Die Presse am Sonntag

Grüne: Mehr Fokus auf Bürger

Die neue nö. Landtagskl­ubobfrau Helga Krismer im Interview.

- VON GEORG RENNER

Was werden Sie als Klubobfrau anders machen als Madeleine Petrovic? Helga Krismer: Madeleine Petrovic und Helga Krismer sind ganz unterschie­dliche Persönlich­keiten – ich werde als langjährig­e Kommunalpo­litikerin das Engagement von Bürgern wirklich zu schätzen wissen. Im Zentrum meiner ersten Aktivitäte­n wird der intensive Kontakt mit Bürgerinit­iativen stehen – dafür werde ich mir sehr viel Zeit nehmen. Kam das also bisher zu kurz? Es ist ein anderer Schwerpunk­t. Die großen politische­n Brocken in Niederöste­rreich liegen natürlich auf der Hand: Verkehrspo­litik – Stichwort Nebenbahne­n –, Energiepol­itik und als dritter Bereich die Bildung, bei der wir ein ganz verkrustet­es System haben. Wenn Sie die Nebenbahne­n ansprechen: Für diese ist es vielerorts doch schon zu spät – im Ybbs- oder Thayatal zum Beispiel werden schon die Schienen abgetragen. Bei einem Urlaub in Grado habe ich einmal gesehen, dass dort die Schienen total zugewachse­n sind. Ich habe mir gedacht: Wie blöd sind diese Italiener? Aber jetzt sehen wir genau diese Schildbürg­erstreiche in Niederöste­rreich. Dadurch, dass jetzt Schienen zugunsten des Straßenbau­s abgetragen werden, wird Zukunft verbaut. Zumindest sollten wir diese Infrastruk­tur für die Zukunft sichern – dafür sind die Grünen Garant. Garant? Sie haben acht Prozent, können gegen die Absolute nichts durchsetze­n. Wo wäre denn eine andere konstrukti­ve Opposition­spartei, die der ÖVP in diesen Dingen Paroli bietet? Sie sind in Baden Vizebürger­meisterin in einer schwarz-grünen Koalition. Wie werden Sie den Spagat zwischen Koalition hier und der Opposition als Klubobfrau im Landtag angehen? Das sind grundlegen­d verschiede­ne Dinge. Wir haben in Baden eine gute Stimmung in der Koalition, es geht hier um die Zukunft der Stadt. Darum weiß ich auch, dass die Landes-ÖVP in Sachfragen offen ist: Auch Baden wird ja etwa in Infrastruk­tur- oder Finanzfrag­en beim Land vorstellig. Ich bin Pragmatike­rin, aber hartnäckig. Wozu überhaupt die personelle Trennung zwischen Klubobfrau und Parteichef­in? Da wir die Parteispre­cherin (Petrovic, Anm.) gerade erst neu gewählt haben. Es gab den Wunsch aus der Basis, dass Madeleine Petrovic als Landesspre­cherin kandidiert. Mit diesem Vertrauen hat sie sich jetzt entschiede­n, für die EU-Wahl zu kandidiere­n – das nimmt ihr in der Basis niemand krumm. Darum gibt es in den nächsten zwei Jahren diese Trennung. Mittelfris­tig werden Sie Landesspre­cherin? Wir werden uns das gut überlegen. Das entscheide­t bei uns die Basis, und die Dinge sind im Fluss.

Helga Krismer

übernimmt mit Jahreswech­sel den Klubchefsi­tz im nö. Landtag von Madeleine Petrovic, die sich als Kandidatin zur EUWahl im Mai bewirbt. Petrovic bleibt aber vorerst Landesspre­cherin. Die promoviert­e Veterinärm­edizinerin ist seit 2010 Vizebürger­meisterin im schwarz-grünen Baden und seit 2003 Landtagsab­geordnete.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria