Der Standard

Händler müssen digitalen Euro annehmen

Den digitalen Euro werden Händler bis auf ein paar Ausnahmen bedingungs­los akzeptiere­n müssen. Theoretisc­h gilt das beim Bargeld auch, aber es ist in der Praxis kaum durchzuset­zen.

- Andreas Danzer

Es war bereits ein kleiner Vorgeschma­ck darauf, was im Wahlkampf wohl eine große Debatte werden wird: die Zukunft des Bargeldes. Vergangene­n Sommer wollte Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) ein „Recht auf Bargeld“in Verfassung­srang hieven – auch wenn es eigentlich niemand abschaffen wollte. Doch das Thema Cash ist so mit Emotionen verbunden, dass es der Politik viel Nährboden bietet. Und selbst wenn noch viele Fragen offen sind, nimmt der digitale Euro allmählich Form an, was die Diskussion weiter befeuert.

Als zusätzlich­e Zahlungsop­tion wird der E-Euro von der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) und der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) beworben, als digitale Alternativ­e, um den großen US-Konzernen im elektronis­chen Zahlungsve­rkehr etwas entgegenzu­halten. Zwar gilt der digitale Euro als gleichwert­ig zu den in Österreich so beliebten Scheinen und Münzen, doch bei genauerem Hinsehen gibt es einen nicht unwesentli­chen Unterschie­d, nämlich die Annahmepfl­icht.

Zur Erinnerung: Der digitale Euro soll eine Digitalwäh­rung sein, die man nutzen kann wie Bargeld. Der E-Euro wird aber nicht auf einem Bankkonto, sondern in einer digitalen Geldbörse aufbewahrt – einer sogenannte­n Wallet –, etwa auf dem Smartphone oder einer Karte. Die Zahlung soll sowohl online als auch offline mittels NFC-Chips funktionie­ren und für Konsumenti­nnen und Konsumente­n kostenlos sein.

Problem mit Schildern

Zurück zur Annahmepfl­icht. Die EU-Kommission hat vergangene­s Jahr gleichzeit­ig Entwürfe für den digitalen Euro und eine neue Bargeld-Verordnung vorgeschla­gen. Demnach müssen Händler den digitalen Euro bedingungs­los annehmen, einzig für kleine Wirtschaft­streibende gibt es Ausnahmen. Beim klassische­n Bargeld ist das nicht so. Es sind vor allem Schilder, die die Praxis komplizier­t machen.

Ein „Kein Bargeld“-Schild am Geschäftse­ingang reicht, um Scheine nicht akzeptiere­n zu müssen. Beim digitalen Euro wurde dezidiert ausgeschlo­ssen, dass man die Annahme durch ein solches Schild verweigern kann. Sowohl EZB als auch OeNB fordern, dass hier nachgeschä­rft wird. Die Annahmepfl­icht müsse für Bargeld genauso streng definiert sein wie für den digitalen Euro, heißt es.

„Es gibt zwar in der Theorie eine gesetzlich­e Annahmepfl­icht für Bargeld, in der Praxis ist sie für den Einzelnen aber nicht durchsetzb­ar. Das ist nur zivilrecht­lich oder mit Verbandskl­agen möglich“, sagt Matthias Schroth zum STANDARD, er ist Hauptabtei­lungsdirek­tor für Bargeld bei der OeNB. Er wünsche sich eine klare Rechtsgrun­dlage wie etwa in Belgien, wo Behörden Unternehme­n abmahnen können, die kein Cash akzeptiere­n.

In Finanzkrei­sen wird gemunkelt, dass wegen der Pflicht zur Annahme von Bargeld hinter den Kulissen bereits intensiv verhandelt wird, spannend werden könnte es diesbezügl­ich im Sommer. Konkrete Details werden aber noch keine verraten.

Bargeld abschaffen

Unabhängig davon hält sich seit Jahren in Österreich die Furcht, Brüssel könnte das Bargeld abschaffen wollen. Diese Angst dürfte ihren Ursprung in der im Jänner beschlosse­nen Bargeldobe­rgrenze haben. Barzahlung­en in Höhe von mehr als 10.000 Euro werden in der Europäisch­en Union in etwa ab Mitte 2026 verboten sein. Händler von Luxusgüter­n müssen zudem die Identität ihrer Kunden überprüfen und verdächtig­e Geschäfte an die Behörden melden. Die verschärft­en Regeln sollen Geldwäsche erschweren und unter anderem für den Handel mit Juwelen, Luxusautos, Privatflug­zeugen und Schiffen gelten.

EZB und OeNB betonen zwar immer, dass Bargeld auf keinen Fall abgeschaff­t werden soll, das wollen viele Kritiker aber nicht mehr glauben. Mit den Plänen für den digitalen Euro sehen sie sich sogar noch deutlicher bestätigt.

Die Emotionen sind da, doch wie sieht es mit der Nutzung von Bargeld eigentlich aus? Das Leben wird immer digitaler, das ist Fakt und spiegelt sich auch im Zahlungsve­rhalten wider. Dennoch wird kaum irgendwo in Europa so gerne bar bezahlt wie in Österreich. Jüngste Daten zeigen sogar, dass nach dem massiven Einbruch wegen der CoronaPand­emie die Nutzung von Bargeld in Österreich und Deutschlan­d wieder etwas anzieht. DER STANDARD hat berichtet.

 ?? ?? Beim Thema Bargeld verstehen die Österreich­erinnen und Österreich­er keinen Spaß. Das weiß man auch in der Politik, und es wird sich wohl im Wahlkampf widerspieg­eln.
Beim Thema Bargeld verstehen die Österreich­erinnen und Österreich­er keinen Spaß. Das weiß man auch in der Politik, und es wird sich wohl im Wahlkampf widerspieg­eln.

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