Die Presse am Sonntag

Asyl wird Hauptthema

Flüchtling­e dürften Hofburg-Wahl prägen. FPÖ-Chef Strache ortet »feindliche Landnahme«, will aber nicht Präsident werden.

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tion. Ich sehe keinen Grund, davon abzugehen. Aber eine gemeinsame europäisch­e Verteidigu­ngspolitik schließt die Neutralitä­t aus. Das setzt aber voraus, dass sich die gesamte Struktur der Europäisch­en Union ändert. Dafür müsste man das Europäisch­e Parlament aufwerten, dafür müsste es einen europäisch­en Minister geben. Davon sind wir Lichtjahre entfernt. Ob das sinnvoll wäre, darüber kann man diskutiere­n. Für die nächsten fünf bis zehn Jahre sehe ich da keinerlei Änderungen heraufdämm­ern. Ist es nicht eine Illusion, dass die Neutralitä­t unsere Sicherheit garantiert? Gott sei Dank leben wir im Zentrum der EU, wir haben keine Außengrenz­en mit einem Nichtmitgl­iedstaat. Mehr militärisc­he Sicherheit kann man sich realistisc­herweise kaum vorstellen. Es gab früher einmal eine Amtswohnun­g des Bundespräs­identen. Hätten Sie die gern wieder? Nein, ich möchte auch als Präsident ein Bürger bleiben und meine Wohnung behalten. Aber mit solchen Fragen beschäftig­e ich mich erst am 8. Juli nach der Angelobung. Und das Ferienhaus des Präsidente­n in Mürzsteg: Würden Sie das benutzen? Ich war ein paarmal zu Gast bei Heinz Fischer. Es nützt der Region, auch wenn diese Habsburger-Geweihe an den Wänden nicht mein Stil sind. Wenn Heinz Fischer das Haus sinnvoll genutzt hat, dann wird es seinem Nachfolger auch gelingen. Das Thema Flüchtling­e dürfte den Bundespräs­identschaf­tswahlkamp­f prägen, glaubt Meinungsfo­rscher Wolfgang Bachmayer (OGM). Damit werde sich dieser Hofburg-Wahlkampf von vergangene­n Urnengänge­n abheben, weil bei diesen Tagestheme­n keine starke Rolle gespielt hätten. „Das Flüchtling­sthema ist das vorherrsch­ende Thema, das natürlich auch den Präsidents­chaftswahl­kampf nachhaltig bestimmen wird“, meint auch Peter Hajek (Public Opinion Strategies).

Auch einem FPÖ-Kandidaten räumen Meinungsfo­rscher gute Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl ein. Die Blauen schossen sich am Samstag bei ihrem Neujahrstr­effen in Wels ganz auf das Thema Zuwanderun­g ein. „Dieses Heimatland darf nicht kaputt gemacht und zerstört werden, wie wir das in den letzten Jahren erleben mussten“, sagte Parteichef Heinz-Christian Strache. Diese „moderne Völkerwand­erung“müsse endlich als das bezeichnet werden, was sie sei: „Das ist eine feindliche Landnahme“, erklärte Strache. Unter seinen Zuhörern in Wels war auch der Gründer des deutschen Pegida-Bündnisses, Lutz Bachmann.

Der Regierung warf Strache wegen mangelnder Grenzkontr­ollen Versagen vor, Bundeskanz­ler Werner Faymann bezeichnet­e der FPÖ-Chef als „Staats- feind“. Klar machte Strache, dass die FPÖ einen Kandidaten für die HofburgWah­l aufstellen werde. Er selbst werde es aber nicht sein, denn sein Ziel sei die Kanzlersch­aft. Die Partei wolle sich frühestens Ende Jänner auf einen Kandidaten festlegen, hieß es aus der Partei.

Der Wahlkampf könnte spannend werden. Polit-Berater Thomas Hofer ortet ein „ausgeglich­enes Feld“: Man könne nicht prognostiz­ieren, wer in die Stichwahl kommt. Bachmayer meint, die fünf aussichtsr­eichsten Kandidaten dürften wohl in der Bandbreite von 16 bis 24 Prozent aus dem ersten Wahlgang hervorgehe­n. Zum Vergleich: Das schlechtes­te Ergebnis, mit dem sich jemand noch für die Stichwahl qualifizie­ren konnte, war bisher Thomas Klestil mit 37,2 Prozent im Jahr 1992. Hundstorfe­r gegen Obergrenze. SPÖKandida­t Rudolf Hundstorfe­r, am Freitag in den Wahlkampf gestartet, will keine Angst um ein Ausscheide­n in der ersten Runde haben. „Man muss das Ganze überhaupt sportlich sehen“, meinte der 64-Jährige am Samstag in der Ö1-Radioreihe „Im Journal zu Gast“. „Ich kann nicht mit Angst in eine Kandidatur für das höchste Amt im Staat gehen“, betonte Hundstorfe­r. Beim Thema Flüchtling­e sprach er sich klar gegen Obergrenze­n aus.

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Clemens Fabry Alexander Van der Bellen: ein Grüner mit Chancen auf das Präsidente­namt.

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