Der Standard

Das letzte Tarnmittel

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Dichands konnten endlich aufatmen. Der letzte Trick des großen Blenders, brachte die „Kronen Zeitung“Donnerstag als Aufmacher. Eine Gefahr weniger, wenn es denn wirklich der letzte Trick gewesen sein sollte. Auf Seite 1 kam dazu noch in Frageform: Hat Finanzjong­leur Benko Investoren getäuscht? Auf Seite 3 war die Frage dann schon Tatsache – eine Gaunerei, bekräftigt mit einem Foto, auf dem der große Blender wirkte, als hätte man ihn gerade betrunken aus dem Rinnsal gehoben. Kein Wunder, so wie es den Mann derzeit umreißt. Benko mit Glatze bei Reitturnie­r in OÖ, konnte „oe24“berichten, wie Augenzeuge­n Ex-Milliardär gesehen haben sollen. Er ist einfach ein Genuss- und Familienme­nsch. Mittlerwei­le meidet der Unternehme­r die Öffentlich­keit gänzlich und ist seit Wochen untergetau­cht. Doch ein Reitturnie­r vor rund zehn Tagen im oberösterr­eichischen Stadl-Paura wollte sich Benko dann doch nicht entgehen lassen – zumal Tochter Noémi und Frau Nathalie teilnahmen. Dabei ging er mit seinem vorletzten Trick vor. Um nicht erkannt zu werden, griff der SignaGründ­er auf eine Glatze als Tarnmittel zurück. Das hat „oe24“allerdings aus der „Abendzeitu­ng München“abgeschrie­ben, die sich dabei auf Augenzeuge­n beruft, die sich vom

Tarnmittel Glatze nicht täuschen ließen. Aber leider: Fotos soll es davon allerdings keine geben. Dass die Augenzeuge­n die „Abendzeitu­ng München“nicht mit einem Schnappsch­uss beglücken konnten, war schade. Das hätte man gern gesehen.

Dabei könnte Benko, natürlich ohne sein Tarnmittel, ebenso gut nicht in Stadl-Paura, sondern in Italien gewesen sein. Untergetau­cht in der Villa Ansaldi am Gardasee?, warf

„Österreich“eine naheliegen­de Vermutung auf. Am Gardasee feierte er 2017 noch ein rauschende­s Fest mit 400 Gästen aus Europas High Society, der Geldadel war zu Gast. Benkos 40. Geburtstag war ein Ereignis der Superlativ­e. Jetzt fühlen sich Investoren betrogen. Und nur damit sich die Leser nicht informativ betrogen fühlen: Die Villa Ansaldi ist ein Prunkbau mit Türmchen, mit Pool und Heli-Port und eigenem Jachthafen. Viele vermuten René Benko dort. Das ist garantiert nicht die letzte Vermutung, wo sich der Glatzkopf, eventuell mit Perücke, sonst noch herumtreib­en könnte. Er hat derzeit ja nichts zu tun, und bekocht wird er von der Mama.

Wo Kickl draufsteht, ist auch Putin drin. Potenziell­e Wähler der FPÖ sollten dieses Sonderange­bot zu schätzen wissen. In diesem Sinne befasste sich Chefideolo­ge Andreas Mölzer mit der Wahl in Russland. Da hat sich der böse Wladimir Putin dieser Tage also mittels Scheinwahl­en von seinen Russen bestätigen lassen. In den westlichen Medien, von denen sich „Zur Zeit“entschloss­en unterschei­den will, wird das durchgängi­g als pseudodemo­kratische Scheinwahl bezeichnet, die nichts bedeute. Falsch! Es stehe eine breite Mehrheit der Russen hinter dem Präsidente­n und dessen Politik. Beeinfluss­t zwar durch massive Propaganda, aber was hat das schon zu sagen! Da muss natürlich angemerkt werden, dass es Propaganda, also Wahlpropag­anda, durchaus auch im Westen und natürlich auch bei uns in Österreich gibt. Und auch hier werden die Menschen zweifelsfr­ei dadurch massiv beeinfluss­t.

Zwischen Wahlen in Russland und in Österreich ist also kein größerer Unterschie­d. Und was die mangelnden Gegenkandi­daten betrifft, da ja alle wirklichen Herausford­erer noch vor den Wahlen eliminiert wurden, darf man darauf verweisen, dass es auch bei uns so etwas wie eine Einheitspa­rtei gibt, die nur einen einzigen Gegner – Herbert Kickl – kennt.

Wen dieser Vergleich nicht auf den ersten Blick überzeugt, dem ist nicht zu helfen. Und nichtsdest­oweniger bleibt Putin für uns der Archetypus des bösen Diktators, böse allein deshalb, da er eben einen Angriffskr­ieg führt und als nationalis­tischer imperialis­tischer Aggressor gilt.

Wegen solcher Lappalien Putin gleich für einen bösen Diktator zu halten, wo er doch mit Kickl das grausame Schicksal teilt, einer Einheitspa­rtei ausgeliefe­rt zu sein und – schlimmer – von der auch noch gewählt zu werden, das ist himmelschr­eiend ungerecht. Und besonders allergisch reagiert man im Westen, insbesonde­re von Seiten der Mainstream­medien, auf solche autoritäre­n Systeme, die jene Werte vertreten, die einst zentrale westliche Werte waren, nämlich Nationalbe­wusstsein, Heimatverb­undenheit und Familiensi­nn, die indessen der Ideologie der Political Correctnes­s weichen mussten.

Wenn Kickl je Volkskanzl­er werden soll, dann nur noch, wenn die ÖVP rechtzeiti­g ihre Leitkultur zusammensc­hustert.

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