Räuber und Gendarm
In Thore D. Hansens Thriller jagt Scotland Yard skrupellose Banker und Hacker, die die gesamte Finanzwelt bedrohen. Dass Geld die Welt regiert – und nicht etwa Parlamente oder Politiker, ist eine Binsenweisheit. Thore D. Hansen walzt diese genüsslich zu einer groß angelegten Verschwörungstheorie aus. Das ist legitim, denn dass die Finanzkräftigen das Sagen haben, bedeutet nicht, dass das System nicht angreifbar wäre. Zweimal hat man deshalb an der Wall Street eine Art Trockenübung durchgeführt, wie man auf einen Hacker-Angriff reagieren soll. Diese Simulation heißt Quantum Dawn. Sie hat gezeigt, wie leicht das Wirtschaftssystem ins Chaos stürzen könnte.
In Hansens Buch hat die Börse Quantum Dawn schon zum vierten Mal angewendet. Denn: Es gibt den Verdacht, dass jemand versucht, mithilfe spezifischer Algorithmen den Aktienhandel zu manipulieren. Eine Reihe angeblicher Suizide von Bankern und Brokern trägt zur Beunruhigung bei. Rebecca Winter, Expertin für Wirtschaftskriminalität bei Scotland Yard, macht sich gemeinsam mit dem exzentrischen Agenten des Bundesnachrichtendienstes Erik Feg auf die Suche nach dem Algorithmus, der einen Börsencrash verursachen könnte.
Thore D. Hansen ist Journalist und versteht es daher, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge so zu schildern, dass sie für Laien verständlich sind. Leider halten sich nicht nur seine Protagonisten in „Quantum Dawn“nicht an die Regeln. Auch Hansen selbst hat einen wichtigen Grundsatz missachtet: Ein Buch ist nicht fertig, wenn das letzte Wort geschrieben, sondern wenn das letzte überflüssige gestrichen ist. Spannend ist es trotz gelegentlicher Redundanz. cle Thore D. Hansen: „Quantum Dawn“, Europa Verlag, Berlin, 463 Seiten, 17,50 Euro.