Ein Platz nicht nur für Helden
Wie sieht die Museumslandschaft vor dem Umbau 2018 aus? Ein Rundgang.
Er ist ein geschichtsträchtiger Ort, der Heldenplatz: Ab 1871 ließ Franz Joseph I. ein Kaiserforum errichten, ein architektonisches Megaprojekt, das sich von der Hofburg bis zu den Hofstallungen, dem heutigen Museumsquartier, ziehen sollte. Geplant waren zwei Museumsgebäude – das Kunsthistorische und Naturhistorische Museum wurden auch verwirklicht –, die quer über die Ringstraße in zwei Flügel übergehen, die wiederum an die Hofburg anschließen sollten. Doch die Bauarbeiten gingen nur schleppend voran, fertig wurde nur einer der beiden Flügel – die Neue Burg.
Von deren Balkon aus verkündete Hitler 1938 den Anschluss Österreichs an Deutschland. Thomas Bernhard hat das literarisch kunstvoll verarbeitet – sein „Heldenplatz“, ein skandalumwitterter Klassiker der Moderne, handelt von den Traumata der zurückgekehrten Emigranten.
Heute ist der Heldenplatz Heimat einiger Sammlungen und Museen: Die Nationalbibliothek bietet neben dem Riesenbestand an Druckschriften etwa auch ein Papyrusmuseum und eine Grafiksammlung, das Weltmuseum Heldendenkmal. An einem frostigen Tag hat es in der Krypta im rechten Flügel des Äußeren Burgtors kaum mehr Grad als auf dem weitläufigen Heldenplatz. Der massive Stein des Gebäudes hilft nicht, eher im Gegenteil: Er hält den Frost in seinem Inneren.
Die Kälte kommt einem jedoch seltsam stimmig vor an einem Ort, an dem der Toten aus zwei Weltkriegen, verstorbener Bundesheersoldaten und gleich zweier ehemaliger Habsburger gedacht wird. Ist man einmal im Inneren des öffentlich zugänglichen Raums, hat man nicht den Eindruck, sich mitten in der lebhaften Wiener Innenstadt zu befinden. Viel zu sakral, still und würdevoll liegt da die Statue des „Toten Kriegers“aus rotem Marmor und prangt die Aufschrift „In Erfüllung ihres Auftrages ließen sie ihr Leben“.
An der Wand dokumentiert eine Fotoserie die jüngste Geschichte des Heldendenkmals: Man sieht den ehemaligen Verteidigungsminister, Norbert Darabos, wie er 2012 gerade im Begriff ist, den Namen eines Kriegsverbrechers aus den Totenbüchern in der Krypta zu streichen. Daneben ist der Moment do- Ephesos Museum. Nach mehreren Umzügen fand das Museum 1978 sein heutiges und endgültiges Zuhause im Erd- und Zwischengeschoß der Neuen Burg. Zuvor residierte es bereits provisorisch im Theseustempel im Volksgarten, im Unteren Belvedere und im Corps de Logis in der Neuen Burg, der heute das stillgelegte Weltmuseum (und bald wohl auch das Haus der Geschichte) beheimatet.
Treppauf, treppab geht es für den Besucher durch einen Dschungel aus Statuen. Die antiken Relikte stehen in scharfem Gegensatz zu der klassischen Umgebung mit ihren Marmorböden und stuckverzierten Wänden. Eine versunkene Epoche scheint in die andere eingebettet.
Teils kopf-, teils armlose, teils noch ganz erhaltene Statuen, Wandfresken und Kapitellen geben einen bruchstückhaften Einblick in die ehemalige antike Handelsmetropole an der türkischen Ägäisküste. 1895 entsandte die Monarchie Archäologen zu den Ruinen von Ephesos, der damalige Sultan des Osmanischen Reiches überließ einige Fundstücke, die bei den Grabungen zeigt Objekte fremder Kulturen. Das Kunsthistorische Museum betreibt hier die Hofjagd- und Rüstkammer, die Sammlung alter Musikinstrumente und das Ephesos-Museum, das von Österreichern ausgegrabene Schätze aus der antiken Handelsmetropole zeigt. Wer durch die Sammlungen schlendert, kann einige kostbare Objekte bestaunen: die Federkrone des Moctezuma, die Amazone aus dem Tempel der Artemis, eine alte Rindertrompete und einen Haufen Rüstungen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Mit dem Haus der Geschichte soll ab 2018 eine weitere Attraktion zum Ensemble an Museen dazukommen. Um Platz dafür zu schaffen, wird in nächster Zeit in der Neuen Burg einiges umgeschichtet – „Heldenplatz neu“nennt Kulturminister Ostermayer das Projekt. Grund genug, einen Blick auf den Status quo der Museenlandschaft am Heldenplatz zu werfen – solang es noch geht. kumentiert, in dem ein Nazi-Huldigungsschreiben des Bildhauers Willhelm Frass, seines Zeichens illegaler Nationalsozialist, unter der Statue des Kriegers behoben wird. Gemeinsam mit dem pazifistischen Gegenaufruf seines Mitarbeiters liegt das Faksimile nun im Heeresgeschichtlichen Museum. Umgestaltung stockt. Eine Tafel an der rechten Seitenwand erinnert daran, dass das Tor lang vor den Entdeckungen im Jahr 2012 eine bewegte Geschichte hatte. An derselben Stelle stand einst die Burgbastei, von der aus 1683 die Zweite Wiener Türkenbelagerung zurückgeschlagen werden konnte.
Seit 2012 ist die Umgestaltung des Heldendenkmals geplant, bis zur Umsetzung könnte es aber noch dauern: Die Neugestaltung soll mit der Errichtung eines „Hauses der Geschichte“in der Neuen Burg miterledigt werden. (Öffnungszeiten der Krypta: Dienstag bis Freitag, 8 –11.30 und 12.30–16 Uhr) entdeckt wurden, dem Kaiserhaus. Die auf diesem Wege eingeführten Objekte nehmen im Vergleich zu den darüber liegenden Sammlungen von Rüstungen und Musikinstrumenten relativ wenig Raum ein. Doch die Fülle an römischen Skulpturen und Fassadenteilen ist beträchtlich, bedenkt man, dass nach 1907 aufgrund des türkischen Antikengesetzes keine weiteren Fundstücke mehr nach Wien gelangen konnten. Geforscht wurde an den Ruinen aber weiterhin: Das Österreichische Archäologische Institut führt auch heute noch Grabungen in Ephesos durch. Weltwunder. Das Museum beherbergt unter anderem die Amazone vom Altar des Tempels der Artemis, eines der sieben Weltwunder der Antike. Höhepunkt der drei Ausstellungsräume: das am hintersten Ende angesiedelte Partherdenkmal, ein gut erhaltener Reliefzyklus aus der römischen Kaiserzeit. Vor der exklusiven Kulisse des ehemaligen Staatsdenkmals richtet das Kunsthistorische Museum auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten private Veranstaltungen aus. (Montag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr.)