Abgabenlast für Familien nahm 2023 in Österreich zu
Wegfall von Einmalzahlungen erhöhte laut OECD Belastung – Österreich auf Platz drei
– Trotz Abschaffung der kalten Progression und kleinerer Maßnahmen zur Senkung der Lohnnebenkosten durch die türkis-grüne Regierung ist die effektive Steuerlast auf Arbeit in Österreich gestiegen. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Industriestaatenorganisation OECD hervor. Die OECD hat verglichen, wie sich die Abgaben- und Steuerbelastung in ihren 38 Mitgliedsländern 2023 entwickelt hat.
Österreich bleibt eines der Länder, in dem der Faktor Arbeit am stärksten belastet ist: Bei Singles ohne Kinder fallen bei einem Euro Arbeitskosten Steuern und Abgaben in Höhe von 47,2 Cent für ein Unternehmen an. Das ist der dritthöchste Wert aller Industrieländer.
Bei Einkommensbeziehern mit Kindern ist die Gesamtbelastung niedriger, sie liegt bei 37,5 Cent auf einen Euro gerechnet. Allerdings gab es hier einen deutlichen Anstieg der effektiven Steuerlast, noch 2022 knabberte der Staat von einem Euro nur etwas mehr als 36 Cent weg.
Zum Anstieg der Steuerlast ist es gekommen, weil es 2022 generöse Einmalzahlungen durch den Staat gab als Ausgleich für die Teuerung. Diese fielen 2023 weg. Die Entwicklung dürfte die Erzählung der Regierung, wonach sie die Bevölkerung deutlich entlastet hat, eintrüben.
Wifo-Ökonomin Margit Schratzenstaller sieht in Österreich Handlungsbedarf. Der Faktor Arbeit für Singles ohne Kindern sei um mehr als zehn Prozentpunkte stärker belastet als im Schnitt der übrigen Industrieländer, das gehöre geändert.
Kinderarmut gestiegen
Einen negativen Trend offenbart die jährliche EU-Silc-Erhebung der Statistik Austria. Die Zahl der Menschen in absoluter Armut ist 2023 um mehr als die Hälfte von 201.000 auf 336.000 angewachsen. Gemessen an der Bevölkerung ergibt das einen Anstieg von 2,3 auf 3,7 Prozent. Besonders stark betroffen sind Menschen unter 18 Jahren: 88.000 Kinder und Jugendliche gelten als erheblich materiell und sozial depriviert, so die Definition im Fachjargon. Das entspricht einem Anteil von 5,3 Prozent der Bevölkerung. Menschen über 65 Jahre waren im Vorjahr hingegen nur zu 1,9 Prozent von Armut betroffen.
Fiskalrats-Chef Christoph Badelt sieht die Fehler weniger bei der aktuellen Regierung als in der Vergangenheit: Die Beschneidung der einstigen Mindestsicherung räche sich, da nun individuelle Hilfe schwieriger möglich sei. (red)