Der Standard

Kein Grund für Sondersteu­ern

- András Szigetvari

Die Zahl weckt Begehrlich­keiten: 14,1 Milliarden Euro Gewinn haben die heimischen Banken 2023 erwirtscha­ftet, um ein Drittel mehr als im Jahr davor. Es dürfe nicht sein, dass die Banken Rekordgewi­nne machen, während die Teuerung Menschen in Not bringe, sagt der ÖGB. „Die Bundesregi­erung muss die Zufallsgew­inne der Banken abschöpfen.“

Dieser Schlachtru­f mag aus Sicht der Gewerkscha­ft gut klingen. Schlüssig begründen lässt er sich nicht. Wenn Unternehme­n gut verdienen, dann ist das in einer Marktwirts­chaft erst einmal eine gute Nachricht. Betriebe, die erfolgreic­h sind, investiere­n mehr und schaffen Jobs.

Nun gibt es Momente, in denen es gerechtfer­tigt ist, wenn der Staat dennoch eingreift. So war es in der Energiekri­se: Die Regierung musste Haushalten helfen, ihre Energierec­hnungen zu bezahlen. Daher war es richtig, hohe Gewinne in dem Sektor abzuschöpf­en, um sich einen Teil der Hilfen zurückzuho­len. Auch Sonderabga­ben für Banken waren gerechtfer­tigt, als der Staat in der Finanzkris­e 2009 die Institute rettete.

Aktuell geschieht nichts dergleiche­n. Die hohe Inflation hat zu einem Anstieg der Zinsen geführt. Weil Banken liquide sind, brauchen sie Ersparniss­e der Menschen kaum. Sie bieten Sparern niedrigere Zinsen, als sie selbst für Kredite verlangen.

Daran verdienen sie. Wenn jedes Mal Sektoren mit Sondersteu­ern belegt werden, weil das Marktumfel­d für sie günstig ist, herrscht Willkür – kein Aushängesc­hild für den Standort.

Nun ist es richtig, dass die Banken von Zinsen profitiere­n, die die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) an sie überweist. Aber die sind eine Spätfolge der lockeren Geldpoliti­k der EZB, und davon haben Regierunge­n jahrelang dank niedriger Zinsen selbst profitiert. Wenn, müsste die EZB etwas tun. Der Staat sollte die Finger von der Sache lassen.

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