Die Presse am Sonntag

HANS JÖRG SCHELLING

-

Ende. Mein Ziel wäre, dass wir das Thema Ineffizien­zen am Arbeitsmar­kt bis Mitte des Jahres und die Pensionen bis Jahresende analytisch so weit haben, dass wir ein Paket schnüren können. Mit anderen Worten: Nach der Steuerrefo­rm ist vor der Pensionsre­form. Die Steuerrefo­rm ist der erste Schritt, Österreich wieder zurück an die Spitze zu bringen. Offenbar sind wir spitze in Sachen Steuerbetr­ug. Der größte Teil der Gegenfinan­zierung steht unter diesem Gesichtspu­nkt. Sind wir wirklich ein Land der Steuerhint­erzieher? Der Eindruck wird vermittelt. Es gibt überhaupt keinen Generalver­dacht. Das Betrugspak­et umfasst nur 1,7 Prozent aller Abgaben. Dass wir den internatio­nalen Mehrwertst­euerbetrug bekämpfen müssen, dass wir Mineralölp­antscherei bekämpfen müssen, ist doch völlig klar. Und ich stehe dazu: Wenn alle ihre Steuern zahlen, müssen alle weniger Steuern zahlen. Ich kann doch nicht die Unredliche­n schützen. Der überwiegen­de Teil der Privaten und Unternehme­n arbeiten redlich. Aber jene, die das nicht tun, können auch keine Gnade erwarten. Und es wird auch den privaten Pfusch treffen. Denn der ist schlimmer als der gewerblich­e Pfusch. Wir haben da leider eine Kavaliersd­elikt-Mentalität. Schmuggler und Pfuscher sind also in Ihren Augen auch Verbrecher? Es geht darum, dass wir bei der Betrugsbek­ämpfung zu einer Waffenglei­chheit kommen. Ich hab mich einst maßlos darüber geärgert, dass der Nationalra­t nicht zugestimmt hat, dass die Finanz von Schmuggler­n Fingerabdr­ücke nehmen darf. Selbst im Parlament werden diese Dinge meiner Meinung nach viel zu salopp gesehen. Aber wie sollen wir uns das in Zukunft vorstellen: Schicken Sie Ihre Beamten auf die Spielplätz­e, um zu kontrollie­ren, ob die Kindermädc­hen pfuschen? Werden Putzfrauen überwacht? Nein, es geht in erster Linie darum, dass wir technisch und personell aufrüsten. Ab 2017 kommt etwa der internatio­nale Datenausta­usch. Das hat die EU beschlosse­n, die OSZE beschlosse­n, das ist geregelt. Viele Dinge, die wir jetzt tun, sind internatio­nal längst Standard. Auch das Bankgeheim­nis? Ich hatte vor einigen Monaten ein Gespräch mit der OSZE. Da hat man mir ganz offen gesagt: Jene Länder, die sich nicht am internatio­nalen Austausch von Steuerdate­n beteiligen, werden 2018 auf die schwarze Liste kommen. Das würde dann möglicherw­eise auch Österreich betreffen. Auf dieser schwarzen Liste wären wir aber zumindest in guter Gesellscha­ft. Ja, mit der Schweiz und Liechtenst­ein, möglicherw­eise auch mit Luxemburg. Ich halte nichts davon, auf dieser Liste zu landen. Warum sind Sie also für die Abschaffun­g des Bankgeheim­nisses? Wir heben das Bankgeheim­nis nicht auf. Wir passen das Gesetz nur in jenen Bereichen an, die für den automatisc­hen Datenausta­usch erforderli­ch sind. Das ermöglicht den Finanzbehö­r- den im Verfahren Einschau zu nehmen. Jetzt brauchen wir einen richterlic­hen Beschluss dazu. Sie belasten aber auch redliche Unternehme­r, indem Sie die Umsatzsteu­er in bestimmten Bereichen erhöhen. Etwa in der Hotellerie. Ja, wir erhöhen die Umsatzsteu­er-Einnahmen um 250 Millionen bei einem Gesamtvolu­men von über 25 Milliarden Euro. Und jetzt regen sich alle auf. Noch einmal: Schonender ging es nicht. Auch mit der KESt-Erhöhung finden sich Menschen, die Aktien kaufen und so vorsorgen, im Spekulante­n-Eck. So wird man den Finanzplat­z Österreich nicht stärken. Noch einmal. Irgendwo mussten wir eine Gegenfinan­zierung gewährleis­ten.

Finanzmini­ster

Newspapers in German

Newspapers from Austria