Südsteiermark – das Genussland an der Gre
Wenn man von einem „beinahe schon mediterranen Klima“liest, dann wird einem selbst in fernen Ländern wie Wien oder Vorarlberg gleich ein bisserl warm ums Herz. Sieht man dazu Bilder einer hügeligen Landschaft mit steilen Weinbergen und einsam aufragenden Pappeln auf den Höhenzügen, so wird man unwillkürlich an den Begriff der „steirischen Toskana“erinnert. Und wenn dann noch jemand das Wort „Sauvignon“ausspricht, ist man bereits auf der Suche nach dem Autoschlüssel . . . Kein Wunder, denn die Südsteiermark geizt weder mit landschaftlichen Reizen noch mit kulinarischen und önophilen Verlockungen und hat sich damit als eines der beliebtesten Reise- und Ausflugsziele für genussaffine Menschen im ganzen Land etabliert.
Ein Blick auf die Anfänge
Das war freilich nicht immer so: Als ich im Jahr 1997 eine Recherchetour für mein erstes Weinstraßenbuch unternahm, gab es auf der Südsteirischen Weinstraße, von wenigen Ausnahmen abgesehen, noch kaum Möglichkeiten, komfortabel zu wohnen, und das kulinarische Angebot beschränkte sich größtenteils auf einfache Buschen- schänken. Allerdings: Anfangs noch fast unmerklich hatte das Erwachen doch bereits begonnen. Winzernamen wurden in Wiener Insiderkreisen wie heiße Ware gehandelt, und spätestens im Herbst reisten die genussfreudigen Zugvögel aus dem ganzen Land an, um sich an Sturm und Maroni gütlich zu tun.
Eine Region erwacht
Daran hat sich nichts geändert, doch ganz anders als noch vor zwanzig oder gar nur zehn Jahren präsentiert sich heute das Bild der Südsteiermark. Nirgendwo sonst hat der Weinboom so viel bewegt wie hier. Aus kleinen Winzern wurden selbstbewusste, national und international erfolgreiche Unternehmer, die Visionen nicht nur haben, sondern auch verwirklichen. Und ihr Image hat sich ebenfalls gründlich gewandelt – es ist keineswegs ein Zufall, wenn von Journalisten dem Wort Winzer gern und oft das Attribut „Star“vorangestellt wird. Doch nicht nur das: Die genusstouristische Infrastruktur stellt sich inzwischen als ein dicht gewirktes Netz von wunderbaren Plätzen zum Essen, Trinken, Wohnen, Erleben und Einkaufen dar. Das Angebot ist breit gefächert, vom Verhackertbrot bis zur Spitzenküche, vom Welschriesling bis zum Barrique-Morillon und vom rustikalen Wohnen beim Winzer bis zum Residieren im Designerzimmer mit Meerwasserswimmingpool im Weingarten. Das Gute daran: Trotz der regen Bautätigkeit der vergangenen Jahre ist es hier gelungen, die Landschaft – von ein paar unrühmlichen Ausreißern einmal abgesehen – nicht nachhaltig zu beschädigen. Man orientierte sich entweder am klassischen Baustil der Region oder setzte ganz bewusst Zeichen mit moderner Architektur. Das gilt für Privathäuser und Hotels, aber ganz besonders auch für die Weinkeller. Nicht zuletzt haben gerade die modernen Kellerbauten der Südsteiermark wesentlich zur Entstehung eines eigenen Genres beigetragen: der sogenannten Weinkellerarchitektur.
Die Weine der Südsteiermark
Und wenn man also an diese Keller denkt, dürfen natürlich die Weine der Südsteiermark ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Vielfalt und Qualität sind zwei der drei Erfolgsfaktoren, mit denen es dieses vergleichsweise kleine Weinbaugebiet auch zu überregionaler Bekanntheit und einem erstklassigen Ruf gebracht hat. Der dritte ist die Individualität, der eigenständige Charakter, der auf den spezifischen Voraussetzungen von Böden und Klima beruht und hier ganz besonders ausgeprägt ist. Stets ausreichende Niederschläge – die Steiermark ist ja nicht zufällig die grüne Mark – besonders hoch gelegene Weingärten bis hinauf auf 600 Meter Seehöhe und markante Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht verleihen den Weinen eine außergewöhnliche Frische und Fruchtigkeit sowie eine knackig-animierende Säure. Eine Kombination, die vor allem bei duftigen Rebsorten wie dem Welschriesling, dem Gelben Muskateller, dem Sauvignon blanc und, speziell im Sausal, auch beim Riesling gefragt ist. Das generell milde Klima sorgt aber auch dafür, dass die Trauben eine hohe Reife erreichen können; so entstehen die konzentrierten und langlebigen Lagenweine, vorzugsweise von Morillon, Sauvignon blanc, Weiß- und Grauburgunder sowie Traminer. Die Rotweine spielen in der Südsteiermark eher eine Nebenrolle, doch auch Pinot noir und Zweigelt können bei einer entsprechen-