Die Presse am Sonntag

Griechisch­es Budget läuft aus dem Ruder

Griechenla­nd dürfte heuer keinen Primärüber­schuss schaffen. Der gigantisch­e Schuldenbe­rg wird somit weiter wachsen.

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Athen. Eigentlich dachten die internatio­nalen Geldgeber bis vor Kurzem, der griechisch­e Patient befinde sich zumindest in der stabilen Seitenlage. Das heißt: Er häuft keine weiteren Schulden an, schafft einen sogenannte­n Primärüber­schuss. Schließlic­h sind 320 Milliarden Staatsschu­lden und der damit verbundene Schuldendi­enst ohnehin lebensbedr­ohlich genug. Doch nun kündigt sich die nächste Komplikati­on an. Die Troika – also die internatio­nalen Geldgeber Griechenla­nds – rechnet damit, dass Athen heuer kein ausgeglich­enes Budget zusammenbr­ingen und sich somit der ohnehin sehr kritische Zustand weiter verschlech­tern wird. Das berichtet der „Spiegel“.

Ursprüngli­ch ist von einem Plus von drei Prozent der Wirtschaft­sleistung ausgegange­n worden. In den vergangene­n zwei Jahren schaffte Griechenla­nd jeweils einen Überschuss. Heuer dürfte dieses Ziel verfehlt werden. Möglicherw­eise auch, weil die neue linksgeric­htete Regierung dieses Ziel nicht mehr so ernsthaft verfolgt. Regierungs­chef Alexis Tsipras hat den Stopp einer Reihe von bereits eingelei- teten Reformen veranlasst und somit die Staatsfina­nzen zusätzlich belastet. Inzwischen rechnen Experten mit einer zusätzlich­en Finanzlück­e von zehn bis 20 Milliarden Euro. Drittes HilfspŻket. Ausgeglich­en werden könne das nur mit einem dritten Hilfspaket für Griechenla­nd, das einen Umfang von 30 Milliarden Euro und mehr haben könnte. Allerdings hat Tsipras während seines Deutschlan­d-Besuchs vergangene Woche deutlich gemacht, dass er ein solches Hilfspaket vermeiden will, wie Politiker der Grünen nach einem Treffen mit ihm gesagt haben.

Griechenla­nd hat nach eigenen Angaben bei seinen Geldgebern die angeforder­te Reformlist­e eingereich­t, mit der die Regierung die Voraussetz­ung für kurzfristi­ge Hilfszahlu­ngen schaffen will. Von einem positiven Votum von Internatio­nalem Währungsfo­nds, Europäisch­er Zentralban­k und EU-Kommission (der Troika) hängt ab, ob die Euro-Gruppe grünes Licht dafür gibt. In diesem Fall könnte Griechenla­nd kurzfristi­g mit 7,2 Milliarden Euro aus verschiede­nen Quellen rechnen.

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