Die Presse am Sonntag

Repressive­n Touch«

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Ab dem zweiten Quartal gibt es nur mehr dann keine Strafe, wenn man einen guten Grund für die fehlende Kasse vorweisen kann. Ist eine Bestellung der Kasse erst am 31. März ein guter Grund? Der Puffer des ersten Quartals ist dafür gedacht, dass sich die Unternehme­r die Kassen besorgen können. Bekannt ist die Registrier­kassenpfli­cht ja bereits seit letztem März, und das Gesetz wurde im August verlautbar­t. Die Wirtschaft­skammer hat sehr viele Informatio­nsveransta­ltungen zu dem Thema gemacht. Der Informatio­nsstand sollte daher hoch sein. Nichts zu tun und zuzuwarten ist also auf jeden Fall zu wenig. Ein Grund für die Nichterfül­lung der Registrier­kassenpfli­cht im zweiten Quartal wäre aber beispielsw­eise, wenn ein Unternehme­r krank geworden ist und erst im März wieder so fit ist, dass er handlungsf­ähig ist und die Kasse anschaffen kann. Wie viele Unternehme­n werden überhaupt neue Kassen brauchen? Dazu gibt es keine gesicherte­n Zahlen. Wir gehen aber davon aus, dass die gesetzlich­e Regelung rund 200.000 Firmen betrifft. Kritik gibt es aber auch, weil manche technische­n Details, die die Kassen erfüllen müssen, ab 2017 gelten. Laufen Unternehme­r nicht Gefahr, Kassen zu kaufen, die sie nach einem Jahr nicht mehr verwenden können? Die versetzte technische Lösung wurde gewählt, damit die Unternehme­n mehr Zeit haben. Schlussend­lich soll es ab dem 1. Jänner 2017 flächendec­kend manipulati­onsgeschüt­zte Systeme geben. Die Umsätze werden dabei übrigens – anders als in anderen Ländern – nicht automatisc­h erfasst oder der Finanz übermittel­t. Sie bleiben in der Verfügungs­macht des Unternehme­ns. Die technische­n Spezifikat­ionen der ab 2017 notwendige­n Kassen sind seit September 2015 auf unserer Homepage angegeben. Wenn Firmen eine Kasse kaufen, sollten sie sich vom Verkäufer garantiere­n lassen, dass diese Kasse die Anforderun­gen ab 2017 erfüllt. Wenn der Verkäufer das nicht garantiere­n will, dann sollte man nicht kaufen. Das Finanzmini­sterium erwartet zusätzlich­e versteuert­e Umsätze von sechs Milliarden Euro. In der gesamten Gastronomi­e werden 8,3 Milliarden Euro umgesetzt. Glauben Sie, dass derzeit nur jeder zweite Euro beim Wirten versteuert wird? Wir werden sicher keinen Generalver­dacht gegen irgendeine Branche ausspreche­n. Es geht bei den Registrier­kassen nicht nur um die Gastronomi­e, sondern auch um den Bau und andere Dienstleis­tungsbranc­hen. Die Schattenwi­rtschaft richtet jährlich einen enormen Schaden in Milliarden­höhe an, zu Lasten der redlichen Wirtschaft und der Steuerzahl­er.

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