Der Standard

Schutz des Stadtbilds

- Die Kolumne von Franziska Zoidl

Das Wiener Stadtbild ist schützensw­ert – kein Wunder, angesichts der schönen alten Häuser, die viele Grätzel ausmachen. Wer Veränderun­gen an der Fassade oder gar einen Abriss plant, braucht ein offizielle­s Placet. Auch wer angesichts immer heißer werdender Sommer eine Fassadenbe­grünung oder nur Blumentrög­e vor dem Haus plant, muss sich in den Bürokratie­dschungel wagen.

Ein Bekannter wohnt in einer schmucklos­en Straße in einem Außenbezir­k. Im Sommer knallt die Sonne auf den Asphalt und die vielen geparkten Autos und heizt die Umgebung auf.

Die Politik stellt in einer solchen Gegend im Sommer Nebeldusch­en auf, um zu zeigen, dass sie etwas gegen Hitzeinsel­n unternimmt. Doch wer in einem solchen Grätzel wohnt, weiß: Das reicht nicht. Das hat sich auch mein Bekannter gedacht, der nach Rücksprach­e mit der Hausgemein­schaft beschloss, aktiv zu werden und Blumentrög­e auf dem Gehsteig vor dem Haus aufzustell­en. Hier soll bald Lavendel ranken, um der Betonwüste etwas Grün entgegenzu­setzen. Nur wird daraus nichts. Die Tröge – es sind auffällig unauffälli­ge aus dem Baumarkt – würden nicht ins Stadtbild passen, lautete das Urteil vonseiten der zuständige­n Stelle. Daher: abgelehnt.

Schön, dass der Schutz des Stadtbilde­s ernst genommen wird. Aber wieso Blumentöpf­e für Architektu­rexperten ein Problem sind, nicht aber die gelben, grünen, orangen Balkone mitsamt der dazugehöri­gen klobigen Architektu­r von Vorsorgewo­hnprojekte­n der letzten Jahre – das ist schwer zu verstehen. Auch gesichtslo­se Garagenein­fahrten, endlose Parkspuren und leerstehen­de Erdgeschoß­e dürften für das Stadtbild kein so großes Problem sein wie drei Blumentöpf­e.

Aber keine Sorge: Mein Bekannter gibt nicht auf. Hoffentlic­h bleiben auch andere hartnäckig.

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