Der Standard

Mordsacker­ln und Geldwäsche­kunst

In der Satire „The Kill Room“mischen Uma Thurman und Samuel L. Jackson die New Yorker Kunstszene ordentlich auf

- Jetzt im Kino Valerie Dirk

Viel haben Uma Thurman und Samuel L. Jackson in Quentin Tarantinos Kultfilm Pulp Fiction nicht miteinande­r zu tun. Es ist ja Vincent Vega alias John Travolta,

der auf Mia Wallace alias Thurman aufpassen muss. Zum Aufpassen gehören viel Koks und ein toller Twist.

Dass The Kill Room zum 30er von Pulp Fiction in die Kinos kommt, ist aber ein geschickte­r Marketingz­ug, denn die beiden Tarantino-Stars hat man schon lange nicht mehr gemeinsam auf der großen Leinwand gesehen.

Was ist passiert? Thurman hat, so scheint’s, ihre Tochter Maya Hawke vorgeschic­kt. Ihre letzten größeren Nebenrolle­n hatte sie bei Lars von Trier (Nymphomani­ac und The House

That Jack Built). Und Samuel L. Jackson spielte 2015 in The Hateful 8 letztmals bei Tarantino, der sein Talent zu legendären Monologen voll und ganz auszureize­n wusste. Seither hat er sich als Nebendarst­eller lukrativ durchs Superhelde­n-Genre gehangelt.

Ist jetzt The Kill Room von NeoRegisse­urin Nicol Paone das GenreComeb­ack, das man beiden wünschen würde? Ja und nein. Die BMovie-Story über die New Yorker Kunstszene hat Potenzial. Thurman ist Patrice, eine (fast) gescheiter­te Galeristin, die erfolglose Künstlerin­nen ausstellt (Maya Hawke spielt eine besonders schwierige). Die Sammler und Sammlerinn­en, die alle recht viel Dreck am Stecken haben – Waffenhand­el etc. – tummeln sich um jüngere, hippere Galeristin­nen, die Patrice mit Neid beäugt.

Gelegenhei­t gesucht

Doch dann kommt die tablettens­üchtige Patrice über ihren Drogenhänd­ler in Kontakt mit dem schwarzen, koscheren Bäcker Gordon (Jackson), der selbst schmutzige Geschäfte macht und eine Gelegenhei­t zur Geldwäsche sucht. Was ist da besser geeignet als der Kunsthande­l, wo Material- und Verkaufswe­rt drastisch voneinande­r abweichen und es niemanden kümmert?

Auftritt: The Bagman (Joe Manganiell­o), ein Killer, der mit Plastiksac­kerln tötet und diese nun zu Kunst verarbeite­t. Natürlich wird er der nächste große Hit, und die Gangster im Hintergrun­d werden nervös, schließlic­h sind die Ausstellun­gsstücke Beweise. Als Zuschauer aber muss man den Bagman schon bald mögen: Er ist ein attraktive­r Killer mit einem Herz aus Gold.

Gerade im Vergleich zur gestelzten Kunstszene um ihn herum, die Patrice nun mithilfe ihrer fähigen Praktikant­in (toll: Amy Keum) zu ihren Gunsten zu lenken weiß.

Das alles ist eine amüsante, schrecklic­h überzogene Kunstsatir­e, die man gern anschaut. Einen Vergleich zu Tarantinos Genrekino der 1990er darf man aber nicht ziehen, dafür traut sich das zahme Drehbuch nicht genug.

Außerdem hat der Soundtrack kein Kultpotenz­ial, und die tollen Darsteller und Darsteller­innen, allen voran Uma Thurman, wirken ein wenig unlocker. Schade, und dennoch sehenswert. Um der Nostalgie willen.

 ?? ?? Ist das Kunst oder doch ein Speibsacke­rl? Die erfolglose Galeristin Patrice (Uma Thurman) ist sich noch nicht ganz sicher.
Ist das Kunst oder doch ein Speibsacke­rl? Die erfolglose Galeristin Patrice (Uma Thurman) ist sich noch nicht ganz sicher.

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