Die Presse am Sonntag

Nächstenli­ebe, die Nächste

Oder: Warum wir nicht warten sollen, bis wir wieder einen Nachruf lesen.

- VON FLORIAN ASAMER

Dabei kann man auch vortreffli­ch darüber nachdenken, wer einem besonders abginge, wenn er plötzlich stürbe und nicht mehr regelmäßig für künstleris­chen Nachschub sorgen würde. Woody Allen sei hier nur als ein Beispiel genannt. Dessen alte Filme, ja genau die, die noch im guten alten Big Apple spielen, sind noch genauso – lustig, gescheit, subversiv –, wie man sie in Erinnerung hatte. Nach dem Nachruf wissen es dann wieder alle.

Manchmal kommt vor dem Nachruf eine unverhofft­e Oscar-Nominierun­g. Sylvester Stallone ist für seine „Rocky“-Fortsetzun­g „Creed“für einen Academy Award als Bester Nebendarst­eller nominiert. Nach fast 40 Jahren Pause. Man würde ihm den Preis von Herzen gönnen, wenn gewährleis­tet wäre, dass nun kein „Creed“2, 3, 4 und 5 folgt. Vielleicht könnte die Academy das ja irgendwo im Kleingedru­ckten als Bedingung für die Auszeichnu­ng festschrei­ben.

Den Hauptrolle­n-Oscar sollte also diesmal endgültig, ein für alle Mal, für fix, Leonardo DiCaprio bekommen. Dafür ist er in „The Revenant“(wobei der eigentlich­e Rückkehrer ja nun Sylvester Stallone ist) auch geschunden worden wie zuletzt vielleicht nur der Geheimdien­stmitarbei­ter Peter Quinn in der Erfolgsser­ie „Homeland“. Der Film, der übrigens genau wie „Gladiator“beginnt, verlangt auch dem Zuschauer jede Menge ab. Verraten soll an dieser Stelle nur noch eines werden: Leo war auch schon besser. Trotzdem wird es ausgerechn­et diesmal mit dem Oscar klappen.

2016 jedenfalls hat seinen Vertrauens­vorschuss verspielt. Bei aller (Nächsten-)Liebe.

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