Gesundheit der Zukunft
Mit der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) auf dem Campus Krems ist die österreichische Hochschullandschaft seit 18 Monaten um eine Einrichtung reicher. Rudolf Mallinger, Rektor der KL, zieht Resümee und skizziert seine Vision einer modernen Lehre und Forschung in der Medizin und im Gesundheitswesen. Rudolf Mallinger: Wir haben in dieser ersten Zeit sehr viel erreicht. Die innere Struktur ist gut aufgebaut, die ersten beiden Jahrgänge sind erfolgreich gestartet. Die Studierenden geben uns ein äußerst positives Feedback und freuen sich, bei uns zu sein. Und last but not least: Wir hatten sehr viel Glück und Erfolg in der Personalrekrutierung. Schließlich steht und fällt eine gute Einrichtung mit einem engagierten Team. Die Zusammenarbeit von Medizinern auf der einen Seite und von nicht medizinischen, therapeutischen Berufsgruppen auf der anderen Seite wird immer wichtiger. Die Gesundheitsversorgung von hoch entwickelten Gesellschaften braucht in Zukunft interprofessionell und interdisziplinär agierende Teams. Diesem Anspruch muss man auch relativ früh in der Bildung Rechnung tragen. Unsere Idee ist es, unter dem Dach einer Universität mehrere Aspekte der Gesundheitswissenschaften beziehungsweise unterschiedlicher Disziplinen schon ihn ihren grundständigen Studien zu vereinen und diese Interprofessionalität und Interdisziplinarität von Beginn an erlebbar zu machen. Die Bedürfnisse der Patienten sind der Ausgangspunkt aller Überlegungen im Entwicklungsprozess im Gesundheitswesen. Eine zentrale Frage ist, wie wir den Ansprüchen einer alternden und immer älter werdenden Gesellschaft Genüge leisten können. Es wird nicht ausreichen, die Zahl der Ärzte zu erhöhen, sondern es wird sinnvoll sein, unterschiedliche Professionen gemeinsam mit den Medizinern arbeiten zu lassen und eben auch in der Ausbildung zusam- menzuführen. Dieser interdisziplinäre Ansatz gilt natürlich auch für die Forschung an der KL. Die Lehre soll letztlich evidenzbasiert sein. Und Evidenz gewinnt man durch gute Forschung. Geht es rein um die medizinische Ausbildung, braucht es das Bachelor-Master-System nicht. Da reicht die ärztliche Grundausbildung in Form des Diplomstudiums, wie sie in Mitteleuropa üblich ist. Die Zweiteilung hat aber aus unserer Sicht eine große Bedeutung in Hinblick auf die Flexibilisierung des akademischen Curriculums. Es ermöglicht Medizinstudierenden, die sich im Lauf des Bachelorstudiums neu orientieren, einen Umbeziehungsweise Ausstieg, ohne das Berufsfeld Gesundheit aus dem Auge oder wertvolle Ausbildungsjahre zu verlieren. Sie können nach dem Bachelorstudium einen anderen Aus- oder Weiterbildungsweg einschlagen, beispielsweise in themenverwandte Masterstudiengänge wie Public Health wechseln. Sie können aber auch direkt ins Berufsleben einsteigen, beispielsweise ins medizinische Dokumentationswesen oder in den Pharmabereich. Es geht auch hier darum, die Tätigkeiten in diesen Berufsgruppen auf eine evidenzbasierte Basis zu stellen. Ein verstärkter Fokus auf die Forschungsaktivität ist damit ein Gebot der Stunde. Und Forschung findet in aller Regel im akademischen Rahmen statt. Generell stellt sich die Frage, ob in der Ausbildung zu therapeutischen Berufen wie der Psychotherapie, die in Österreich als zweiter Heilberuf neben der Medizin gilt, nicht ähnliche Qualitätsstandards gelten sollten, wie sie für die me- dizinische Ausbildung schon selbstverständlich sind. Wir haben an einem Ort eine Universität für Weiterbildung mit medizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Schwerpunkten, eine Fachhochschule mit einem starken Studienangebot in den Gesundheitsberufen sowie eine Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften vereint. Damit ist auf dem Campus Krems die Aus- und Weiterbildungskarriere in diesem Bereich gut abgedeckt. Das ist in der Form europaweit einzigartig.