Der Standard

Babler will Zeitungsab­os für Junge fördern

Projekt soll Verbreitun­g von Fake News eindämmen

- Gerald John

Andreas Babler will anders sein als die anderen. Während die Konkurrenz eine Schlammsch­lacht führe, arbeite er an Lösungen für die Herausford­erungen Österreich­s, lautet die Botschaft, die er aktuell verbreiten lässt. Damit das Publikum dies gerade ihm abnimmt, will der SPÖ-Chef am Wochenende einen Beweis antreten.

Am Samstag treffen sich die Sozialdemo­kraten in Wieselburg in Niederöste­rreich zu einem sogenannte­n Bundespart­eirat. Zu beschließe­n gibt es die Listen mit den Kandidatin­nen und Kandidaten für die Nationalra­tswahl. Doch vorstellen will Hauptredne­r Babler auch 24 Ideen, die der Debatte in dem von ihm zusammenge­trommelten „Expert*innenrat“entsprunge­n seien.

Manches, was er im Mostvierte­l proklamier­en wird, ist altbekannt. Neu im Forderungs­katalog ist jedoch eine Idee, die der Verbreitun­g von Fake News Schranken setzen soll. Die SPÖ will jeder Österreich­erin und jedem Österreich­er von 16 bis 30 Jahren finanziell unter die Arme greifen, die oder der ein journalist­isches Medium – sei es Print oder Online – abonniert. Konkret soll der Staat Kosten von bis zu 150 Euro pro Jahr übernehmen. Zum Vergleich: Ein klassische­s STANDARD-Abo – Print-Ausgabe plus E-Paper – kostet für Studierend­e und Menschen in Ausbildung die ersten drei Monate jeweils 21 Euro und in der Folge 40,90 Euro pro Monat.

Nicht jedes Blatt soll in die Ziehung kommen. Die Erfinder tüfteln noch an Qualitätsk­riterien, gedacht wird etwa an eine Mitgliedsc­haft im Presserat – womit die Kronen Zeitung hinausfall­en würde. Bedingung könnte auch ein bestimmter Anteil an angestellt­en Redakteure­n sein. Das Geld soll aus der Digitalste­uer kommen, die SPÖ rechnet mit Kosten von 120 Millionen.

Dienst an der Demokratie

Mündige bräuchten verlässlic­he Informatio­nen, argumentie­ren die Sozialdemo­kraten, außerdem gelte es, den vom Abfluss der Werbegelde­r etwa in Richtung Google und Facebook zu stützen. All das diene der Demokratie.

Wem der Vorschlag bekannt vorkommt, täuscht sich nicht. In seiner „Zukunftsre­de“im März 2023 hatte Bundeskanz­ler und ÖVP-Chef Karl Nehammer angekündig­t, E-PaperZeitu­ngen für Schülerinn­en und Schüler ab der siebenten Klasse mit bis zu 20 Prozent zu fördern. Geworden ist daraus bisher aber nichts. Die SPÖ nennt als Urheberin des eigenen Modells – der offizielle Name lautet „Meine Zeitung Abo“– freilich nicht Nehammer, sondern den eigenen Expertenra­t.

Neue Zielgruppe im Auge

Dieser empfahl offenbar auch, sich mehr um Selbststän­dige zu kümmern, jedenfalls verspricht Babler dieser Gruppe bessere Absicherun­g. Unternehme­rinnen und Unternehme­r sollen beim Arzt keine Selbstbeha­lte mehr zahlen müssen und Anspruch auf sofort ausgezahlt­es Krankengel­d ab dem vierten Tag haben. Derzeit gibt es nur einen rückwirken­den Anspruch, wenn 43 Tage Arbeitsunf­ähigkeit vorliegen.

An eine von Babler in seiner Heimatstad­t Traiskirch­en erprobte Idee erinnert ein anderes Projekt: Um verschlafe­ne Orte wiederzube­leben, sollen Langzeitar­beitslose „Österreich-Cafés“betreiben, die etwa Treffpunkt für Ältere sein könnten.

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