Fleur de Sel auf die Wunden
ThomŻs Roth hŻt für ©ie ARD ©en ©ritten Krimi-Bestseller von Jean-Luc Bannalec verfilmt: Mor© mit LŻn©schŻft un© einer Prise SŻvoir-vivre.
Kommissar Georges Dupin stillt seine Koffeinsucht nicht mit Kaffee, sondern mit cafe,´ und er träumt von Seezunge, „in gesalzener Butter goldbraun gebraten“. Doch daraus wird nichts. JeanLuc Bannalec, der in seinen drei KrimiBestsellern die Bretagne als Ort der eigenwilligen Landschaft und noch eigenwilligeren Bewohner verherrlicht, schickt ihn statt in sein Lieblingslokal an den Entstehungsort des formidablen Fleur de Sel, wo eine Bekannte von Dupin tot aufgefunden wird. In seinen Romanen schwelgt der frankophile Bannalec, der von sich sogar behauptet, er wäre aus Brest (dabei han- delt es sich so gut wie sicher um ein Pseudonym für den Chef des S. Fischer Verlags, Jörg Bong aus Bonn), in poetischen Bildern. Bei ihm ist der Himmel über der Leiche publikumswirksam mit „wattebauschigen Schönwetterwolken“verziert. Wie, wenn nicht so, möchte man aufgefunden werden?
Auch die Verfilmung seines dritten Romans „Bretonisches Gold“erinnert oft an Rosamunde-Pilcher-Idyllen (nur gibt es statt Klippen grau-weiße Salzhügel zu erklimmen). Mord mit Landschaft, könnte man sagen. Schade, dass der Kaffee, den Dupin im Fernsehen trinkt, nicht schick französisch betont wird, sondern sehr deutsch – mit kur- zem f und noch kürzerem e. Mit gut getrimmtem Bart macht Pasquale Aleardi in der Rolle des Dupin dennoch gute Figur – der Schweizer mit der langen Filmografie (von „Resident Evil“bis „Männerherzen“) weiß, wie man einen Franzosen mimt: mit Sinn für das Savoir-vivre. Gleich zu Beginn steckt er die Nase tief in den Duft des Essens, das er serviert bekommt. Als ihn ein Anruf zum Aufbruch drängt, macht er eine beschwörende Geste, als wollte er dem Fleischstück sagen: Lauf bloß nicht weg! Doch daraus wird nichts . . . Unbeugsame Gallier. Regisseur Thomas Roth („Blutrausch“, „Falco“) huldigt mit „Bretonisches Gold“einmal mehr seiner Liebe zum TV-Krimi. Zu beschaulicher Musik inszeniert er das Salzbaron-und-Baronessen-Drama als Zeitlupen-Aufprall zweier Welten: Da die kleinkarierten „unbeugsamen Gallier“(Annika Kuhl als bürokratische Commissaire Rose), dort die weltoffenen Exilpariser – neben Dupin die Kollegen Riwal (Ludwig Blochberger) und Kadeg (Jan Georg Schütte), die die Bretagne für das Ende der Welt halten. Zwei Käuze stechen hervor: David Bennent („Die Blechtrommel“) als trotziger Salinenbesitzer Paul und Schütte, der Bonmots serviert: „Fleur de Sel – kleine Prise, tötet schnell“, dichtet Kadeg munter, als die Ermittler herausfinden, dass in den Salinen mit hochgiftigen Bakterien experimentiert wird. Da vergeht sogar Feinspitz Dupin der Gusto auf das weiße Gold – und geht lieber Pizza essen.
„Kommissar Dupin – Bretonisches Gold“: 19. 3., 20.15 Uhr, ARD.