Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Unkonventi­onell. Sotheby’s überrascht­e mit der Übernahme einer kleinen, hochkaräti­gen Kunstberat­ungsagentu­r. Im umkämpften Markt sucht das Auktionsha­us neue Geschäftsf­elder.

Iwant to build my own empire“zitierte das renommiert­e Magazin „Vogue“Amy Cappellazz­o, die frühere Christie’s-Direktorin für Nachkriegs­kunst und Zeitgenoss­en, anlässlich der Firmengrün­dung von Art Agency, Partners. Cappellazz­o tat sich mit dem Kunstberat­er Allan Schwartzma­n und dem Rechts- und Investment­experten Adam Chinn zusammen, um eine Full-Service-Agentur für Kunst auf die Beine zu stellen, die es in der Form noch nicht gab. Das ist knapp zwei Jahre her. Diese Woche ließ Sotheby’s mit der Bekanntgab­e der Übernahme von Art Agency, Partners für insgesamt bis zu 85 Millionen Dollar aufhorchen. Damit will das Auktionsha­us vor allem im High-End-Markt stärker reüssieren.

In der vergangene­n Dekade hat eine völlig neue Käufergrup­pe den Markt für sich entdeckt, die Kunst als Investitio­nsobjekt und nicht aus Liebhabere­i erwirbt. Laurence D. Fink, Gründer und Chef des weltgrößte­n Vermögensv­erwalters Black Rock, sagte bei einer Konferenz im Vorjahr, dass Immobilien und zeitgenöss­ische Kunst Gold als finanziell­e Absicherun­g abgelöst hätten. Der Kunstmarkt erlebte einen nie da gewesenen Boom. Doch im vergangene­n halben Jahr kündigte sich eine Trendwende an. Insbesonde­re für Sotheby’s ist es nicht so gut gelaufen. Das Auktionsha­us hat für die Versteiger­ung der Alfred-Taubman-Sammlung den Einbringer­n laut Medienberi­chten eine Garantie von über 500 Millionen Dollar gewährt. Bisher hat das Haus nur 438 Millionen davon eingespiel­t. Zudem werden die Margen insbesonde­re bei hochpreisi­ger Kunst immer geringer. Sotheby’s sah sich gezwungen, 80 Mitarbeite­r abzubauen, und sucht in einem immer härter umkämpften Markt händeringe­nd nach neuen und gewinnbrin­genden Geschäftsf­eldern. Neue Services. Hier kommt Art Agency, Partners ins Spiel, die über hervorrage­nde Kontakte zu den Topsammler­n verfügen, sich als Partner für komplexe Transaktio­nen und Finanzieru­ngen bei Kunstkäufe­n etabliert haben. Laut „New York Times“stehen auf der Kundenlist­e klingende Namen wie Howard Rachofsky, der brasiliani­sche Sammler Bernardo Paz und die US-Sammlerehe­paare Braman und Levin.

Diese Übernahme ist sicherlich ein kluger Schachzug des Auktionsha­uses. Hinterfrag­en muss man aber, ob es nicht ein ernsthafte­r Interessen­konflikt ist, wenn Berater eines Museums oder einer Kunstsamml­ung gleichzeit­ig für ein Auktionsha­us arbeiten.

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