Der Standard

Muchitsch und die 41-Stunden-Woche

- Irene Brickner

Die von der Industrie vom Zaun gebrochene Diskussion um eine 41Stunden-Woche ohne Lohnausgle­ich hat etwas Flüchtiges, wie ein Schwall kühle Luft, wenn die Eingangstü­r kurz aufgeht: Kaum wird das Thema angeschnit­ten, ist es auch schon wieder weg. Bei Im Zentrum am Sonntag übte sich einer Initiatore­n des Arbeitszei­tverlänger­ungsdiskur­ses in derlei Whatabouti­sm: Karl Ochsner, Präsident der Industriel­lenvereini­gung Niederöste­rreich, stellte die Forderung als pädagogisc­hen Vorstoß dar.

„Aus Sicht der Industrie sind wir froh über diese Diskussion, weil es eine Diskussion um mehr Leistung ist“, sagte Ochsner, als ihm Gewerkscha­ftschef und SPÖ-Sozialspre­cher Josef Muchitsch mit dem hohen Arbeitsdru­ck kam, der in vielen Jobs herrscht. Arbeiten, so Ochsner und die langjährig­e Präsidenti­n der Hotelierve­reinigung, Michaela Reitterer, mache nicht krank, sondern sei etwas Schönes und Sinnstifte­ndes. Hier widersprac­h Muchitsch nicht – bei den mehrfach geäußerten Befürchtun­gen beider um den Wirtschaft­sstandort Österreich hingegen schon.

Wenig enthusiast­isch äußerte sich der rote Vielarbeit­er zum SPÖ-Gegenmodel­l der 41 Stunden, der 32-StundenWoc­he – wie vor drei Monaten auch Parteichef Andreas Babler zur Kenntnis nahm. Die 32 Stunden würden am Ende eines langen Prozesses stehen, „dort, wo die Branche es ermöglicht“, sagte Muchitsch. In der Pflege seien kürzere Arbeitszei­ten schon jetzt ein Muss, wenn man die Kollegensc­haft übers 30. Lebensjahr hinaus halten wolle, erwiderte Elisabeth Potzmann, Präsidenti­n des Gesundheit­s- und Krankenpfl­egeverband­s. Dem widersprac­h niemand.

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