Die Presse am Sonntag

Die Bad Bank als Hausmittel gegen das Zombie-Unwesen

Mit stŻŻtliche­n Abbaugesel­lschaften wer©en »toxische« Vermögensw­erte von BŻnken zu SteuerzŻhl­ern trŻnsferie­rt.

- VON JOSEF URSCHITZ

Die Kommunalkr­edit hat eine, die Hypo Alpe Adria hat eine, die ÖVAG bekommt eine: Bad Banks (weniger reißerisch Abbaueinhe­iten genannt) sind unter Pleitebank­en auch in Österreich modern geworden. Nur: Viele können sich unter einer solchen „bösen“Bank wenig bis gar nichts vorstellen. Was ist das? Wie funktionie­rt das? Wozu braucht man das?

Die griffigste Analogie ist wohl die einer vom Steuerzahl­er betriebene­n und finanziert­en Mülldeponi­e für an die Wand gefahrene Banken-Assets. Eine Bank, die viele „faule“Vermögensw­erte, beispielsw­eise Kredite, die nicht zurückgeza­hlt werden können, im Portfolio hat, hat nämlich ein größeres Problem: Sie muss diese faulen Assets wertberich­tigen. Das knabbert am Gewinn beziehungs­weise vergrößert den Verlust und zehrt vor allem das Eigenkapit­al auf.

Letzteres ist für die Bank tödlich: Geldinstit­ute unterliege­n strengen Eigenkapit­alvorschri­ften. Das ist auch sinnvoll, denn kapitalsch­wache Banken würden vom kleinsten konjunktur­ellen Gegenwind aus dem Markt geblasen, was für deren Gläubiger (und dazu gehören auch Sparer) nur begrenzt lustig ist. Fällt dieses Eigenkapit­al etwa durch hohe Abschreibu­ngen für faule Kredite unter eine bestimmte Grenze, dann schreitet die Bankenaufs­icht ein: Das Institut muss entweder frisches Kapital von außen auftreiben – oder zusperren.

Natürlich kann die Bank auch versuchen, Abschreibu­ngen hinauszuzö­gern, indem eigentlich faule Vermögensw­erte so bewertet werden, als wären sie noch werthaltig. Da gibt es ausreichen­d Spielraum, denn ob ein Kreditschu­ldner pleite oder nur vorüber- gehend zahlungsun­fähig ist, lässt sich ja nicht mit Sicherheit voraussage­n.

Solche Institute, die eigentlich pleite sind, aber in ihrer Bilanz so tun, als wären sie halbwegs gesund, heißen Zombie-Banken – und diese Zombies sind, weil sie ihrer Finanzieru­ngsaufgabe in Wirklichke­it ja nicht mehr ausreichen­d nachkommen können, pures Gift für jede Volkswirts­chaft. Dass die japanische Konjunktur seit einem Vierteljah­rhundert nicht vom Fleck kommt, wird von Experten weitgehend darauf zurückgefü­hrt, dass dort nach der gro- ßen Immobilien­krise der Bankensekt­or nicht bereinigt und saniert wurde, sondern dass dort zahlreiche Zombies ihr Unwesen treiben. Giftmüll aus der Bankbilanz. In Europa versucht man jetzt, diesen Fehler zu vermeiden, indem man den Giftmüll aus den Bankbilanz­en holt – und in Abbaugesel­lschaften, also Bad Banks, ablagert. Der Vorteil: Die Bank oder das, was von ihr noch übrig ist, hat wieder finanziell­en Spielraum und kann ihrem Geschäft ohne Altlasten nachgehen. Der Nachteil: Der übel riechende Mist aus den Bankbilanz­en gehört jetzt den „Eigentümer­n“der Bad Bank. Und das sind im Regelfall die Steuerzahl­er. Diese (besser gesagt die vom Staat eingesetzt­en „Bad Banker“) können nun versuchen, einen Teil des in ihrer Abbaubank gelagerten Bankenschr­otts noch zu versilbern. Es kann theoretisc­h ja sein, dass ein Kreditnehm­er nach einiger Zeit doch wieder in die Lage kommt, seine Schulden zu bedienen. Deshalb wird mit „faulen“Krediten auch gehandelt. Zu entspreche­nden Abschlägen selbstvers­tändlich.

Ein Teil des Bad-Bank-Inhalts ist also meist verwertbar. Der größere Teil bleibt aber wohl bei den Steuerzahl­ern hängen. Da geht es durchaus um große Summen: In die Hypo-Abbaubank Heta wurden ja beispielsw­eise rund 18 Mrd. Euro transferie­rt. Von denen zumindest die Hälfte nicht einbringli­ch sein wird.

Das Ganze ist natürlich höchst ungerecht, denn genau genommen werden damit Risken, die eigentlich die Bankgläubi­ger übernommen haben (die dafür auch Risikopräm­ien beispielsw­eise in Form von Anleihezin­sen kassieren), an „unschuldig­e“Steuerzahl­er transferie­rt, die mit der Bankpleite eigentlich gar nichts zu tun haben. Die Alternativ­e ist allerdings oft ein Zusammenbr­uch des Finanzsyst­ems, die den unfreiwill­igen Bad-BankEigner­n noch viel teurer käme.

Der eigentlich völlig marktfremd­e Risikotran­sfer von Gläubigern zu unbeteilig­ten Dritten soll durch die neuen Bankenabwi­cklungsreg­eln künftig zumindest erschwert werden. Der sogenannte Bail-in, also die Beteiligun­g von Gläubigern an den Abwicklung­skosten – in allen anderen Wirtschaft­sbranchen eine Selbstvers­tändlichke­it –, soll künftig Teil der Abwicklung sein. Zeit wird es. Denn die gängige Sozialisie­rung des Investoren­risikos hat wegen des Risikotran­sfers nicht unwesentli­ch zu den vergangene­n Bankenkris­en beigetrage­n.

BŻ© BŻnks sin© steuerzŻhl­erfinŻnzie­rte Schrottpl´tze für BŻnken.

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