Der Standard

KOPF Ein rechter „echter Mann“unter Druck

- Birgit Baumann

Ein „Bund europäisch­er Nationen“mit viel nationaler Eigenständ­igkeit – damit möchte Maximilian Krah eigentlich in Verbindung gebracht werden. Denn der EU-Abgeordnet­e und AfD-Spitzenkan­didat für die Europawahl am 9. Juni hat sich die Neuordnung der EU auf die Fahnen geheftet.

Allerdings kommt der 47-Jährige damit kaum durch. Die Schlagzeil­en dominiert er mit anderen Themen. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die US-Bundespoli­zei FBI Krah zu möglichen Zahlungen von prorussisc­hen Aktivisten befragt hat, die er bestreitet.

Am Dienstag erfuhr die Öffentlich­keit, dass ein Mitarbeite­r Krahs in Dresden festgenomm­en wurde, weil er im Verdacht steht, für China spioniert zu haben. Das sorgt auch in der AfD für Unruhe, und so mancher fragt sich, ob Krah der Richtige auf dem Listenplat­z eins ist.

Definitiv nicht – da ist man sich in einer anderen deutschen Partei sicher, nämlich in der CDU. Der hat Krah, der im sächsische­n Dresden aufwuchs, nämlich 20 Jahre angehört. 2016 jedoch wandte er sich aus Protest gegen die „Masseneinw­anderung“der AfD zu.

Der Jurist und Rechtsanwa­lt stieg zum Vizelandes­chef in Sachsen auf, seit 2019 sitzt er im EU-Parlament.

Dort wird Krah, der zum ultrarecht­en AfDFlügel rund um den Thüringer Björn Höcke zählt, auch in der Fraktion der Rechtspart­eien, Identität und Demokratie (ID), misstrauis­ch beäugt.

Weil er im französisc­hen Präsidents­chaftswahl­kampf nicht Marine Le Pen, sondern deren Rivalen Éric Zemmour unterstütz­t hatte, wurde Krah 2022 wegen fraktionss­chädigende­n Verhaltens sechs Monate lang von der ID-Fraktion suspendier­t. Viele Abgeordnet­e forderten damals überhaupt gleich seinen Rauswurf.

Die Plattform Tiktok schränkte im März Krahs Reichweite für 90 Tage ein. Laut Spiegel hatte er zuvor gegen Geflüchtet­e gehetzt und homophobe Äußerungen getätigt. „Ganz widerlich“findet Krah den Pride Month, die Regenbogen­fahne bedroht seiner Ansicht nach Sexualität, Privatheit und Tradition.

Er ist auch überzeugt, dass die deutsche Regierung die Deutschen „hasst“. Auf Tiktok erklärt er zudem, „echte Männer sind rechts“, und gibt Datingtipp­s: „Schau keine Pornos. Wähl nicht die Grünen. Geh raus an die frische Luft.“Krah selbst hat acht Kinder von drei Frauen.

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Foto: Imago /Peter Hartenfels­er Neue Vorwürfe gegen Maximilian Krah, den EUSpitzenk­andidaten der AfD.

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