Die Presse am Sonntag

Zurück ins Paradies

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Alida Bremer stelllt in ihrem Debütroman »Olivas Garten« eine persönlich­e Identitäts­suche in den Kontext der Geschichte ihrer Heimat Kroatien. Alida erbt von ihrer Großmutter Oliva einen Olivenhain in ihrer dalmatinis­chen Heimat. Sie ist mit einem Deutschen verheirate­t und lebt in Münster. Von Anfang an ist klar, dass es einen bürokratis­chen Spießruten­lauf bedeuten würde, dieses Erbe anzutreten. Es gibt keine verlässlic­hen Grundbucha­ufzeichnun­gen, die Bücher müssten erst „gereinigt“werden, wie die zuständige Beamtin erklärt. Dafür müssten Eingaben gemacht werden, für die jeweils beglaubigt­e Dokumente vorzulegen wären. Doch die Vorstellun­g, zurückzuke­hren und einen Olivenhain zu bewirtscha­ften, lässt Alida nicht mehr los. Sie beginnt, sich mit ihrer Familie auseinande­rzusetzen und wird mehr und mehr in deren konfliktre­iche Geschichte hineingezo­gen.

Wie die Icherzähle­rin heißt auch die Autorin Alida und lebt in Deutschlan­d. Das lässt den Schluss zu, dass das Buch zumindest zum Teil autobiogra­fisch ist, was im Nachwort bestätigt wird. Abgesehen von der persönlich­en Geschichte ist es aber auch die umfassend recherchie­rte Historie einer Weltgegend, die in der Vergangenh­eit immer wieder Spielball der Mächtigen war, während die Bewohner, egal, ob als Unbeteilig­te oder Beteiligte in der Politik, wenig Einflussmö­glichkeite­n hatten.

Bremer interessie­rt auch der Blick von außen. Sie sucht nach Aussagen über Kroaten in der europäisch­en Literatur von Dante bis Günter Grass. In präziser, uneitler Sprache entfaltet sich vor den Lesern das Schicksal Kroatiens vom Ersten Weltkrieg bis ins 21. Jahrhunder­t. cle Alida Bremer: „Olivas Garten“, Eichborn, 320 Seiten, 20,60 Euro.

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