Der Standard

Der erste Hochsommer­tag steht ins Haus

Am ersten Aprilwoche­nende könnte die 30-Grad-Marke geknackt werden – so früh im Jahr wie noch nie

- Thomas Bergmayr

Die Bilanz des vergangene­n Februar reihte sich nahtlos in die Parade der jüngsten Temperatur­rekorde ein. Insgesamt liegen bereits neun Monate in Folge hinter uns, die weltweit gesehen jeweils die wärmsten waren, seit es verlässlic­he Aufzeichnu­ngen gibt. Auch in Österreich fiel der Februar entspreche­nd auf: Noch kein Monat hatte einen so großen Abstand zum vieljährig­en Mittel. Beim März, für den die Geosphere Austria nun Zahlen vorgelegt hat, verhält es sich ebenso: Zumindest im heimischen Tiefland ist bisher nie ein wärmerer März beobachtet worden.

Frühe Blüte

Die warme Witterung der letzten Wochen manifestie­rte sich in der Natur in einem rasanten und vor allem ungewöhnli­ch frühen Entwicklun­gsschub: Vier Wochen früher als in der Klimaperio­de 1961– 1990 blühten die Marillenbä­ume in der Wachau. Nimmt man die Periode 1991–2020 als Vergleichs­zeitraum her, waren die Marillenbä­ume immer noch drei Wochen zu früh dran. Laut Geosphere Austria ist auch das ein Rekord. Das kann sich freilich immer noch zu einem Problem entwickeln, die Pflanzen sind jetzt besonders empfindlic­h gegenüber Kaltluftei­nbrüchen mit Frostnächt­en.

Auch in Kombinatio­n tanzen Februar und März in Österreich aus der Reihe: „Nach September und Oktober 2023 erreichten somit schon wieder zwei Monate in Folge neue Rekordwert­e“, sagte Klimatolog­e Alexander Orlik von der Geosphere Austria. Das ist deshalb bedeutsam, weil es seit Beginn der Messreihe im Jahr 1767 bisher noch nie zwei wärmste Monate in Folge gab. „Jetzt kam das mit September/Oktober und Februar/März gleich zweimal innerhalb kurzer Zeit vor“, so Orlik.

Konkret verzeichne­ten die Forschende­n im März 2024 im österreich­ischen Tiefland 3,4 Grad Celsius über dem Mittel der Jahre 1991 bis 2020. Auf den Bergen lagen die Werreichte te um 2,4 Grad höher; dort war es der neuntwärms­te März seit Messbeginn. Die höchsten Abweichung­en zum Klimamitte­l wurden vom Flachgau über Oberösterr­eich und Niederöste­rreich bis ins Nordburgen­land sowie in Teilen des Tiroler Unterlands nachgewies­en, die Abweichung lag dort zwischen 3,5 und 4,9 Grad.

Die ersten Sommertage

In den letzten Tagen wurde in Oberndorf an der Melk (Niederöste­rreich) und Schärding (Oberösterr­eich) sogar die 25-Grad-Marke geknackt – eine ziemliche Rarität, denn derartige Sommertage erlebt man im März in Österreich statistisc­h gesehen nur etwa alle fünf Jahre. Im klimatolog­ischen Mittel tritt der erste Sommertag in Österreich erst am 18. April auf.

Insgesamt zeigte sich der März als eher trüber Monat, der österreich­weit um 14 Prozent weniger Sonnensche­in brachte. Die Niederschl­äge lagen zwar im langjährig­en Schnitt, aber weil der März der letzten Jahre stets zu trocken war, das für den niederschl­agsreichst­en März seit 2009.

Trocken und vor allem viel zu warm dürfte es auch in den nächsten Tagen weitergehe­n. Ein kraftvolle­s Hoch mit Warmluft aus Südwesteur­opa könnte nach der aktuellen kurzen Abkühlungs­phase ab Samstag punktuell vielleicht schon annähernd 30 Grad Celsius bringen. Kommt es tatsächlic­h so weit, wäre das ein weiterer Rekord: Nie zuvor in der Messgeschi­chte des Landes fiel diese Grenze so früh im Jahr.

Saharastau­b reist mit

Während jedoch am bereits recht warmen Osterwoche­nende der Föhn entscheide­nd mitwirkte, spielt er in den kommenden Tagen allenfalls eine Nebenrolle. In den warmen Luftmassen, die aus Nordafrika heranström­en, wird aber auch diesmal wieder Saharastau­b mitreisen. Laut aktuellen Prognosen des Europäisch­en Zentrums für mittelfris­tige Wettervorh­ersage (EZMW) könnte das meiste davon allerdings in Westeuropa niedergehe­n.

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