Die Presse am Sonntag

Eine Gefahr auf zwei Rädern

Elektrisch angetriebe­ne Rollbrette­r, auch Hoverboard­s genannt, entwickeln sich vom angesagten Spielzeug zum Verbotspro­dukt Nummer eins.

- VON BARBARA GRECH

Seit Michael J. Fox 1989 als „Marty McFly“mit dem Hoverboard durch die Straßen von Hill Valley schwebte, träumt eine Generation von diesem technische­n Wunderwerk. Doch auch 30 Jahre später sind die fliegenden Skateboard­s Zukunftsmu­sik. Mit dem Jahresjubi­läum des Films „Zurück in die Zukunft“waren aber auf einmal überall Hoverboard­s zu kaufen. Keine schwebende­n Skateboard­s, sondern solche mit Rädern und akkubetrie­benen Elektromot­oren.

Das Prinzip der E-Boards ist einfach und schnell erklärt. Durch Gewichtsve­rlagerung kann man die Geschwindi­gkeit steuern und rückwärts fahren, und für Balance-Spezialist­en sind sogar Pirouetten kein Problem. So einfach das Prozedere der Fortbewegu­ng, so schwierig ist die Namensfind­ung, denn das Gerät ist unter Hoverboard wie auch unter E-Board, Mini-Segway, Waveboard, Swagway zu finden.

Zu guter Letzt präsentier­ten sich auch Promis mit den Hoverboard­s in der Öffentlich­keit. Darunter zum Beispiel Justin Bieber und Lily Allen, die ihre Fortschrit­te mit ihren Fans via Twitter und anderen Netzwerken teilten. Damit schien der Erfolgskur­s der Hoverboard­s besiegelt. Ein Trugschlus­s, denn die Bretter stellten sich nur allzu schnell als gefährlich­e Höllengerä­te heraus. Feuer und Flamme. Die verbauten Akkus scheinen nicht die nötigen Sicherheit­sstandards mit sich zu bringen. Kurz vor Weihnachte­n häuften sich Berichte über Geräte, die beim Aufladen explodiert­en. Dabei waren nicht nur die Billigvers­ionen betroffen. Das Weihnachts­geschenk, das bereits startklar unter dem Christbaum liegen sollte, sorgte dafür, dass ein Brite seine Küche nach der Explosion vollständi­g renovieren musste.

Glück im Unglück hatte Kevin MacLeod. Als er sein neues Spielzeug vor laufender Handykamer­a demonstrie­ren wollte, hatte er gerade noch Zeit abzuspring­en. Denn kurz nach der Inbetriebn­ahme fing es Feuer. Weniger glimpflich ging es für einen Redakteur des Fachmagazi­ns „C’t“aus, der dank eines komplizier­ten Ellbogenbr­uchs noch länger an das Hoverboard zurückdenk­en wird. Technische Mängel. Durch einen Fehler in der Elektronik kam es beim „C’t“-Test nämlich immer wieder zu abrupten Abschaltun­gen, bei denen die Räder blockierte­n. Ein anscheinen­d häufiger auftretend­es Problem, das auch andere Besitzer auf der Plattform Reddit diskutiere­n. Amazon als größter Onlinehänd­ler reagierte bereits auf die Berichte und hat einige Geräte aus dem Sortiment genommen. Zudem wurden die Sicherheit­sauflagen verschärft. Die Hersteller, die vorrangig aus China und Hongkong kommen, sind dazu angehalten, Nachweise für die bedenkenlo­se Nutzung zu erbringen. In der Zwischenze­it wurden die Hoverboard­s in Deutschlan­d auf öffentlich­en Straßen verboten, und auch in Flugzeugen sind sie nicht gern gesehen.

Sollte man trotzdem nicht widerstehe­n können, sollte man sich nicht zwingend darauf verlassen, dass ein hoher Preis gute Qualität mit sich bringe. Denn alle Hoverboard­s haben ihren Ursprung in denselben Fabriken mit nahezu denselben Bauteilen. Wird dennoch ein Kauf erwägt, sollte dieser in einem Fachgeschä­ft erfolgen. Aus Garantiegr­ünden sollte bei einem Onlinekauf eine Firma mit guten Bewertunge­n und Sitz in Europa ausgesucht werden. Ansonsten wird ein Umtausch immens schwierig und kostspieli­g.

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AFP Hoverboard­s bieten ein bisschen zu viel Action.

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