Maschinenraum
VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWELT
Jazz ist nicht tot, riecht aber schon komisch“, hat Frank Zappa einmal gemeint. Frank who? Sie gestatten: Es ist tatsächlich bitter, als alter Sack mit der Ignoranz nachrückender jüngerer Generationen konfrontiert zu werden (was mir erst unlängst beim Tod von Lou Reed auffiel). Nun wissen wir heute, dass der Jazz als Kunstform sehr wohl überlebt hat und ungebrochen seinen Freigeist in einer immer konformeren, formatierteren Welt behauptet. Und Frank Zappa – für die Teenies unter uns: Das war ein bärtiger Mann, der seltsam verquere „Pop“-Musik komponierte – letztlich mit seinem subtilen Zynismus nicht recht behalten hat. Jedenfalls nicht ganz.
Vielleicht enthält diese Erkenntnis auch ein Quantum Trost für jene, die gerade an Bord alter Mediendampfer hocken und vom sicheren Ufer aus mit Schmährufen bedacht werden. Des Tenors, sie hätten die neuen Zeiten nicht verstanden und würden in „Holzmedien“– damit sind auf Papier gedruckte Produkte gemeint, wie Sie gerade eines in Händen halten – dem sicheren Untergang entgegensegeln. Auftrieb erhielt die hämische Meute der Kommentatoren hierzulande erst diese Woche wieder, als von akuten Problemen des Magazins „News“berichtet wurde. Mag sein, dass Boulevardblätter dieses Typs – Neuigkeiten zieht man längst minutenaktuell aus dem Internet – keine Zukunft haben. Aber „Print ist tot!“ist generell eine langweilige, zu simpel gestrickte Erkenntnis. Denn als Luxusartikel und sentimentale Objekte werden uns Zeitungen, Zeitschriften und Bücher locker noch für zwei, drei Generationen erhalten bleiben.
Und es gibt auch „good news“für Papierfetischisten: Nicht wenige Blätter haben in den vergangenen Jahren an Auflage und Lesern zugelegt (zuvorderst solche, die unverwechselbare Inhalte bieten). Und es gibt sogar Magazin-Neugründungen. Am FlughafenPressekiosk fiel mir erst unlängst ein solcher Erstling in die Hände: „Nemo“, ein GadgetMagazin aus dem Hause Chip/Burda. Gewiss zielt „Nemo“– Untertitel „Technik. Damals. Heute.“– auf konservative männliche Jäger & Sammler. Aber die Verquickung von gut recherchierten Storys mit eigenen Emotionen und Erinnerungen (etwa an den Sony Walkman, den Commodore C64 oder an die Marke Polaroid) ist ziemlich clever. Und, sofern man keine Scheu davor hat, die Formel auch im Netz weiterzuspinnen, absolut zukunftsträchtig.