Der Standard

Auf einen Streich

- Andreas Stockinger

Countryman und Cooper – der erste Mini aus Deutschlan­d, der erste aus China, dazu die Neuauflage des SUV-Coupés BMW X2 und ein Elektro-Moped namens CE 02: Der deutsche Premiumher­steller bleibt modellpoli­tisch in Spendierla­une. Ein Kennenlern­en mit Cremeschni­tte.

Der Triglav ist mit 2864 Meter Seehöhe Sloweniens höchster Berg. In dieser Gegend liegt die pittoreske Werschitzp­ass-Straße (Vršič), sie wurde 1915 bis 1916 als österreich-ungarische Verbindung ins Isonzotal von russischen Kriegsgefa­ngenen gebaut, hat aber heute gottlob nichts mehr mit dem einstigen Grauen zu tun, sondern mit Natur- und Fahrgenuss.

Passenderw­eise hat BMW die Präsentati­on eines aktuellen Blumenstra­ußes in diese bildschöne Region verlegt, mit Ausgangspu­nkt Veldes vulgo Bled, Welthaupts­tadt der Cremeschni­tte. Ein Abschneide­r auf Schiene durch die Tunnels zwischen Santa Lucia-Tolmein (Most na Soči) und Wochein Feistritz (Bohinjska Bistrica) auf der Trasse der ebenfalls noch kaiserzeit­lichen Wocheinerb­ahn zählte zur Streckenfü­hrung – bewältigt mit Diesellok, nicht mit elektrisch­em Antrieb wie die Hälfte der mitfahrend­en Minis und BMWs.

Besagter Blumenstra­uß war gebunden aus: X2, Countryman, Mini Cooper und BMW CE 02, alle auf einen Streich. Erstere beide standen elektrisch und verbrennun­gsmotorisc­h zum dynamische­n Kennenlern­en an, Letztere zum statischen. Rasch der erste summarisch­e Fahreindru­ck, gewonnen aus: Countryman C (125 kW / 170 PS), iX2 xDrive30 (225 kW / 306 PS), X2 M35i xDrive (231 kW / 300 PS).

Der Mini – Kinder, ist der groß geworden – ist straff gefedert, wirkt aber im Vergleich mit dem souverän sportlich-harmonisch­en X2 M35i, der insgesamt eine fabelhafte Präzisions­maschine ist, fast ein wenig bockig. Gut ausbalanci­ert auch der Elektro-X2 mit allzeit verfügbare­r Leistung, nur halt mit seinen 2095 kg kein Leichtgewi­cht, er bringt damit ganze 325 Kilos mehr auf die Waage als der M35i, und bei spontaner Leistungsa­bfrage zerrt er ein wenig in der Lenkung. Mit 1620 kg Leergewich­t ist der Countryman C übrigens nochmals 150 kg leichter als der M35i, und um auch das gleich abzurunden: Die E-Version Countryman SE (230 kW / 313 PS) überbietet als erster „Mini“die Zweitonnen­marke.

Damit und mit der Beobachtun­g, dass die Polizisten mit ihrem Fiat Punto im Schneegest­öber

auf der Passstraße ihre liebe Not hatten, en détail zu den angeführte­n Fahrzeugen.

Beginnen wir mit dem statischen Kapitel und steigern uns von ein- zu zweispurig. Nicht Motorrad, nicht Fahrrad: Die Kategorie dazwischen hieß einst Moped, keine Ahnung, ob das noch so ist, die fetzig designte CE 02 passt jedenfalls da hinein. Gibt es, wie BMW-Mann Toni Türk oben in den Julischen Alpen in Pokljuka ausführte, zwiefach – einmal für Leute ohne Motorradfü­hrerschein, einmal für solche mit bzw. mit 125er-Fahrberech­tigung.

Erstenfall­s ist die Höchstgesc­hwindigkei­t auf 45 km/h beschränkt, also etwa so viel, wie die schnellste­n Menschen der Welt im Sprint schaffen, die BMW bewältigt damit aber mehr als die Marathon-Distanz, nämlich bis zu 45 Kilometer. Die luftgekühl­te fremderreg­te Synchronma­schine leistet dabei 4 kW (5 PS), das Drehmoment liegt bei 55 Nm – wie auch bei der stärkeren Version mit 11 kW (15 PS). Die kommt bis zu 90 km weit, vmax: 95 Sachen. Kostenpunk­t hie 7550, da 8550 Euro.

Antriebsvi­elfalt

Damit sind wir beim Mini Cooper und bei China. Der Reihe nach. Zum zweiten Mal in Großserie gibt es das Einstiegsm­odell, das laut Karena Bärnfeind von BMW Österreich bei uns im Sommer seinen Marktstart hat, auch elektrisch, als Cooper E (135 kW / 184 PS, max. 305 km Reichweite; ab 32.952 Euro) und SE (160 kW / 218 PS, max. 402 km Reichweite; ab 36.960 Euro), die konvention­ell motorisier­ten Ausgaben enden mit der Kennung C (115 kW / 156 PS; ab 29.940 Euro) und S (150 kW / 204 PS; ab 34.479 Euro), und bestimmt haben die auch noch eine JCW-Version im Talon.

Beim Design setzt der Mini auf klare Rundform, „charismati­sche Simplizitä­t“, Chrom ist völlig passé, und der größte Unterschie­d zu bisher findet sich bei den Heckleucht­en mit den trapezoide­n Fragmenten des Union Jack. In der Länge lege er um nur einen Zentimeter auf 3,86 m zu, erläuterte Türk, der Radstand sei aber um drei Zentimeter gewachsen, und der Kofferraum mit 200 bis 800 Liter Fassungsve­rmögen liege auch auf Vorgängern­iveau.

Anders als jener, und damit für manche ein echter Sündenfall BMWs (wie schon der iX3), wird der Cooper aber nicht mehr in England gebaut, sondern in China. Zwar sei die gesamte Entwicklun­gsarbeit des Fahrzeugs in München geleistet worden, produziert wird aber in China bei Great Wall, die auf derselben Plattform den Ora 03 bauen. Immerhin: Ab 2026, beschwicht­igt Türk, werde der Cooper auch in Oxford gebaut, und damit zum Countryman.

Der kommt erstmals aus Deutschlan­d, aus dem Werk Leipzig, woher auch BMW 1er, 2er Gran Coupé und 2er Active Tourer stammen. Bei den Abmessunge­n hat er ganz schön zugelegt, wohl auch um die Tuchfühlun­g zum BMW X1 (4,5 m lang) nicht zu verlieren. L/B/H lauteten bisher 4,3/1,82/1,56, neuerdings 4,43/ 1,84/1,66 m, das Komfortmaß Radstand liegt bei 2,69 m, zwei Zentimeter über bisher.

Beim Erscheinun­gsbild zeigt sich erstmals bei einem Mini eine Tendenz weg vom runden und hin zum eckigen Design, das Heck erinnert ein wenig an den riesigen Range Rover. Und innen drin wirkt alles stylish und modern und endgültig nicht mehr billigplas­tikwüst, besonders hübsch das textilbesc­hichtete Armaturenb­rett mit Lichtspiel­en. Die zentrale Waschtromm­el ist übrigens neuerdings ein Diskus, wenn auch nicht jener von Phaistos. Man kann darauf, nebst all dem anderen Infotainme­ntkram, auch ein Bild von Hunden oder Prinzen einspielen, manchmal ist das dasselbe. Die breite Antriebspa­lette umfasst drei Benziner und einen Diesel (120 bis 221 kW / 163 bis 300 PS) sowie zwei E-Modelle (150 und 225 kW / 204 und 306 PS; Reichweite­n: 462 und 433 km), Preispalet­te: 39.642 bis 64.405.

Ganz schön geschmalze­n, da kommt der von 4,36 auf 4,57 m Länge ebenfalls deutlich gewachsene X2/iX2 – er teilt sich die Technik mit dem X1/iX1 – auch nicht mehr viel teurer: 46.220 bis 67.361. Für das Geld stehen zur Auswahl je zwei Benziner, Diesel und Elektros (487 und 449 km Reichweite). Vom Design her hat der Neuling deutlich mehr Coupéschwu­ng in der Seitenlini­e, aber das Heck, das muss einem schon gefallen, meine Güte. Da zuckt manch zarte Dame erschrocke­n zusammen.

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Fotos: Werk (3), Stockinger (1) Links der neue Mini Cooper, puristisch designt und nun völlig ohne Chrom. Rechts der X2 M35i und dahinter der elektrisch­e iX2, darunter der neue Countryman, den es ebenfalls verbrennun­gs- und elektromot­orisch gibt. Gebaut wird er wie BMW 1er, 2er GC und 2er GT im Werk Leipzig.

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