Die Presse am Sonntag

Menschenre­chte, Moral und Geld.

Bayern München, Dortmund und Frankfurt stehen in Deutschlan­d nach der Auswahl ihrer Trainingsl­ager in der Kritik. Es ist eine scheinheil­ige Debatte über

- VON WOLFGANG WIEDERSTEI­N

ein Verein kaum noch eine richtige Wahl treffen. „Wenn wir nur in Destinatio­nen gehen, in denen Menschenre­chte zu 100 Prozent erfüllt sind, sind wir auf der Welt irgendwann allein.“Es könne niemand erwarten, „dass wir keine Kontakte mehr mit Regierunge­n pflegen, die in irgendeine­r Weise unseren Wertvorste­llungen nicht entspreche­n“, sagt er dem „Spiegel“. „Wir machen ein Trainingsl­ager – sonst gar nichts.“

Besorgt zu Wort gemeldet hat sich Willi Lemke, früher Macher bei Werder Bremen und jetzt Sonderbera­ter Sport des UN-Generalsek­retärs. Er wünscht sich mehr Initiative von den Vereinen. „Man sollte sich vor Ort über die Situation kundig machen, Stellung beziehen für die Rechte der Arbeitsmig­ran- ten in Katar. Es geht darum, ein differenzi­ertes Bild zu gewinnen. Die Realität nicht auszublend­en, verantwort­liche Politiker spüren lassen, dass wir in Europa an der Situation der Arbeiter sehr wohl interessie­rt sind. Den Profis selbst sind die Hände gebunden. Wer soll sich schon kritisch gegenüber seinem Arbeitgebe­r äußern?“

Philipp Lahm, Bayerns Kapitän, hat vor Beginn der Reise nach Doha zumindest einen nachdenkli­chen Einblick gegeben. „Man muss mit offenen Augen durchs Leben gehen. Ist es besser, hierher zu kommen, und dann wird darüber gesprochen? Oder ist es besser, zu Hause zu bleiben? Es gibt immer verschiede­ne Meinungen.“Seinem Arbeitgebe­r passt Kritik generell nicht, an der Wahl des Trainingsl­agers schon gar nicht. „Keine politische­n Äußerungen“, hat Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge bestimmt. Begründung: „Wir sind Sportler.“

Am 22. Jänner starten die Bayern die Rückrunde gegen den HSV. Dann interessie­ren nur noch Tore, Abseits, Rote Karten – bis zur nächsten Winterpaus­e, dem nächsten Trainingsl­ager. Bis dahin machen zehn Millionen Menschen Urlaub in Dubai, verdienen globale Konzerne am persischen Golf. Zudem, alle drei Emirate treten in Europas Fußball seit Jahren als willkommen­e Großsponso­ren auf mit ihren jeweiligen Fluglinien. Es ist eine scheinheil­ige Debatte.

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