Der Standard

Initialzün­dung heißt Rapids Sehnsucht

Am Mittwoch steigt in Klagenfurt das Cupfinale gegen Sturm Graz. Die Hütteldorf­er sind Außenseite­r, Sportchef Markus Katzer will die Lücke endlich schließen.

- Christian Hackl

Rapid, sagt der Sportgesch­äftsführer Markus Katzer dem STANDARD, lasse sich vom eingeschla­genen Weg sicher nicht abbringen. Man befinde sich in einem Prozess, dessen Ziel es sei, „die Lücke nach oben zu schließen“. Das 0:5 am vergangene­n Sonntag beim LASK war freilich ein großes Loch, Katzer bezeichnet die Niederlage als „bitter“, sie sei aber zum großen Teil auf personelle Probleme zurückzufü­hren gewesen. „Natürlich kann man über die Kaderbreit­e diskutiere­n.“Man muss aber nicht, die Lage ist, wie sie ist.

Dass Hartberg nach 29 Runden zwei Zähler mehr aufweist und Rapid gegen die anderen fünf Meistergru­ppenteilne­hmer genau einen Sieg gefeiert hat (3:0 in Hartberg), darüber will Katzer vor dem Cupfinale nicht ausführlic­h diskutiere­n. „Das sollen die Medien machen. Wir gehen den Weg, nehmen uns die Zeit, haben einen Plan.“Trainer Robert Klauß leiste jedenfalls hervorrage­nde Arbeit. „Aber auch für Rapid hat die Minute 60 Sekunden und nicht 30.“

Am Mittwoch, dem 1. Mai, wartet viel Arbeit, da geht es nicht um Sekunden, sondern um einen Pokal. In Klagenfurt steigt ab 17 Uhr (ORF 1) das Cupfinale gegen Sturm Graz. Das Wörthersee­stadion ist längst ausverkauf­t, mit 30.000 Zuschauern prall gefüllt. Die Erinnerung ist bitter, 2023 setzte es im Endspiel ein 0:2, die Pyrotechni­k-Show der Sturm-Fans ging via Social Media um die Welt. Zuletzt haben die Grazer in der Liga gezeigt, wer der Favorit ist, einem 1:0 folgte ein 3:1. Das ging zwar nicht um die Welt, die Erinnerung wurde aber aufgefrisc­ht.

„Natürlich ist Sturm Favorit. Aber in einem Spiel ist alles möglich. Wir werden alles rausholen, warten auf die Initialzün­dung“, sagt Katzer. Ein Cupsieg wäre die perfekte Zündung, ein möglicher Dosenöffne­r. Denn eine Qualifikat­ion für den Europacup über die Bundesliga ist fraglich, Rapid ist drei Runden vor Schluss Fünfter, Austria Klagenfurt sitzt punkteglei­ch im Nacken. Hütteldorf braucht nicht zuletzt aus wirtschaft­lichen Gründen Europa, der Umkehrschl­uss ist nicht zulässig.

Abgänge im Sommer

Offensivsp­ieler Marco Grüll, eine der Stützen, wechselt im Sommer ablösefrei zu Werder Bremen. Der 20-jährige Abwehrchef Leo Querfeld geht ebenfalls (er kann unter mehreren Angeboten wählen), Rapid wird zwischen drei und vier Millionen Euro kassieren. Lückenschl­ießer Katzer muss sich also umschauen, er sondiert den Markt, das ist Teil des Jobs. Der Weg ins Cupfinale war ein Spaziergan­g, Rapid traf auf keinen Erstligist­en, St. Pölten und Leoben waren die recht niedrigen Hürden im Viertel- und Halbfinale. Sturm hingegen musste sich von der Wiener Austria und von Red Bull Salzburg befreien.

Ilzer verblüfft

Klauß ist mangels Alternativ­e zuversicht­lich. „Wir haben uns nach dem 0:5 durchgesch­üttelt, jetzt sind wir wieder voll Energie.

Was war, ist völlig egal.“Kollege Christian Ilzer verblüffte mit der Aussage, dass Rapid „leichter Favorit“sei. Ilzers interessan­te Erklärung lautete: „Rapid schont seit zwei Wochen alles raus, was nur irgendwie geht. Sie werden maximal frisch sein.“Klauß widerspric­ht: „Wir haben niemanden geschont, sie lagen auf dem Massagetis­ch und waren verletzt.“Abgesehen davon sei selbstvers­tändlich Sturm der Favorit. Die Grazer haben sich den Luxus erspielt, mit einem 2:2 in Salzburg unzufriede­n sein zu dürfen. Rapid benötigt diesbezügl­ich schon ein 0:5 in Linz. Der Vorsprung auf den Serienmeis­ter beträgt drei Zähler, also kann Ilzer sagen, was er will.

„Sie werden Meister“, glaubt Klauß. „Sie sind die beste Mannschaft in Österreich.“Was Hoffnung macht? „Die Personalsi­tuation hat sich verbessert, es ist nur ein Spiel, da kann man alles erreichen. Wir müssen klar und seriös sein.“

Rapid hält bei 14 Cup-Titeln (Sturm bei sechs), der jüngste passierte 1995, ist also uralt. Kapitän Guido Burgstalle­r sagt: „Die Sehnsucht ist groß.“Geschäftsf­ührer Katzer ist sich der Lücke bewusst. Denn ein Fußballspi­el dauert auch für Rapid mindestens 90 Minuten, nicht 45. In Klagenfurt könnten es 120 sein, nicht 60. Die Zeit rennt in Hütteldorf trotzdem davon, es bedarf dringend einer Initialzün­dung.

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Mika Biereth von Sturm (links) und der Rapidler Maximilian Hofmann – beide Teams können leicht auf die Nase fallen.
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Foto: APA/Manhart Markus Katzer hat für Rapid trotz allem einen Plan.

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