Südpazifik: Riesenzyklon verwüstet Vanuatu
KŻtŻstrophe. Böen mit bis zu 340 km/h trafen auf den Inselstaat. Die Hauptstadt wurde großteils zerstört, die genaue Lage ist unklar.
Port VilŻ/CŻnberrŻ. Die südpazifische Republik Vanuatu wurde in der Nacht von Freitag auf Samstag (Ortszeit) von einem der gewaltigsten je gemessenen Wirbelstürme schwer getroffen. Zyklon Pam traf am Freitagabend mit Böen von 250 bis 340 km/h auf den Staat mit seinen rund 83 Inseln und Inselgruppen und ca. 270.000 Bewohnern, gut 2300 Kilometer östlich der Küste des australischen Bundesstaates Queensland auf Höhe von Cairns.
Australischen Medien zufolge soll die Hauptstadt Port Vila (50.000 Einwohner) zu 90 Prozent zerstört sein, es wurden nicht nur die traditionell aus Stroh, Schilf und Holz gebauten Häuser zu Tausenden zerstört, sondern auch viele Beton- und Ziegelhäuser beschädigt. Ganze Dörfer seien „weggeblasen“, berichten Hilfsorganisationen. Palmwälder seien umgeknickt, Starkregen habe weite Ebenen überschwemmt und Muren ausgelöst. Die Stromversorgung ist ausgefallen. Da im Großteil des Staatsgebiets auch Mobiltelefone grundsätzlich schlechten oder keinen Empfang haben, wird das Ausmaß der Lage nur langsam bekannt werden. Bis- her war von mindestens 44 Toten die Rede, die Zahl dürfte aber rasch steigen: Mindestens 100.000 Menschen lebten laut UNO in der Schneise des Sturms.
Pam sei insgesamt die schlimmste Katastrophe, die Vanuatu seit Menschengedenken heimgesucht habe, hieß es. Der Inselstaat war Mitte des 19. Jahrhunderts von Franzosen und Briten gemeinsam unterworfen worden und ab 1906 als Kondominium „Neue Hebriden“bekannt. 1980 wurde das rohstoffarme Gebiet, wo Landwirtschaft, Fischfang, Tourismus und seit einigen Jahren Finanzdienstleistungen (Stichwort Steueroase) die Hauptwirtschaftsstützen sind, unabhängig. Die Inseln erstrecken sich in Nordsüdrichtung über 1300 Kilometer, die reine Landfläche beträgt nur etwa 4700 km2.
In Australien und Neuseeland, Vanuatus lokalen Schutzmächten und wichtigsten Handelspartnern, wurden Hilfseinsätze eingeleitet, ebenso im französischen Inselgebiet Neukaledonien weiter südlich. In Vanuatu sollen sich stets in etwa 3000 Australier als Touristen, Geschäftsleute, Diplomaten oder Pensionisten aufhalten.