlt werden), gültig ab sofort. Die beiden Gebühren betragen zusammen 2,3 Prozent des Kaufpreises.
„Incentives“in Überlegung
Überlegungen in diese Richtung gibt es auch beim Bauträger „Die Wohnkompanie“(DWK). Denn der Verkauf sei „extrem eingebrochen“, sagt Geschäftsführer Roland Pichler dem STANDARD. Früher habe man zwei bis drei Abschlüsse pro Woche verzeichnen können, „jetzt sind es zwei bis drei pro Monat“. Was ihn besonders ärgert, ist, dass Nachhaltigkeit zu wenig im Fokus der Interessentinnen und Interessenten ist. „Bei unserem Holzbauprojekt im zehnten Bezirk kommt es seit Monaten zu keinem Abschluss“, bei einem „herkömmlichen“Wohnprojekt im 14. Bezirk sei es nicht ganz so schlimm.
Im Herbst setzte Pichler auf eine „Black Friday“bzw. „Halloween-Aktion“: ein fünfprozentiger Rabatt bis Jahresende 2023 bei drei Wohnprojekten. Funktioniert habe das eher mittelprächtig, sagt er. Für Aufsehen hat es dennoch gesorgt: Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus der Bauträgerschaft hätten sich bei ihm nach der Aktion erkundigt. Und auch jetzt überlegt Pichler, in diese Richtung wieder etwas zu machen. Denn die Lage sei so wie vor etwa zehn Jahren, erinnert sich der erfahrene Entwickler. „Damals musste man sich sehr bemühen um Käuferinnen und Käufer.“Dann kam der Bauboom, angefeuert durch niedrige Zinsen, der Rest ist bekannt: Anlegerinnen entdeckten den Wohnungsmarkt, die Preise zogen stark an.
Mit der Zinswende und der KIM-Verordnung änderte sich das fundamental. Nun brauche man für Projekte auch wieder gewisse Vorverwertungen, um eine Finanzierung zu bekommen. Eine solche Pre-Sale-Phase für zwei neue Projekte läutet Pichler auf der Wiener Immobilienmesse ein (siehe links). In der Ketzergasse im 23. Bezirk sind 38 freifinanzierte Reihenhäuser und Eigentumswohnungen geplant, in der Aspernstraße im 22. Bezirk 35 freifinanzierte Eigentumswohnungen, mit Fertigstellung für 2025 bzw. 2026. Das kann sich aber – je nach Vorverwertung – noch nach hinten verschieben.