Die Presse am Sonntag

Fleur de Sel auf die Wunden

ThomŻs Roth hŻt für ©ie ARD ©en ©ritten Krimi-Bestseller von Jean-Luc Bannalec verfilmt: Mor© mit LŻn©schŻft un© einer Prise SŻvoir-vivre.

- VON ISABELLA WALLNÖFER

Kommissar Georges Dupin stillt seine Koffeinsuc­ht nicht mit Kaffee, sondern mit cafe,´ und er träumt von Seezunge, „in gesalzener Butter goldbraun gebraten“. Doch daraus wird nichts. JeanLuc Bannalec, der in seinen drei KrimiBests­ellern die Bretagne als Ort der eigenwilli­gen Landschaft und noch eigenwilli­geren Bewohner verherrlic­ht, schickt ihn statt in sein Lieblingsl­okal an den Entstehung­sort des formidable­n Fleur de Sel, wo eine Bekannte von Dupin tot aufgefunde­n wird. In seinen Romanen schwelgt der frankophil­e Bannalec, der von sich sogar behauptet, er wäre aus Brest (dabei han- delt es sich so gut wie sicher um ein Pseudonym für den Chef des S. Fischer Verlags, Jörg Bong aus Bonn), in poetischen Bildern. Bei ihm ist der Himmel über der Leiche publikumsw­irksam mit „wattebausc­higen Schönwette­rwolken“verziert. Wie, wenn nicht so, möchte man aufgefunde­n werden?

Auch die Verfilmung seines dritten Romans „Bretonisch­es Gold“erinnert oft an Rosamunde-Pilcher-Idyllen (nur gibt es statt Klippen grau-weiße Salzhügel zu erklimmen). Mord mit Landschaft, könnte man sagen. Schade, dass der Kaffee, den Dupin im Fernsehen trinkt, nicht schick französisc­h betont wird, sondern sehr deutsch – mit kur- zem f und noch kürzerem e. Mit gut getrimmtem Bart macht Pasquale Aleardi in der Rolle des Dupin dennoch gute Figur – der Schweizer mit der langen Filmografi­e (von „Resident Evil“bis „Männerherz­en“) weiß, wie man einen Franzosen mimt: mit Sinn für das Savoir-vivre. Gleich zu Beginn steckt er die Nase tief in den Duft des Essens, das er serviert bekommt. Als ihn ein Anruf zum Aufbruch drängt, macht er eine beschwören­de Geste, als wollte er dem Fleischstü­ck sagen: Lauf bloß nicht weg! Doch daraus wird nichts . . . Unbeugsame Gallier. Regisseur Thomas Roth („Blutrausch“, „Falco“) huldigt mit „Bretonisch­es Gold“einmal mehr seiner Liebe zum TV-Krimi. Zu beschaulic­her Musik inszeniert er das Salzbaron-und-Baronessen-Drama als Zeitlupen-Aufprall zweier Welten: Da die kleinkarie­rten „unbeugsame­n Gallier“(Annika Kuhl als bürokratis­che Commissair­e Rose), dort die weltoffene­n Exilparise­r – neben Dupin die Kollegen Riwal (Ludwig Blochberge­r) und Kadeg (Jan Georg Schütte), die die Bretagne für das Ende der Welt halten. Zwei Käuze stechen hervor: David Bennent („Die Blechtromm­el“) als trotziger Salinenbes­itzer Paul und Schütte, der Bonmots serviert: „Fleur de Sel – kleine Prise, tötet schnell“, dichtet Kadeg munter, als die Ermittler herausfind­en, dass in den Salinen mit hochgiftig­en Bakterien experiment­iert wird. Da vergeht sogar Feinspitz Dupin der Gusto auf das weiße Gold – und geht lieber Pizza essen.

„Kommissar Dupin – Bretonisch­es Gold“: 19. 3., 20.15 Uhr, ARD.

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ARD EtwŻs rŻmponiert bei ©er Arbeit: Georges Dupin (PŻsquŻle AleŻr©i) ermittelt in ©er ARD.

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