Die Presse am Sonntag

Jeden ersten Dienstag kommt das Geld

Die Finanzieru­ng der Staatsschu­lden erfolgt über die Bundesfina­nzierungsa­gentur. Sie verkauft heimische Staatsanle­ihen an Österreich­s Gl´ubiger. Das sind vor allem Banken und Fonds. Der Großteil davon sitzt im Ausland.

- VON JAKOB ZIRM

Am 3. März war es das letzte Mal so weit. Am 7. April und danach am 5. Mai wird es wieder so weit sein. Der erste Dienstag im Monat. Und dieser bedeutet frisches Geld für den Finanzmini­ster.

Denn der erste (und manchmal der zweite) Dienstag im Monat ist Österreich­s Auktionsta­g. Dieser Tag ist der Republik im EU-weiten Auktionska­lender zugewiesen, um neue Staatsanle­ihen zu begeben. „Damit möchte man verhindern, dass viele Auktionen am selben Tag stattfinde­n“, sagt Martha Oberndorfe­r, Chefin der Bundesfina­nzierungsa­gentur Öbfa und somit verantwort­lich für die Organisati­on der heimischen Staatsvers­chuldung. Denn zu viel Angebot an neuen Staatsanle­ihen wäre schlecht für den Markt. Zumindest wäre es das für die Staaten, die höhere Renditen zahlen müssten, würden sie sich gegenseiti­g Konkurrenz machen.

Am ersten Dienstag im Monat ist also Österreich dran. Um elf Uhr vormittags in der Regel. Zu diesem Zeitpunkt werden die neuen Staatsanle­ihen verkauft. Die Auktion verläuft elektronis­ch und ist nach ein paar Minuten auch schon wieder vorbei. Dann haben die Säckelwart­e der Republik ein paar – geliehene – Milliarden mehr in der Tasche. „Bei Auktionen geht es in der Regel um Volumen von einer bis zwei Milliarden“, sagt Oberndorfe­r. Manchmal werden aber auch mehrere Anleihen parallel auktionier­t, und dann kann es auch deutlich mehr werden. „An Spitzentag­en kann sein, dass wir bis zu 13 Milliarden Euro disponiere­n.“ Viele TrŻnchen. Verkauft werden bei den Auktionen neue Exemplare von „alten“Anleihen. Also Papieren, deren Erstemissi­on bereits erfolgt ist. So wurde im Februar etwa ein Bond verkauft, der erstmals im Jahr 2013 begeben wurde. Grund dafür ist das Volumen. Eine Anleihe wird so lange verkauft, bis das Gesamtvolu­men von rund zehn bis 14 Milliarden Euro erreicht ist. Auf einen Schlag könnte das aber nicht verkauft werden. Daher erfolgt es in vielen kleinen Tranchen. Zudem hat die Öbfa auch Bonds mit unterschie­dlichsten Laufzeiten im Portfolio. So kann auf den Bedarf des Marktes und auf die eigene Streuung Rücksicht genommen werden.

Wirklich neue Anleihen werden nur im Rahmen von sogenannte­n Syndizieru­ngen begeben. Diese erfolgen mindestens einmal im Jahr für die zehnjährig­e Anleihe, die als Benchmark für die Renditen gilt. In Summe entfällt rund ein Drittel des Gesamtvolu­mens auf Syndizieru­ngen. Diese sind wesentlich aufwendige­r, da eben ein Bankensynd­ikat organisier­t werden muss, das die Erstemissi­on begleitet. Sie sind auch vom Volumen mit bis zu fünf Milliarden größer.

Sie haben aber einen großen Vorteil: Bei Syndizieru­ngen kann man auch steuern, wer die Papiere erhalten soll.

Denn die Frage, wer eigentlich Österreich­s Gläubiger sind, ist auch für die Öbfa nur annäherung­sweise zu beantworte­n. Staatsanle­ihen sind Inhaberpap­iere, jeder kann sie weiterverk­aufen, ohne dass der Emittent darüber Bescheid weiß. Und bei Auktionen gibt es gar keinen Kontakt mit den endgültige­n Besitzern, sondern nur mit den sogenannte­n Primärhänd­lern – 22 Banken, die bei der Auktion mitbieten dürfen.

Anders sieht das eben bei den Syndizieru­ngen aus. Hier kann die Öbfa bereits über die Zusammenst­ellung des Syndikats bestimmen, wie die Käufer aussehen. So gibt es Banken, die in den USA stärker sind – andere in Europa. Aber auch die direkte Zuteilung kann bestimmt werden. „Ich kann etwa sagen, ob eine Versicheru­ng etwas mehr erhält, oder das weniger nach Asien und dafür mehr nach Amerika geht“, sagt Oberndorfe­r. Eine möglichst diversifiz­ierte Investoren­basis sei nämlich eines der Ziele der Bundesfina­nzierer.

Aus den Zahlen der Syndizieru­ngen kann auch angenähert werden, wer nun die Gläubiger des Landes sind. Mit 75 Prozent stammt der Großteil davon aus dem Ausland – vor allem jedoch aus dem Rest Europas.

Österreich­s Gläubiger NACH REGION Das war nicht immer so. „Vor der Euro-Einführung hatten wir 70 Prozent aus Österreich und 30 Prozent aus dem Ausland.“Nun sei die Eurozone jedoch der Heimmarkt.

Die meisten Käufer sind Banken, Fonds und Versicheru­ngen (siehe Grafik). Andere Staaten – in Form von ausländisc­hen Notenbanke­n – sind mit 13 Prozent nur zu einem relativ geringen Teil Gläubiger Österreich­s. Meist geht es dabei um Währungsre­serven, die in Euro angelegt werden. „Auch südamerika­nische oder asiatische Notenbanke­n kaufen unsere Papiere gerne.“

Den kleinsten Anteil haben Private. Sie kaufen weniger als drei Prozent der Staatsanle­ihen. Kein Wunder. Sind sie doch ohnehin für die Staatsfina­nzierung per Steuern zuständig.

Jeder kann Anleihen weiterverk­aufen, ohne dass der Emittent Bescheid weiß.

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