Menschenrechte, Moral und Geld.
Bayern München, Dortmund und Frankfurt stehen in Deutschland nach der Auswahl ihrer Trainingslager in der Kritik. Es ist eine scheinheilige Debatte über
ein Verein kaum noch eine richtige Wahl treffen. „Wenn wir nur in Destinationen gehen, in denen Menschenrechte zu 100 Prozent erfüllt sind, sind wir auf der Welt irgendwann allein.“Es könne niemand erwarten, „dass wir keine Kontakte mehr mit Regierungen pflegen, die in irgendeiner Weise unseren Wertvorstellungen nicht entsprechen“, sagt er dem „Spiegel“. „Wir machen ein Trainingslager – sonst gar nichts.“
Besorgt zu Wort gemeldet hat sich Willi Lemke, früher Macher bei Werder Bremen und jetzt Sonderberater Sport des UN-Generalsekretärs. Er wünscht sich mehr Initiative von den Vereinen. „Man sollte sich vor Ort über die Situation kundig machen, Stellung beziehen für die Rechte der Arbeitsmigran- ten in Katar. Es geht darum, ein differenziertes Bild zu gewinnen. Die Realität nicht auszublenden, verantwortliche Politiker spüren lassen, dass wir in Europa an der Situation der Arbeiter sehr wohl interessiert sind. Den Profis selbst sind die Hände gebunden. Wer soll sich schon kritisch gegenüber seinem Arbeitgeber äußern?“
Philipp Lahm, Bayerns Kapitän, hat vor Beginn der Reise nach Doha zumindest einen nachdenklichen Einblick gegeben. „Man muss mit offenen Augen durchs Leben gehen. Ist es besser, hierher zu kommen, und dann wird darüber gesprochen? Oder ist es besser, zu Hause zu bleiben? Es gibt immer verschiedene Meinungen.“Seinem Arbeitgeber passt Kritik generell nicht, an der Wahl des Trainingslagers schon gar nicht. „Keine politischen Äußerungen“, hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bestimmt. Begründung: „Wir sind Sportler.“
Am 22. Jänner starten die Bayern die Rückrunde gegen den HSV. Dann interessieren nur noch Tore, Abseits, Rote Karten – bis zur nächsten Winterpause, dem nächsten Trainingslager. Bis dahin machen zehn Millionen Menschen Urlaub in Dubai, verdienen globale Konzerne am persischen Golf. Zudem, alle drei Emirate treten in Europas Fußball seit Jahren als willkommene Großsponsoren auf mit ihren jeweiligen Fluglinien. Es ist eine scheinheilige Debatte.