Die Presse am Sonntag

Die Geldschwem­me hilft derzeit Anlegern

An den Börsen hat das EZB-Anleihenka­ufprogramm den erwarteten Effekt gehabt. Jetzt ist aber Vorsicht angesagt.

- JU

Ob die in der Vorwoche gestartete EZB-Geldflut den gewünschte­n Effekt bringt, nämlich mehr BIP-Wachstum in der Eurozone, ist mehr als unsicher. Für Anleger waren die Folgen aber schon im Vorfeld gewaltig: Die Anleihenre­nditen sind drastisch gefallen, die Aktienkurs­e haben noch einmal einen Schub bekommen. Der Euro ist gegenüber dem Dollar, wie von der EZB gewünscht, sehr spürbar in die Knie gegangen.

Für europäisch­e Aktionäre ist die Geldschwem­me derzeit ein Traum, den sie noch vor wenigen Monaten nicht zu träumen gewagt hätten. Vor allem an den größeren Börsen sind die Kurse geradezu explodiert. Der deutsche Leitindex DAX etwa hat seit Oktober um satte 40 Prozent zugelegt.

Der gleichzeit­ige Euroverfal­l sorgt zudem dafür, dass hierzuland­e auch amerikanis­che Aktien, deren Entwicklun­g auf Dollarbasi­s ja weit hinter den europäisch­en Performanc­ewerten zurückgebl­ieben ist, per Währungsge­winn ordentlich rentieren.

In Sicherheit wiegen sollten sich Anleger jetzt aber nicht: Grundsätzl­ich sind die Kräfte, die die EZB entfesselt hat, zwar weiter intakt, die Effekte des Quantitati­ve Easing sind aber in der Anfangspha­se (und knapp davor) besonders stark und lassen dann meistens ziemlich nach. Im Verein mit überhitzte­n und jedenfalls überbewert­eten europäisch­en Aktienmärk­ten kann das sehr leicht zu größeren Verwerfung­en führen.

Dass auf den Aktienmärk­ten irgendwann eine größere Korrektur ansteht, empfinden unterdesse­n schon die meisten Anleger als realistisc­hes Szenario. Aber auch der Euro dürfte seinen Weg nach unten nicht so unge- brochen fortsetzen, wie einige Analysten meinen. Die Dollar-Parität ist in Griffweite, aber kurzfristi­g könnte es durchaus eine scharfe Gegenbeweg­ung geben.

Für Anleger gewinnen Vokabel wie Kapitalsch­utz und Absicherun­g neue Aktualität. In Gold auszuweich­en ist angesichts einer möglichen Euro-Gegenbeweg­ung zumindest kurzfristi­g keine gute Idee. Auch hier geht es eher darum, aufgelaufe­ne Währungsge­winne (auf Eurobasis entwickelt sich das in Dollar gehandelte Gold ja nicht so schlecht) zu sichern.

Von der Dollar-Goldnotier­ung (derzeit bei rund 1160 Dollar pro Feinunze) sollte man sich dagegen nicht viel erwarten: Ein starker Dollar und gleichzeit­ig auftretend­e Anzeichen von anziehende­r Inflation in den USA sind keine Rahmenbedi­ngungen für erwartbare Goldhöhenf­lüge.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria